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Wiener Polizei nahm Hilfe-Ruf von Frau nicht ernst: Kritik

Die Polizei soll die Frau nicht ernst genommen haben.
Die Polizei soll die Frau nicht ernst genommen haben. ©APA
Nach einem Polizeieinsatz in Wien-Floridsdorf, bei dem der Hilferuf einer Frau nicht ernst genommen worden sein soll, hagelt es nun Kritik auf die Polizei. Man wolle aber keine einzelnen Beamten anschwärzen.

Nach den Vorwürfen, die Polizei hätte im Juni eine um Hilfe bittende Frau (37) in Wien-Floridsdorf nicht ernst genommen, äußerte Rosa Logar von der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie ihre Bestürzung. Man wolle nicht einzelne Beamte anschwärzen, würde sich aber wünschen, dass die Leitungsebene entsprechend sensibilisiert. Zudem wolle man, auch wenn kein Betretungsverbot verhängt wird, informiert werden, um Hilfe anbieten zu können.

Zu der Amtshandlung war es am Abend des 21. Juni in der Wohnung eines Noch-Ehepaares genommen. Die Anwältin der betroffenen Frau, Aleksandra Fux, hatte den Fall über die Tageszeitung "Heute" publik gemacht. Ihr Noch-Ehemann sei laut der 37-Jährigen betrunken und aggressiv gewesen und habe sie und eine Freundin bedroht. Die Polizisten hätten das mutmaßliche Opfer und ihre Angst vor dem Mann nicht ernst genommen, der auch nicht weggewiesen wurde.

200 Euro Strafe für 37-Jährige

Der Einsatz endete mit einer Anzeige gegen die 37-Jährige wegen Anstandsverletzung und Lärmerregung. Die 37-Jährige soll die Beamten nämlich während der Amtshandlung als "inkompetent" und "blöd" bezeichnet haben, was diese bestreitet und mit Tonbandaufnahmen widerlegen können will. U.a. auf diese Vorwürfe bezieht sich eine Geldstrafe über 200 Euro, die der Frau kürzlich übermittelt wurde.

Gespräch wurde aufgezeichnet

Die Sachverhaltsdarstellung wegen Amtsmissbrauchs und Verleumdung wurde von Fux am Montag bei der Staatsanwaltschaft eingebracht, ebenso ein Einspruch bei der LPD Wien gegen die Strafverfügung, wie die Juristin der APA mitteilte. Dazu gab es jeweils einen USB-Stick mit den Tonbandaufnahmen. Die Vorwürfe der Frau würden nun geprüft, hieß es vonseiten der Exekutive.

Jugendhilfe wurde nicht kontaktiert

Logar bekümmerte vor allem, dass man damals nichts von dem Vorfall erfahren habe, ebenso nicht die Jugendhilfe, wegen der Betreuung der Kinder des Paares. "Sehr bestürzend, dass letztendlich Gewalt unter den Tisch fallen kann - selbst wenn das Opfer um Hilfe bittet." Das sei nicht die Regel, "sicher nicht", aber in jedem Fall sollte ordentlich ermittelt und das Opfer geschützt werden. Wenn nicht, könne dies schlimme Konsequenzen für dieses haben.

"Wir haben keine Meldung von der Polizei bekommen", betonte Logar. Sie appelliere noch einmal an den Innenminister Karl Nehammer (ÖVP), dass man, wie beim Runden Tisch zugesagt, informiert wird, auch wenn kein Betretungsverbot ausgesprochen wird. Mittlerweile habe man den Namen der Frau bekommen, ein erster Versuch der Kontaktaufnahme war jedoch nicht erfolgreich.

Kritik von den Grünen

Aufklärung fordert die stv. Klubobfrau und Frauensprecherin der Grünen. Meri Disoski kündigte eine parlamentarische Anfrage an Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) an, die u.a. erhellen soll, ob an der Amtshandlung eine Polizistin oder ein Polizist mit spezieller Ausbildung in Gewaltprävention beteiligt gewesen und ob eine Gefährdungsanalyse durchgeführt worden sei. "Statt zu helfen, betreiben die Beamten Täter-Opfer-Umkehr und misogynes Victim-Blaming", kritisierte Disoski. Sie diagnostizierte "mangelhaftes Wissen über Gewaltdynamiken" und verwies auf die Gefährlichkeit von Trennungssituationen. "Das Verhalten der Beamten ist untragbar und schockiert mich", meinte die Politikerin.

(APA/red)

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