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Wiens Krankenhäuser ändern ihr Konzept: Spezielle Schwerpunkte

Vieles soll sich bei den Wiener Spitälern ändern.
Vieles soll sich bei den Wiener Spitälern ändern. ©APA
2030 soll das neue Konzept stehen, und geplant wird schon eifrig: In den kommenden Jahre soll die medizinische Landschaft Wiens signifikant umgestaltet werden. Der Krankenanstaltenverbund (KAV) setzt künftig auf ein aus drei Regionen bestehendes Konzept mit weniger Krankenhäusern - und auf Schwerpunktzentren.
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Wobei betont wird: Eine Grundversorgung wird es überall geben.

Das in den Grundzügen bereits bekannte Reformvorhaben wurde am Dienstag in einer Pressekonferenz mit Bürgermeister Michael Häupl und Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (beide SPÖ) und KAV-Generaldirektor Udo Janßen präsentiert. Zuletzt wurden die Planungen für den Medizinischen Masterplan und die Master-Betriebsorganisation abgeschlossen. Die Versorgung der Stadt wird künftig in Regionen eingeteilt, in denen jeweils zwei “Partnerspitäler” zur Verfügung stehen.

Spitäler wollen Leistungen aufeinander abstimmen

Im Westen sind dies das Krankenhaus Hietzing und das Wilhelminenspital, in der Region Nord/Ost das Donauspital und das in Bau befindliche Krankenhaus Nord sowie im Süden das Kaiser-Franz-Josef-Spital und die Rudolfstiftung. Die Leistungsangebote sollen, so hieß es, aufeinander abgestimmt werden und sich ergänzen. Eine Ausnahme – da auch relevant für die überregionale Versorgung – bleibt das Allgemeine Krankenhaus. Die Universitätsklinik bleibt in vollem Umfang bestehen.

Bereiche anderer städtischer Spitäler – etwa aus dem Otto-Wagner-Spital oder dem bereits geschlossenen Kaiserin-Elisabeth-Spital – wurden bzw. werden in die sechs nun maßgeblichen regionalen Anstalten übertragen. An sämtlichen Standorten wird es eine Notaufnahme sowie eine sogenannte erweiterte Grundversorgung geben, wie betont wurde. Sie umfasst laut KAV Einrichtungen der Inneren Medizin, der Allgemeinchirurgie und der Neurologie. Eine gynäkologische Grundversorgung wird zumindest in fünf der sechs Krankenhäusern angeboten.

Spezielle Disziplinen abdecken

Ein Novum sind jene “Zentren”, die als eine Art Hotspot spezielle Disziplinen abdecken werden. Sie sind zum Teil interdisziplinär konzipiert. Als ein Beispiel wurden unter anderem die künftigen Onkologischen Zentren genannt. Deren Spektrum soll von Untersuchungen und Diagnosen bis hin zu allen Arten von Krebsbehandlungen reichen. Sie sind im Wilhelminenspital, im Kaiser-Franz-Josef-Spital sowie im Donauspital vorgesehen.

Auch “monodisziplinäre Zentren” sind Teil des Plans. So wird etwa die Rudolfstiftung ein Augenzentrum beherbergen. Eine Unterversorgung in anderen Gegenden sei dadurch nicht zu erwarten, beteuerte KAV-Chef Janßen. Denn von der Rudolfstiftung aus werde auch die augenheilkundliche Versorgung in anderen Gemeindespitälern organisiert – die, wenn auch weniger umfangreich, auch dort vorgesehen sei, wie es hieß.

Künftig weniger stationäre Behandlungen

Generell gehen die Wiener Gesundheitsplaner davon aus, dass es künftig mehr ambulante und weniger stationäre Behandlungen geben wird. Keinesfalls schrumpfen soll hingegen die Zahl der Beschäftigten, wie Gesundheitsstadträtin Wehsely versicherte.

Die Ressortchefin sprach sich zudem einmal mehr dafür aus, auch den niedergelassenen Bereich zu stärken. Sie kündigte diesbezüglich Gespräche mit der Wiener Gebietskrankenkasse an.

