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Wiens dritter Sozialmarkt eröffnet

20 Cent für einen Liter Milch: Was nach längst überholter Preisgestaltung klingt, ist in Wiens drittem Sozialmarkt Realität.

In der vom Hilfswerk betriebenen SOMA-Filiale in Neubau, die am Donnerstag eröffnet hat, werden nämlich zahlreiche Lebensmittel und Hygieneartikel weit unter dem handelsüblichen Preis abgegeben. Insgesamt zehn Tonnen wiegt das Startsortiment, das auf knapp 400 Quadratmetern angeboten wird.

Die Regalbestände reichen von Nudelwaren, Konserven und Reis über Milchprodukte und Gemüse bis hin zu Taschentüchern, Krawatten und Keramikgeschirr. Abgegeben werden Produkte nahe dem Ablaufdatum, Restmengen oder Waren mit Verpackungsschäden. Sie werden von Firmen oder Handelsketten zur Verfügung gestellt. Zudem arbeiten die Betreiber mit Cateringfirmen zusammen, die täglich abgepackte Menüs liefern. So bekommt man etwa Wildschweinbraten mit Semmelknödeln um einen Euro. Das Preisniveau liege im Allgemeinen 30 bis 50 Prozent unter dem Diskonthandelspreis, versicherten die Betreiber. Brot werde in begrenzten Mengen gratis abgegeben. Alkohol und Tabakwaren werden nicht vertrieben.

Einkaufsberechtigt sind – ähnlich wie in anderen Supermärkten dieser Art – jedoch nur jene Menschen, die ihre Bedürftigkeit etwa mittels Einkommensnachweis belegen können. Sie müssen vor dem ersten Einkauf einen Mitgliedspass beantragen, der entweder direkt im Geschäft oder in einem der zehn Nachbarschaftszentren des Wiener Hilfswerks ausgestellt wird. Als Höchstgrenze gilt ein Nettomonatseinkommen von 893 Euro pro Person. Der wöchentliche Einkaufswert ist mit 30 Euro limitiert.

“Neubau ist nicht nur der Bezirk der Dachterrassen”, betonte der Grüne Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger im Rahmen der Eröffnung. Viele Menschen würden ein paar Stockwerke darunter wohnen. “Die Grenze zwischen Mittelstand und Armut ist sehr durchlässig”, so der Bezirkschef. SOMA-Vorsitzender Gerhard Steiner sprach von einer “Barriere gegen die Armut und einem Leuchtturm für die Hilfe zugunsten zahlreicher Mitmenschen”.

Der Shop in der Neustiftgasse ist bisweilen der erste Wiener Sozialmarkt, der zur österreichweit agierenden Dachorganisation “SOMA Österrreich & Partner” gehört. Unter dieser firmieren landesweit inzwischen 20 Billig-Shops. In der Bundeshauptstadt gibt es zudem noch den Vinzimarkt in Mariahilf, der vor rund einem Monat aufgesperrt hat, sowie seit Mai den von Alexander Schiel geführten Sozialmarkt in Favoriten. Letzterer hatte unlängst angekündigt, noch in diesem Jahr eine zweite Dependance in Hernals oder Floridsdorf aufsperren zu wollen.

Laut Fritz Aichinger, Handelsobmann der Wiener Wirtschaftskammer, könnte die Donaumetropole aber höchstens acht bis zehn Sozialmärkte vertragen. Schließlich müssten diese ja von Industrie und Handel beliefert werden. “Außerdem braucht jeder Markt etwa 4.000 bis 5.000 Kunden, damit er sich rechnet”, so Aichinger gegenüber der APA. Wichtig sei jedenfalls, dass die Entwicklung auf diesem Sektor langsam und harmonisch vonstattengehe.

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