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Wird die ÖBB-Bodenseeflotte verkauft?

Der Vorarlberger Landeshauptmann Herbert Sausgruber (V) hält einen Kauf der ÖBB-Bodensee-Schifffahrt durch das Land Vorarlberg für "nicht sinnvoll". SPÖ befürchtet möglichen "Ausverkauf ins Ausland". TED

Sausgruber hofft, dass die ÖBB die Schifffahrt auf dem Bodensee weiter betreiben wird. „Falls nicht, muss man sehen, welche Interessen und welche Interessenten auftreten“, so Sausgruber am Dienstag nach dem Pressefoyer.

Sausgruber stellte aber klar, „dass wir ein Interesse daran haben, dass die Bodensee-Schifffahrt in unserem Bereich fortgeführt wird, und ein etwas gesteigertes Interesse daran, dass das Hafengelände und das Motorschiff Vorarlberg unter diesem Namen weitergeführt wird“, so der Vorarlberger Landeshauptmann. Als Gebietskörperschaft liege es jedoch nicht im Interesse des Landes, Schifffahrt zu betreiben.

Die Vorarlberger SPÖ-Obfrau Elke Sader hat am Dienstagvormittag darauf aufmerksam gemacht, dass bei einem „Ausverkauf ins Ausland oder auch an Private im Inland“ Vorarlberger Interessen massiv beeinträchtigt wären. Konkret nannte Sader die Stadtwerke Konstanz, die höchstes Interesse an den drei großen ÖBB-Schiffen „Vorarlberg“, „Austria“ und “Österreich“ hätten, berichtete ORF Radio Vorarlberg. Sie hält eine Übernahme der ihren Angaben zufolge rentablen Bodensee-Schifffahrt durch das Land Vorarlberg für einen gangbaren Weg „zum Erhalt der erfolgreichen und für Vorarlberg und die Bodenseeregion so wichtigen Bodenseeflotte“.

ÖBB-Vorstandssprecher Martin Huber hatte am 1. Mai bei der Flottensternfahrt zur Eröffnung der Saison 2005 am Bodensee betont, dass seitens der ÖBB eine Entscheidung über die Zukunft der Bodensee-Schifffahrt „noch nicht gefallen“ sei. Auf alle Fälle werde vor einer Verkaufsausschreibung mit der Stadt Bregenz und dem Land Vorarlberg gesprochen.


HEUTE in der NEUE:
“Geschichte nicht zu verscherbeln!”

„Das tut einem im Herzen weh.“ Jeden Tag geht Karl Falschlunger mit seinem Hund am Bodensee spazieren und erfreut sich an den dort verankerten Schiffen. Er kann einfach nicht verstehen, warum die ÖBB an einen Verkauf der Bodenseeschiffe denkt. „Die werfen doch Gewinn ab, sonst würde sich ja gar kein privates Unternehmen dafür interessieren“, stellt der ehemalige Bodenseekapitän und SPÖ-Landtagsabgeordnete fest. „Da sind doch wieder irgendwelche Privatisierer am Werk, die alles verscherbeln, was dem Staat noch gehört“, schimpft der Schiffl iebhaber weiter.

30 Jahre lang ist Karl Falschlunger auf dem Bodensee gefahren. Kurz nach der Rettung der österreichischen Schiffe (siehe Kasten) trat er 1945 seinen Dienst an. „Gerade haben wir noch die Rettung gefeiert und jetzt soll alles verkauft werden.“ Besonders erschüttert den ehemaligen Betriebsrat, dass nicht mit dem Personal gesprochen wird. „Ich finde, das ist einfach keine Art.“

Die personellen Konsequenzen eines eventuellen Verkaufs sind aber nur ein Teil, der Falschlunger Kopfzerbrechen bereitet. „Die Bodenseeschifffahrt gehört zu Bregenz, sie ist ein Teil der Geschichte Vorarlbergs“, erklärt er aufgebracht. Und die könne man nicht einfach verscherbeln wie ein Fahrrad. „Bregenz oder Vorarlberg ohne Schifffahrt – das ist einfach nicht mehr unsere Heimat.“ Schließlich sei der Bodensee die Eingangstüre Österreichs. Aber noch glaubt der Ex-Kapitän sowieso nicht an einen Verkauf. In den 42 Jahren, die er insgesamt im Dienst der Schifffahrt stand, sei das Thema Privatisierung schon mehrmals aufgekommen. „Aber passiert ist letztendlich nie etwas.“ Deswegen hofft er weiter, damit es im Herzen nicht so weh tut.


SPÖ: Sausgruber darf Bodenseeschifffahrt nicht im Stich lassen

„Die Aussagen Sausgrubers zum allfälligen Verkauf der Bodenseeschifffahrt sind nicht akzeptabel. Wenn die ÖBB die Schiffe tatsächlich verkaufen sollten, muss das Land einspringen, um die Interessen Vorarlbergs zu wahren. Denn bei einem Verkauf ins Ausland oder einer Privatisierung sind die Interessen Vorarlbergs massiv gefährdet“, kritisiert SPÖ-Clubvorsitzende LAbg. Dr. Elke Sader die sofortige Ablehnung Sausgrubers, die ÖBB-Bodenseeschifffahrt im Falle eines Verkaufs anzukaufen.

Nicht nachvollziehbar ist für Sader die Aussage des Landeshauptmannes, wonach es nicht im Interesse des Landes liege, Schifffahrt zu betreiben. Denn immerhin sei die Schifffahrt auch Teil des Personennahverkehrs und deshalb ein Erhalt im Sinne Vorarlbergs notwendig. Darüberhinaus können Sausgrubers Worte insofern nicht den Kern treffen, da das Land Vorarlberg beispielsweise an einigen Seilbahnunternehmen beteiligt ist, welche sicherlich auch nicht – so man Sausgrubers Worten Glaube schenkt – das Interesse des Landes Vorarlberg tangieren. Sader nennt in diesem Zusammenhang die Beteiligungen an der Großwalsertaler Seilbahn GmbH, an der Montafoner Kristbergbahn GmbH, an den Bergbahnen Lech-Oberlech und andere.

Der Landeshauptmann müsse sich jedenfalls im Klaren sein, dass bei einem Ausverkauf der ÖBB-Bodenseeschifffahrt ohne Miteinbindung des Landes massiver Schaden für Vorarlberg entstehen wird. „Sollte ein Ausverkauf tatsächlich passieren und das Land Vorarlberg keinen Einfluss mehr auf die Gestaltung der Schifffahrt haben, so wird Sausgruber dafür gerade stehen müssen“, schließt Sader. (Quelle: SPÖ)

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