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Wiener Staatsoper: Gefeierte Rückkehr von Rolando Villazon

Mit minutenlangen Standing Ovations und für die Staatsoper ungewöhnlicher Ausgelassenheit wurden Villazon, aber insbesondere auch Sophie Koch (Charlotte) gefeiert.

Bevor Rolando Villazon nach mehrmonatiger Bühnenabstinenz gestern, Samstag, zum ersten “Alors” anheben konnte, stand die Aufführung von Jules Massenets “Werther” in der Wiener Staatsoper erstmal still: Mit herzlichem Szenenapplaus hieß das Publikum den sensiblen Tenor, der das rasante Tempo seiner Karriere wegen Überforderung zurückschrauben musste, willkommen, noch bevor er einen Ton gesungen hatte.

Wohl kaum eine Stelle passt besser für ein Bühnencomeback als der erste Auftritt Werthers in Massenets Goethe-Oper. Verzückt sich umblickend, kam Villazon mit den Anfangssätzen “Ich weiß nicht, ob ich wache oder träume, alles, was mich umgibt, ist wie das Paradies” wieder auf die Bühne. Und da fiel es nicht schwer, diese Worte nicht Werther, sondern Villazon zuzusprechen. Die Freude des wieder im Rampenlicht stehenden Mexikaners war auch in Folge deutlich spürbar – und die Nervosität.

Denn nicht alles war eitel Wonne beim ersten Auftritt Villazons, nachdem er im August des Vorjahres bekannt gegeben hatte, für einige Monate nicht auf die Bühne kommen zu wollen. Zuvor hatte er mit wiederholten Absagen u.a. in der Wiener Staatsoper und bei den Salzburger Festspielen gezeigt, dass alles Marketing nichts nützt, wenn der Sänger dabei überfordert wird. Zu Beginn seines “Werthers” in der Staatsoper stutzte nun auch der wohlmeinendste Opernbesucher, derart eng und leise gab sich Villazons Stimme – wohl von der Sorge des Sängers getragen, diese wieder übermäßig zu belasten, hielt er sich szenenweise an der allzu knappen Leine.

Andererseits wusste man aber auch sofort wieder, was nicht zuletzt den Zauber Villazons ausmacht: Seine schauspielerischen Fähigkeiten, mit denen er punkten konnte, noch bevor er in den großen tragischen Momenten des Selbstmorddramas auch vokal wieder zeigte, warum er von findigen Marketingleuten als Traumpaar-Hälfte an die Seite von Anna Netrebko gestellt worden war. Befreit aufsingend, glänzte im dritten und vierten Akt Villazons wendiger, schlanker Tenor, durchsogen von dramatischem Ausdruck, kontrolliert aber nicht gehemmt. Und so nährte man die Hoffnung, dass Villazon schrittweise wieder zu Beständigkeit in seiner alten Form finden wird.

Das Publikum bekam also doch noch das Ersehnte: Ein Bühnencomeback, von dem man im persönlichen Umfeld als Stimmfest berichten kann und das minutenlange Standing Ovations nach sich zog. Den Freunden und Bekannten muss man ja nicht die ganze Story erzählen – denn bei aller Freude: Villazon hat gestern wieder erste Schritte auf der Opernbühne gemacht. Große Sprünge waren noch zu wenige dabei.

Die könnten bei den weiteren geplanten Auftritten in Österreich folgen: Den “Werther” singt Villazon noch am 8. und 11.1., ebenfalls in der Wiener Staatsoper ist er am 18., 21. und 25.1. in “Manon” zu erleben. Und im Sommer harren die Gäste der Salzburger Festspiele darauf, Villazon an der Seite von Netrebko als Traumpaar Romeo und Julia zu erleben. Das geplante Sanges-Event mit Placido Domingo und Netrebko im Rahmen der EURO 2008 am 27.6. vor Schloss Schönbrunn in Wien findet sich übrigens auf Villazons offizieller Homepage derzeit nicht im Auftrittskalender.

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