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Wiener ÖVP fällt unter Minderheitenschutz

©Gebrüder Moped
Bist du Moped! Eine satirische Wortmeldung der Gebrüder Moped. Treffen sich zwei Wiener ÖVP-Wähler? Schön wär's. Die Zeiten der Zweisamkeit innerhalb der Wiener ÖVP scheinen endgültig vorbei. Wenn sich die Partei nicht bald etwas einfallen lässt, wird ihr Slogan zur nächsten Wien-Wahl wohl lauten: Wenn wir Achter werden, gehen wir in Opposition.

In den letzten Monaten hat die Wiener ÖVP zumindest eine neue Kernkompetenz für sich entdeckt. Sie ist gegen Fußgängerzonen. Das muss man sich erst einmal trauen. Gegen Fußgänger zu sein, gegen Menschen, die einfach nur in der Gegend herum gehen wollen. Quasi gegen alle. Wer weiß, was die konservative Splittergruppe rund um Manfred Juraczka hier noch alles vor hat? Die Hardliner der Partei träumen bekanntlich schon vom Vorrang für SUVs auf der Prater Hauptallee, sowie dem Umbau der Kärntner Straße zur vierspurigen Autobahn. Und daheim drohen die christlich-sozialen Funktionäre ihren Kindern: Wenn du nicht brav bist, bekommst du zum Geburtstag ein Fahrrad geschenkt.

Als jemand, der sich für aussterbende Minderheiten bekanntlich stark macht, tut es uns ungeheuerlich weh, der schwarzen Wiener Landes”gruppe” bei ihrem eigenen Verfall zusehen zu müssen. Nein, das darf man nicht einfach so hinnehmen, da muss etwas unternommen werden. Demnach planen wir für die kommende Zeit mehrere Charity-Events und eine große Spendenaktion für die marode Partei.

Spindelegger findet man nicht an jeder Ecke

Schade, dass es in Wien erst soweit kommen musste. Lebt doch die Bundes-ÖVP ihrem Wiener Sorgendkind in brillanter Weise vor, wie sich eine dynamische Volkspartei auch gestalten kann. Gut, einen Michael Spindelegger findest du jetzt nicht an jeder Ecke. Es käme regelrecht einem Wunder gleich, wenn jede der neun Landesorganisationen über einen derart charismatischen Vollblutpolitiker verfügte. Spindelegger strahlt nicht nur glühende Leidenschaft und geballte Kompetenz aus, sondern er kommt bei den Leuten einfach prima an. Er ist einer von ihnen, quasi der kleine Mann von der Straße, die allein erziehende Billa-Kassierin und die Oma mit Sparbuch in Personalunion. Ja, der Spindelegger Michi ist einer, mit dem man gerne auch mal auf ein schnelles Bierchen geht.

Nach jeder TV-Performance des großen Vorsitzenden sind wir regelrecht geblendet und entsprechend aus dem Häuschen. Der große Dichter und Denker weckt in uns die philosophischen Geister und die wirklich entscheidenden Fragen. Zum Beispiel: Was macht der eigentlich beruflich?

Um einer urbanen Wählerschaft ein attraktives Angebot machen zu können, muss die Wiener ÖVP ihre Standpunkte neu positionieren und gleichzeitig darauf achten, ihre Kernklientel nicht zu verärgern. Das heißt: Ja, zur Homo-Ehe, aber nur zwischen Mann und Frau. Kinder, die gerne Fahrrad fahren: kommen dafür sofort ins Heim! Und neben dem Kruzifix muss in jedem Klassenzimmer auch ein Benzinmotor Platz finden – als Zeichen unserer abendländischen Kultur. So kann’s klappen, so wird’s klappen.

Und wer weiß? Am Ende erlebt die Wiener ÖVP 2015 doch ihr kleines Wunder. Vielleicht ist gar der siebente Platz noch drinnen (nach Rot, Grün, Blau, Pink, St. Stadler und Team Pürstl) und die Schwarzen dürfen am Wahlabend im Konvoi durch die Stadt düsen. Am Gehsteig, versteht sich.

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