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Wirbel um Wehrmachtsausstellung

Im Streit um die Präsentation der Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung in Vorarlberg wendet sich jetzt der Hohenemser Protestpartei-Chef Bernhard Amann an Landeshauptmann Herbert Sausgruber.

Sausgruber habe sich gegen eine Finanzierung der Ausstellung aus Steuermitteln ausgesprochen, mit der Begründung, damit könnte eine ganze Generation von Wehrmachtsangehörigen gekränkt werden.

„Ihre Haltung kann wohl nur als rechtspopulistische Anbiederung verstanden werden. Die deutsche Wehrmacht war keine österreichische, auch wenn Österreicher dort zwangsweise Dienst versehen mussten“, schreibt Amann in seinem offenen Brief vom Dienstag. Amann ist Fraktionschef der „Emsigen“ im Hohenemser Stadtparlament.

Sklavenarbeit

Zwangsweise seien auch ausländische Arbeiter im Dritten Reich in Vorarlberg beschäftigt gewesen. Vor allem hätten sie Staudämme gebaut. Von dieser Sklavenarbeit habe das Land Vorarlberg als Eigentümerin der Illwerke profitiert.

Amann erkundigt sich, ob Sausgruber gedenke, endlich Massnahmen ergreifen, um den Überlebenden eine angemessene Entschädigung für ihre Sklavenarbeit zu gewähren. „Oder fürchten Sie damit auch ihr Stimmvolk zu kränken?“

Die Wehrmachtsausstellung wird von der Plattform „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ organisiert. Ihr gehören Historiker, eine Lehrer-Initiative, das Jüdische Museum Hohenems, die Pax Christi Bewegung, verschiedene Kulturveranstalter und die Grüne Bildungswerkstatt an. Zurückgezogen

Die Landesregierung hatte 1999 die Durchführung der Ausstellung erlaubt, ihre Billigung, aber zurückgezogen, als Fehler bekannt wurden.

Die Ausstellung hatte massive Kritik ausgelöst, als polnische und ungarische Historiker feststellten, dass auf einigen Bildern Verbrechen von Angehörigen des sowjetischen Staatssicherheitsdienstes gezeigt wurden und nicht wie angegeben, solche der deutschen Wehrmacht.

Pause für Überarbeitung

Der Leiter des Hamburger Institutes für Sozialforschung, Jan Philipp Reemtsma, kündigte eine Pause bis im April an, in der die Ausstellung überarbeitet werden sollte.

Vergangene Woche gab die Vorarlberger Plattform bekannt, sie wolle eine Präsentation im Foyer des Landhauses in Bregenz im Herbst 2000 oder Frühling 2001. Ein Entscheid der Landesregierung steht noch aus.

Die Vertreter der Plattform sind optimistisch, immerhin heisse es in der Präambel zur Regierungserklärung von Wolfgang Schüssel und Jörg Haider, die Bundesregierung bekenne sich zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit.

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