Wiener Spitalskonzept: Opposition sieht eher Bedrohung

Das Wiener Spitalskonzept wird von der Opposition eher als Bedrohung empfunden. So sei etwa mit der Umsiedelung der Augenabteilung aus dem Donauspital in die Rudolfstiftung eine “Unterversorgung” des 21. und 22. Bezirkes vorprogrammiert, warnte FP-Stadtrat David Lasar am Dienstag in einer Aussendung. Es sei “völlig unverantwortlich”, Patienten quer durch Wien zu schicken, bevor eine Behandlung überhaupt erst möglich sei, kritisierte der freiheitliche Politiker. “Das gesamte Spitalskonzept 2030 bedroht die Gesundheitsversorgung der Wiener Bevölkerung anstatt es zu verbessern. Es handelt sich regelrecht um einen gesundheitspolitischen Amoklauf auf dem Rücken der Patienten”, befand Lasar. Lange Wartezeiten oder die Problematik des fehlenden Personals würden dadurch nicht verbessert. Auch der niedergelassene Bereich würde nicht einbezogen.

“Wir bleiben skeptisch, was die Umsetzung des Masterplanes und die Auswirkungen auf das medizinische System betrifft”, stellte auch die Gesundheitssprecherin der ÖVP Wien, Ingrid Korosec, klar. Die “längst fällige” Bündelung der Ressourcen sei zwar zu begrüßen, die mangelnde Kommunikation mit den Mitarbeitern oder auch den betroffenen Bezirken sei jedoch zu hinterfragen. Ein “heikles Nadelöhr” würden wohl die zentralen Notaufnahmen darstellen, fürchtet die schwarze Gesundheitspolitikerin.

Nach Ansicht der NEOS stellt das Konzept lediglich den Versuch dar, vom kurz bevorstehenden Zusammenbruch des Systems abzulenken: “Mit Worthülsen, wie es Häupl und Wehsely nun versucht haben, ist die Wiener Gesundheitsversorgung nicht mehr zu retten”, beklagte Stefan Gara, der Gesundheitssprecher der pinken Rathauspartei. Auch er urgierte die Berücksichtigung des niedergelassenen Bereichs. Die Reformpläne seien “nicht zu Ende gedacht”.

Zuversicht von Koalitionspartner bei Konzept für Wiener Krankenhäuser

Der Koalitionspartner der Wiener SPÖ, die Grünen, versprühten hingegen Zuversicht: “Das Spitalskonzept 2030 stellt sich der Herausforderung, Spitäler des Krankenanstaltenverbundes (KAV) in Wien zukunftstauglich zu machen”, freute sich Gesundheitssprecherin Birgit Meinhard-Schiebel: “Wien ist mit der Schaffung von hochmodernen und mit speziellen Schwerpunkten ausgestatteten Häusern auf dem Weg, beste Krankenbehandlung für alle anzubieten.”

Und auch die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) begrüßt das Vorhaben: “Damit kommt es zu einer Optimierung der Leistungen und zu einer Qualitätssteigerung für unsere Versicherten”, zeigte sich Kassenobfrau Ingrid Reischl in einer Aussendung zuversichtlich: “Wichtig ist, dass dieses neue Konzept mit Augenmaß und über einen entsprechenden Zeitraum hinweg umgesetzt wird, damit es zu keiner Verunsicherung der Wiener Bevölkerung kommt.”

Als “wesentlicher Finanzierer” der Spitäler habe sich die Sozialversicherung mehrfach für eine Neugestaltung und damit auch Entlastung der Krankenhäuser ausgesprochen, beteuerte Reischl. Letzteres sei zudem ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsreform. Die Stärkung der Primärversorgung im niedergelassenen Bereich – mit einer entsprechenden gesetzlichen Regelung – dürfe nun aber nicht außer Acht gelassen werden, erklärte die WGKK-Chefin.

(APA)

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