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Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl blickt zurück: Von Sauna-Affäre bis EURO 2008

Polizeipräsident Gerhard Pürstl hielt Rückschau
Polizeipräsident Gerhard Pürstl hielt Rückschau ©APA
Als er am 1. Jänner 2008 das Amt des Wiener Polizeipräsidenten übernahm, hatte Gerhard Pürstl zunächst vor allem mit Interna zu kämpfen. Die sogenannte Sauna-Affäre, welche die Exekutive in ein schlechtes Licht gerückt hatte, war gerichtlich nicht ausgestanden. Pürstl sagt heute, er habe zunächst für Ruhe in der Organisation sorgen müssen.
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Wenige Monate später stand die Exekutive vor einer Großaufgabe: die reibungslose Abwicklung der EURO 2008, die mit dem Endspiel in Wien ihren Abschluss fand. “Eine Riesenherausforderung für mich”, meinte Pürstl. “Wir haben das Gott sei Dank in Wien hervorragend zu Ende gebracht.”

Karlsplatz sollte drogenfrei werden

“Eine für mich wichtige Herausforderung war, den Karlsplatz drogenfrei zu machen. 35 bis 40 Jahre Drogenzentrum im Herzen Europas. Jeder in Europa, der süchtig war, kannte den Karlsplatz. Ein riesiger Tablettenmarkt. Jeder hat gesagt, daran kann man nichts ändern”, schilderte der Polizeipräsident im APA-Gespräch die Ausgangssituation. “Ich habe immer gesagt, das ist nur eine Frage des Wollens.”

“Wir haben letztlich drei Jahre gebraucht. Mit konsequenter Arbeit, mit tausenden und abertausenden Kontrollen, Festnahmen und Beschlagnahmungen, mit einer unermüdlichen Arbeit der Sucht- und Drogenkoordination der Stadt, mit einem Versuch, die Menschen aus der Szene in die Wege der Suchtbetreuung zu leiten. Und 2013 konnten wir den Karlsplatz für drogenfrei erklären”, sagte der Landespolizeipräsident.

Pläne unter Pürstl: Verbannung des Straßenstriches in Wien

Eine zweite große Aktion sei die Verbannung des Straßenstriches in Wien gewesen – im 14. und 15. Bezirk, am Gürtel, im Prater und im Stuwerviertel in der Leopoldstadt. Es sei gelungen, dahingehend Überzeugungsarbeit zu leisten, dass ein Prostitutionsgesetz beschlossen wurde. Der Straßenstrich im Wohngebiet wurde verboten, zusätzlich wurden Verbotszonen eingezogen. “Innerhalb von zwei Monaten haben wir den Straßenstrich weggebracht.” Heute gebe es noch zwei erlaubte Zonen in Liesing und in Floridsdorf und kaum Beschwerden. Es sei schwer messbar, ob die – verbotene – Wohnungsprostitution zugenommen habe.

Als weitere Amtshandlung, die ihm in Erinnerung geblieben ist, nannte Pürstl die Räumung des Votivparks im Dezember 2012. “Mein Standpunkt war immer, ein Park ist keine Wohngegend.” Die Räumung habe ihm neben Kritik auch großen Zuspruch eingetragen.

Polizeipräsident bei der Räumung der “Pizzeria Anarchia” kritisiert

In die Kritik geriet der Polizeipräsident bei der Räumung der “Pizzeria Anarchia” in der Leopoldstadt Ende Juli 2014. Über gerichtlichen Auftrag hatte die Polizei ein besetztes Haus zu räumen, in dem sich Punks mit anderen Bewohnern gegen den Besitzer des Gebäudes solidarisiert hatten. Unter dem Strich stand, dass die Polizei 1.700 Beamte eingesetzt habe, um ein Haus mit 19 Besetzern zu räumen. “Am Anfang waren wir in der Kommunikation schwach, weil wir noch keinen eigenen Twitter-Account hatten”, sagte Pürstl. Die Kommunikation über soziale Netzwerke hätte früher erfolgen müssen.

Die Ausgangslage sei so gewesen, dass man diesen gerichtlichen Auftrag zur Räumung hatte. Der Termin sei im Vorhinein bekannt gewesen, und man habe damit rechnen müssen, dass es zu Demonstrationen gegen Mietwucher komme, schilderte der Polizeipräsident. Deshalb seien letztlich 1.400 Beamte kommandiert gewesen. Man habe aber verabsäumt zu kommunizieren, wie sich diese Zahl aufgeschlüsselt habe. “Es waren 90 Beamte mit der eigentlichen Räumung beschäftigt. Dazu kamen 400 Beamte für die Absperrung des Areals”, so Pürstl. Der Rest sei für allfällige Demos in Bereitschaft gehalten worden.

(apa/red)

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