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"Wir sind Helden" sagen "Nein" zur Bild-Zeitung

Judith Holofernes hat in ihrem Antwortschreiben auf eine Werbe-Anfrage die "Bild"-Zeitung und deren Kampagne demaskiert.
"Wir sind Helden" live im Sohm
Wir sind Helden live @ poolbar-Festival Feldkirch

“Wir sind Helden” haben der Bild-Zeitung in Deutschland einen Korb gegeben. Die Bild schaltet derzeit mehrere Testimonials mit prominenten Deutschen. Dafür spendet die Bild eine Betrag von jeweils 10.000 Euro für einen von dem Prominenten karitativen Zweck. Unter anderen konnten die Bild-Macher schon Boris Becker, Philipp Lahm und andere dafür gewinnen, die “Helden” jedoch nicht. “WSH”-Sängerin Judith Holofernes höchstpersönlich erteilte der ausführenden Werbeagentur eine Absage.

DIE ANFRAGE
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir sind als Werbeagentur mit der aktuellen BILD-Kampagne betraut, in der wir hochkarätigen Prominenten eine Bühne bieten, ihre offene, ehrliche und ungeschönte Meinung zur BILD mitzuteilen.
Derzeit planen wir die nächste Produktionsphase für Frühjahr 2011. Die neu zu produzierenden TV- und Kinospots sowie Plakat- und Anzeigenmotive sollen die bestehenden Motive von Veronica Ferres, Thomas Gottschalk, Philipp Lahm, Richard von Weizsäcker, Mario Barth u.v.m. ergänzen.

Für diese Fortführung der Kampagne möchten wir sehr gern “Wir sind Helden” gewinnen.

Das schöne an der Kampagne ist, dass sie einem guten Zweck zu Gute kommt. BILD spendet in Namen jedes Prominenten 10.000 Euro an einen von Ihnen zu bestimmenden Zweck.

Lassen Sie uns gern telefonieren und die Details be sprechen. Zur Detailinformation senden wir Ihnen bereits heute anbei einige weiterführende Informationen.

Ich freue mich dazu von Ihnen zu hören.
Herzliche Grüße aus Hamburg,
Jung von Matt/Alster Werbeagentur GmbH

DIE ANTWORT
Liebe Werbeagentur Jung von Matt,

bzgl. Eurer Anfrage, ob wir bei der aktu ellen Bild-Kampagne mit machen wollen:

Ich glaub, es hackt.

Die laufende Plakat-Aktion der Bild-Zeitung mit so genannten Testimonials, also irgendwelchem kommentierendem Geseiere (Auch kritischem! Hört, hört!) von so genannten Prominenten (auch Kritischen! Oho!) ist das Perfideste, was mir seit langer Zeit unter gekommen ist. Will heißen: nach Euren Maßstäben sicher eine gelungene Aktion.

Selten hat eine Werbekampagne so geschickt mit der Dummheit auf allen Seiten gespielt. Da sind auf der einen Seite die Promis, die sich denken: Hmm, die Bild-Zeitung, mal ehrlich, das lesen schon wahnsinnig viele Leute, das wär schon schick… Aber irgend wie geht das eigentlich nicht, ne, weil ist ja irgendwie unter meinem Niveau/ evil/ zu sichtbar berechnend… Und dann kommt ihr, liebe Agen tur, und baut diesen armen gespaltenen Prominenten eine Brücke, eine wackelige, glitschige, aber hey, was soll´s, auf der anderen Seite liegt, sagen wir mal, eine Tüte Gummibärchen. Ihr sagt jenen Promis: wisst ihr was, ihr kriegt einfach kein Geld! Wir spenden einfach ein bisschen Kohle in eurem Namen, dann passt das schon, weil, wer spendet, der kann kein Ego haben, verstehste? Und außerdem, pass auf, jetzt  kommt´s: ihr könnt sagen, WAS IHR WOLLT!

Und dann denken sich diese Promis, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, irgendein pseudo distanziertes Gewäsch aus, irgendwas “total Spitz findiges”, oder Clever-Unverbindliches, oder Überhebliches, oder… Und glauben, so kämen sie aus der Nummer raus, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Und haben trotzdem unheimlich viele saudumme Menschen erreicht! Hurra.

Auf der anderen Seite, das erklärt sich von selbst, der Rezipient, der saudumme, der sich denkt: Mensch, diese Bild-Zeitung, die traut sich was.

Und, die dritte Seite: Ihr, liebe jung dynamische Menschen, die ihr, zumindest in einem sehr spezialisierten Teil eures Gehirns, genau wisst, was ihr tut. Außer vielleicht, wenn ihr auf die Idee kommt, “Wir sind Helden” für die Kampagne anzufragen, weil, mal ehrlich, das wäre doch total lustig, wenn aus gerechnet die…

Das Problem dabei: ich hab wahrscheinlich mit der Hälfte von euch studiert, und ich weiß, dass ihr im ersten Semester lernt, dass das Medium die Botschaft ist. Oder, noch mal anders gesagt, dass es kein “Gutes im Schlechten” gibt. Das heißt: ich weiß, dass ihr wisst, und ich weiß, dass ihr drauf scheißt.

Die BILD-Zeitung ist kein augenzwinkernd zu betrachten des Trash-Kulturgut und kein harmloses “Guilty Pleasure” für wohl frisierte Aufstreber, keine witzige soziale Referenz und kein Lifestyle-Zitat. Und schon gar nicht ist die Bild-Zeitung das, als was ihr sie verkaufen wollt: Hass geliebtes, aber weitestgehend harmloses Inventar eines eigentlich viel schlaueren Deutschlands.

Die Bild-Zeitung ist ein gefährliches politisches Instrument – nicht nur ein stark vergrößerndes Fernrohr in den Abgrund, sondern ein bösartiges Wesen, das Deutschland nicht beschreibt, sondern macht. Mit einer Agenda.

In der Gefahr, dass ich mich wiederhole: ich glaub es hackt.

Mit höflichen Grüßen,
Judith Holofernes

(Quelle: VOL, Facebook)

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