Die Wirtschaftskammer hatte im März beschlossen, mit der Stadt Wien über eine Ausdehnung der Sperrstunde bei Unterhaltungsbetrieben, zum Beispiel Tanzlokalen, von 4.00 Uhr auf 6.00 Uhr zu verhandeln. Konkret soll erwirkt werden, dass ein neuer Lokaltyp – laut Antrag eine neue “gastgewerbliche Betriebsart mit späterer Sperrstunde” – eingeführt wird, mit dem es möglich ist, erst später zu schließen. Vorerst sind aber die Bezirke am Wort.
Innenstadt gegen flächendeckende Verlängerung der Sperrstunde
Ursula Stenzel, Bezirksvorsteherin von 1010 Wien, hat dem Antrag eine Abfuhr erteilt, zumindest was die flächendeckende Einführung der späteren Sperrstunde betrifft. Denkbar sei für sie allerdings, ausgewählten Lokalen, die sich im Rande der City und in größerer Distanz zu Wohnhäusern befinden, eine Verlängerung der Sperrstunde bei bestimmten Veranstaltungen zu erlauben – etwa am Donaukanal.
Liesing wartet ab, Mariahilf offen für verlängerte Sperrstunde
In 1230 Wien wartet der Bezirk das Ergebnis der Diskussionen mit der Stadt Wien ab: Man müsse die Diskussion wienweit führen, und dann zu einer einheitlichen Lösung für die ganze Stadt kommen, heißt es aus der Liesinger Bezirksvertretung. Ganz anders zeigt sich die Sichtweise in den inneren Bezirken: Renate Kaufmann, Bezirksvorsteherin von 1060 Wienmacht sich offen für eine Verlängerung der Sperrstunde stark. Sie sieht darin zwei Vorteile: Einerseits würden die Anrainer erst um 6.00 Uhr früh durch erhöhten Lärm belästigt und nicht um 4.00 Uhr aus dem Tiefschlaf gerissen, so Kaufmann, andererseits wären die Nachtschwärmer nicht auf die Nachtlinien angewiesen. Sie könnten mit den regulären Öffis heimfahren, sagt die Mariahilfer Bezirksvorsteherin.
Neubau will zuerst Rahmenbedingungen fixieren
Thomas Blimlinger, Bezirksvorsteher von 1070 Wien, will vor der eigentlichen Diskussion rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen wissen: Die Wirte sollten auch für das Geschehen vor ihren Lokalen verantwortlich sein, heißt es aus der Bezirksvertretung Neubau. Laut Willy Turecek, Spartenobmann in der Wirtschaftskammer, signalisieren alle Beteiligten Gesprächsbereitschaft. Zusätzlichen Rückenwind für eine ausgedehnte Sperrstunde spürt Turecek durch die seit September 2010 fahrende Wiener Nacht-U-Bahn. Anrainerproteste in den Bezirken könnten sein Projekt aber ins Wanken bringen.
Betriebe hätten harte Auflagen zu erfüllen
Sollte es zu einer Einigung mit der Stadt kommen, müssten Betriebe, die dann länger offen halten wollen, dies beantragen und somit belegen, dass sie die damit verbundenen Voraussetzungen und Auflagen erfüllen. So müssten die Betriebe über einen entsprechenden Schallschutz verfügen. Außerdem dürfen sie frühestens um 10.00 Uhr aufsperren.
(apa/red)