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Wirbel um neue Wiener Linien-Kampagne: 50 Euro fürs Küssen?

Küssen verboten? Nicht bei den Wiener Linien!
Küssen verboten? Nicht bei den Wiener Linien! ©Wiener Linien
"Unappetitliches" Verhalten ist in den Öffis zu unterlassen - zum Beispiel aufdringliches Schmusen. So der Inhalt der neuen Wiener Linien-Kampagne, die derzeit für einigen Wirbel sorgt. Verstöße dagegen sollen sogar 50 Euro kosten. VIENNA.AT hat bei den Wiener Linien nachgefragt.
Die aktuelle Kampagne
"Rücksicht hat Vorrang"

Am Montag starteten die Wiener Linien ihre neue Kampagne, die für drei Wochen on air sein soll und in der sich alles um Rücksichtnahme und gutes Benehmen in den Öffis dreht. Darin wird nicht nur der Konsum von penetrant riechendem Essen, hingebungsvolles Nasenbohren oder lautes Musikhören angeprangert – auch das Küssen in den Öffis war darin als No-Go ein Thema.

Küssen in den Öffis bei Strafe verboten?

Vor allem wegen diesem “Kuss-Verbot” ging daraufhin ein wahrer Aufschrei durch Wien. So machten etwa empörte User ihrem Unmut mit Postings auf der Wiener Linien-Facebook-Seite Luft. “Pfui schämen sollt ihr euch und lieber was gegen die Wandalen (sic!), Stänkerer und Bettler tun und die Liebenden in Ruhe lassen… !!!” wurde dort gewettert. An anderer Stelle hieß es: “küssen werd ich ja wohl wen und wo ich will dürfen!”

VIENNA.AT fragte darauf bei den Wiener Linien nach, was es damit denn nun wirklich auf sich habe und was Küssende in der U-Bahn nun an Strafen zu befürchten haben. Pressesprecher Dominik Gries stellte gleich eingangs schmunzelnd klar: “Küssen in den Öffis war nie, ist jetzt nicht und wird auch nie verboten sein.”

Ein Wiener Linien-Spot führt zu Gerüchten

Er erklärt, wie es zu dem Gerücht um das Kuss-Verbot gekommen ist: “Auslöser war ein Kino-Spot der Wiener Linien, wo man insgesamt zwölf verschiedene Kurzszenen sieht, in denen Menschen in den Öffis grausliche Dinge tun. Zum Beispiel einen großen Hund, der viel sabbert und sich dann schüttelt, sodass der Sabber in alle Richtungen fliegt, einen Typen, der in der Nase bohrt und einen Rammel herausholt und eben ein Paar, das sich grindig abschleckt. Dann wird die Message eingeblendet: ‘Mach, was du willst, aber bitte nicht hier.'” Diese Szene hätten viele daraufhin als Kuss-Verbot interpretiert – was die Wiener Linien so jedoch nie gemeint hätten.

“Es geht uns lediglich darum, dass man selber in den Öffis nur das machen soll, was man sich auch von den Mitreisenden wünscht”, so Gries.

Lebensgroße Hotdogs und Kontrollen in der U-Bahn

Einiges habe sich in U-Bahn, Bus und Bim seit Beginn der Woche nun jedoch wirklich geändert. So dürfe man sich nicht wundern, mit überlebensgroßen Hotdogs (Menschen in Kostümen) konfrontiert zu werden oder Durchsagen darüber zu hören, dass jemand seine Gratis-Zeitung vergessen habe und bitte abholen möge.

Auch mehr sichtbare Präsenz der Wiener Linien-Mitarbeiter gäbe es, die in Uniform in Stationen und Zügen unterwegs seien. Diese tragen laut Gries Buttons mit dem Slogan “Rücksicht hat Vorrang” und wären im Einsatz, um die Einhaltung der Regeln zu überprüfen.

Küssen kostet nichts – schon gar nicht 50 Euro

Dass diese ein schmusendes Pärchen aber auf sein “Fehlverhalten” aufmerksam machen, zur Kasse bitten oder des Waggons verweisen würden, werde man nicht erleben, beruhigt Gries. Auch die 50 Euro Strafe, um die sich Gerüchte ranken, müsse dafür niemand zahlen.

Es ginge den jetzt aktiven Kontrollorganen nicht um irgendwelche neuen Verbote, sondern lediglich darum, zu ahnden, was man in den öffentlichen Verkehrsmitteln seit jeher nicht darf, wie etwa Rauchen, Hunde ohne Beißkorb Mitführen oder mutwilliges Verschmutzen der Fahrzeuge. Bei diesen Vergehen werde man seitens der Mitarbeiter darauf aufmerksam gemacht, sein Verhalten zu ändern, und andernfalls aus den Öffis verwiesen oder im Extremfall auch gestraft. 50 Euro müsse man dann eventuell zahlen – aber nur für diese wenigen extremen Delikte.

“Ihr seid’s da nicht allein”

“Telefonieren, küssen, ausgelassen sein in der U-Bahn, was gerade auch jugendliche Fahrgäste betreiben … Uns geht es nur darum, ihnen zu sagen: ‘Das sind ja alles schöne Sachen, aber ihr seid’s da nicht allein – wir sind 2,5 Millionen Fahrgäste jeden Tag. Wir sind viele, und da heißt’s halt auch Rücksicht nehmen,” erklärt Gries. “Und dass man seinen Mist auch wieder mitnimmt, das ist uns wichtig.”

Auch Gratis-Zeitungen sind Müll

Dies gelte gerade auch für Gratis-Zeitungen, die in U-Bahn und Co. zurückbleiben oder einfach fallen gelassen werden. “Man tut der Welt keinen Gefallen, wenn man die Gratiszeitung liegen lässt – auch wenn das viele glauben. Wenn der nächste Fahrgast sie haben will, wird er sich selber eine mitnehmen,” gibt der Sprecher zu bedenken.

Er erzählt von einer Installation, die derzeit am Westbahnhof zu sehen ist. Dort hätten Wiener Linien-Mitarbeiter einen “Müllberg” aus in der U-Bahn hinterlassenem Müll als eine Art Mahnmal errichtet. Das sei eines der Probleme, die man mit der neuen Kampagne der Wiener Linien an der Wurzel packen möchte.

Rücksichtnahme auf Kundenwunsch

Auslöser der Kampagne seien Beschwerden und Wünsche der Fahrgäste selbst. Kundenzufriedenheitsdaten würden seitens des Unternehmens regelmäßig erhoben, wobei man stichprobenartig immer wieder hunderte Jahreskartenbesitzer befrage.

“Und die beschweren sich nicht über zu lange Intervalle und dass sie auf die Öffis warten müssen, oder über das Netz, zum Beispiel, dass sie keine Bushaltestelle vor der Haustür haben – die beschweren sich zum Großteil über das Verhalten anderer Fahrgäste, dass es in der U-Bahn dreckig ist und so,”  erklärt Gries. Eine Bilanz des ersten Tages der Wiener Linien-Werbeaktion ergab übrigens, dass bislang am häufigsten Hunde und Fahrräder beanstandet wurden.

(DHE)

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