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Wird das Ländle vom Transit überrollt?

Transit bewegt. Das wurde Donnerstag Abend beim VN-Stammtisch in Bludenz deutlich. Es war eine emotionale Debatte beim im Bludenzer Gasthaus Nova Bräu.

Zahlreiche Interessierte versuchten im Rahmen einer Diskussion unter dem Motto „Notwehr gegen den Lkw-Transit – aber wie?“ Lösungen zu finden. Die Meinungen gingen dabei stark auseinander.

„Wir fahren nicht zum Selbstzweck oder weil es uns einfach nur Spaß macht. Wir fahren für die Wirtschaft“, stellte Transportunternehmer Gerhard Berkmann gleich zu Beginn der Debatte klar. „Dabei können wir nur hoffen, dass uns die Politik in Brüssel und in Wien nicht überfährt“, hakte der Brazer Bürgermeister Werner Walser ein. Johannes Rauch von den Grünen schlug Alarm. „Es ist nicht fünf vor zwölf. Es ist bereits zwölf. “

„Straße teurer machen“

Verkehrslandesrat Manfred Rein meinte, „dass die Güter, die mit dem Lkw gebracht werden, ja auch bestellt werden.“ Gleichzeitig warnte Rein vor Panikmache durch Rauch und Fritz Gurgiser vom Transitforum Austria-Tirol. „Wenn Gurgiser sich in Tirol gegen den Transit stark macht, ist das in Ordnung. Allerdings haben wir in Vorarlberg ganz andere Verhältnisse. So ist bei uns 80 Prozent des Verkehrs hausgemacht. Der Transit spielt nur eine untergeordnete Rolle.“

Die Aussagen von Fritz Gurgiser wurden seitens des Publikums immer wieder scharf kritisiert. Dennoch blieb der Transitgegner bei seiner Meinung. „Unsere oberste Pflicht ist es, die Straße teurer zu machen.“ Nur so könne die Transitlawine gestoppt werden. „Ich will euch Vorarlbergern nur sagen, passt’s auf euer Land auf. In Tirol haben wir das verschlafen. Jetzt müssen
wir Nachsorge betreiben, weil die Menschen krank sind.“ Landesrat Rein, Spediteur Berkmann und Bürgermeister Walser waren sich einig. „Es darf bezüglich des Transit problems keine Panikmache betrieben werden, wie das teilweise von Fritz Gurgiser und Johannes Rauch gemacht werde. „Beim Zählpunkt ent lang der Autobahn in Dornbirn werden am Tag durchschnittlich 37.200 Fahrzeuge gemessen. Nur rund 1300 davon sind Lastwagen. Wiederum nur ein Teil davon ist auch tatsächlich Transitverkehr“, so Berkmann. Man dürfe den Teufel nicht an die Wand malen. „Vorarlberg ist kein Transitland und wird auch keines werden.“

„Bahn ist gefordert“

Einig war man sich auch, dass bezüglich des Schienenverkehrs noch einiges geschehen müsse. „Sonst ist das keine Alternative.“ Nachdem die Bahnfrachtpreise jetzt bis zu 120 Prozent erhöht werden, sowieso nicht mehr. Johannes Rauch räumte dann noch mit einem seiner Meinung nach falschen Eindruck auf. „Kollege Gurgiser und ich haben nichts gegen Lkw. Auch wollen wir die Wirtschaft nicht zerstören. Wir wollen nur Gesundheit für die Menschen.“

VN-UMFRAGE: Meinungen am Podium


Die Zukunft ist sicherlich Modern Splitting. Das heißt, dass alle Möglichkeiten der Güterbeförderung ausgenützt werden müssen. Wir brauchen die Bahn, die Straße und den Wasserweg. Wir müssen miteinander reden. Niemand überrollt Vorarlberg, auch nicht Tirol.

GERHARD BERKMANN TRANSPORTUNTERNEHMER


Unser Land darf nicht der europäischen Verkehrslawine geopfert werden. Ich kämpfe seit 15 Jahren dagegen, dass wir unsere Kinder vergiften und verlärmen. Wir alle brauchen Gesundheit. Der Verkehr muss sich deshalb an die Bedingungen der Täler anpassen und nicht umgekehrt.

FRITZ GURGISER TRANSITFORUM TIROL


Wir müssen über einen intelligenten Straßenbau nachdenken und gemeinsam schauen, wie wir das Tal vor dem Verkehr schützen. Es werden so viele Waren gekauft, die hunderte Kilometer angekarrt werden, wo wir doch im Ländle ausgezeichnete Produkte haben.

WERNER WALSER BGM. INNERBRAZ


Wir brauchen einen Stopp im Straßenbau. Wir müssen es schaffen, den Zuwachs in der Griff zu bekommen und die Lebensqualität zu wahren, damit nicht Tiroler Verhältnisse projektiert werden. Wir müssen uns an der Nase fassen und unsere eigene Mobilität überdenken.

JOHANNES RAUCH (GRÜNE) VORSTANDSSPRECHER


In Vorarlberger ist der Verkehr zu 80 Prozent hausgemacht. Der Rest ist Transit. Vorarlberg ist ein kleines dynamisches Land und Exportweltmeister. Es steigt niemand per Gaudi in einen Lastwagen und fährt sinnlos herum. Wir müssen zehntausende Arbeitsplätze sichern.

MANFRED REIN VERKEHRSLANDESRAT


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