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Wiener Straßenzeitung "Augustin" droht das Aus

Der "Augustin" wird seit 17 Jahren in Wien verkauft - vielleicht aber bald nicht mehr
Der "Augustin" wird seit 17 Jahren in Wien verkauft - vielleicht aber bald nicht mehr ©APA/HELMUT FOHRINGER
Der "Augustin" und seine Verkäufer sind aus Wiens Straßenbild nicht wegzudenken. Doch nun kämpft die Straßenzeitung ums wirtschaftliche Überleben. Die Herausgeber beklagen zehn Prozent Rückgang bei den Zeitungsverkäufen - 100.000 Euro pro Jahr fehlen.

Die Wiener Straßenzeitung “Augustin” kämpft derzeit mit schweren wirtschaftlichen Problemen, die ein baldiges Aus für das Blatt bedeuten könnten. “Liebe Leute! Bitte hört die Signale. Wir brauchen Eure Hilfe wirklich dringend”, heißt es auf der Website des 14-tägig erscheinenden Blattes, das von Obdachlosen, Langzeitarbeitslosen und Asylwerbern vertrieben wird.

“Augustin” sucht dringend Unterstützer

Dem “Augustin” fehlen übers Jahr 100.000 Euro, und es werden heute zehn Prozent weniger Zeitungen als früher verkauft. Die Blattmacher suchen deshalb nach “Liebhaberinnen” und “Liebhabern”, die sich mit 25 Euro pro Monat unterstützend am “Augustin” beteiligen.Wien. Bei der Straßenzeitung musste man zuletzt “viel darüber nachdenken”, wie die Stadt ohne “Augustin” wäre, heißt es auf der Homepage.

“Es muss uns gelingen, in den nächsten Wochen insgesamt 333 Leserinnen und Leser zu gewinnen, die bereit sind, sich am ‘Augustin’ zu beteiligen”, sonst droht offenbar das Aus. “Der ‘Augustin’ ist finanzmarod geworden, denn seit ein paar Monaten macht ein Verkaufsrückgang zu schaffen, obwohl wir auf eine stolze Zahl von rund 500 registrierten Kolporteuren verweisen können und Medien mit großer Reichweite den Augustin als ‘beachtenswerte’ Zeitung entdeckt haben”, erklären die Zeitungsmacher.

Printmedien-Krise trifft auch die Straßenzeitung

Als Gründe für die Verkaufsrückgänge sieht man beim “Augustin” die allgemeine Krise der Printmedien, die inzwischen breitere Konkurrenz an Straßenzeitungen sowie die “Stadtentwicklung”. Kolporteure von Straßenzeitungen würden immer öfter desavouiert und mit Bettlern gleichgesetzt. Beim “Augustin” fordert man deshalb die Aufhebung von Bettelverboten und den Stopp der Schikanierung von Kolporteuren. “Es ist nämlich der Punkt erreicht, wo man sagen muss, es gibt systematische Versuche, den Straßenzeitungsverkauf einzudämmen, weil viele Angehörige der Volksgruppe der Roma an diesem Kuchen mitnaschen, was ihnen aber nicht länger gegönnt wird. Der Antiziganismus hat sich längst auch über Österreich ausgebreitet.”

Der “Augustin” wurde 1995 in Anlehnung an amerikanische, britische und französische Straßenzeitungen gegründet. Pro Ausgabe wurden zwischen 27.000 und 30.000 Stück verkauft, zuletzt ging die Zahl der verkauften Exemplare aber deutlich zurück. Vom Stückpreis von 2,50 Euro geht die Hälfte an die “Augustin”-Verkäufer, mit dem Rest werden Redaktion und Projekte wie Theater- und Deutschkurse, Fußball- und Tischtennistraining sowie Fotoworkshops oder ein Chor finanziert. Um den Fortbestand des Blattes sichern zu können, braucht das Team des “Augustin” nun noch etwa 270 von 333 insgesamt erforderlichen Unterstützern.

(apa/red)

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