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Wiener Kinos: Neustart für Stadtkino - andere zittern weiter

Wiens Kinoszene kämpft ums wirtschaftliche Überleben. Geringe Besucherzahlen abseits von Festivals und speziellen Programmreihen, hohe Filmmieten, die Konkurrenz mit den Multiplexx-Kinos und mit dem illegalen Download haben die Situation verschärft.

Es gibt in Wien tatsächlich so etwas wie eine Kinokultur”, attestierte Viennale-Leiter Hans Hurch heute, Donnerstag, bei einer Pressekonferenz. Schließlich haben die Klagen der Szene Früchte getragen: Nachdem Kulturministerin Claudia Schmied (S) vor wenigen Tagen eine Mittelaufstockung für neun österreichische Programmkinos angekündigt hat, stellte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) heute neben dem neuen Leiter Claus Philipp auch eine höhere Subvention für das Wiener Stadtkino vor. Die Krise betrifft in Wien allerdings auch andere städtische Lichtspieltheater, die sich seit Jahren nur mühsam über Wasser halten. Geringe Besucherzahlen abseits von Festivals und speziellen Programmreihen, hohe Filmmieten, die Konkurrenz mit den Multiplexx-Kinos und mit dem illegalen Download haben die Situation verschärft.

Die beiden ältesten Kinos der Stadt, die Breitenseer Lichtspiele und das Schikaneder Kino, hatten bereits gedroht, im Herbst zuzusperren. Anna Nitsch-Fitz von den Breitenseer Lichtspielen hatte im Sommer die Streichung der Subvention der Stadt Wien auf ihrer Homepage angekündigt. Nun steht das Herbstprogramm doch, der Existenzkampf geht weiter. Auch das Schikaneder Kino hatte im Frühjahr erklärt, im Herbst geschlossen zu halten. Nun will man aber noch mal “neu durchstarten”, wie es zur APA hieß, die Aufstockung der Jahresförderung von 21.800 auf 35.000 Euro 2009, die dem Schikaneder als einem von drei Wiener Programmkinos nun vom Bund zugesichert wurde, dürfte helfen. Das Kino wird – ebenso wie der Barbereich – komplett saniert und soll künftig farbenfroher werden.

Schon Anfang des Jahres war das Admiral Kino nur mit Mühe von einer Privatinitiative vor dem Zusperren gerettet worden. Das Team um Michaela Englert versucht nun, das Haus auf eine neue wirtschaftliche Basis zu stellen, “Altlasten aus den Siebzigern” auch bei der Einrichtung loszuwerden und mit Spezialveranstaltungen wie dem “Doggy Day”, einem Kino für Hunde, oder einer spanischen Filmreihe im Oktober und im März, “laufende Kosten zu decken” und “das Profil zu schärfen”, so Englert im Gespräch mit der APA. Entscheidend für die Kinolandschaft werde allerdings die digitale Umstellung. “Es ist ja noch nicht klar, wer diese riesigen technischen Investitionen übernehmen soll”, so Englert. Zuversichtlich ist sie trotzdem, denn: “Publikum wird es immer geben.”

“Das Publikum verläuft sich”, erklärte demgegenüber Christoph Papousek, Chef der Constantin-Gruppe, im APA-Gespräch. “Viele Multiplexx zeigen von der Programmierung jeden Film, weil sie einfach den Platz haben, da wird es zunehmend schwieriger, sich abzuheben”. Denn: “Warum soll ich mir einen anspruchsvollen Film nicht in der Millenium City anschauen?” Gleichzeitig gebe es ein Ungleichgewicht bei den Kosten der Filmleihmieten, die in den Haupstädten teurer sind. “Erfolgreiche Multiplexxe am Land zahlen weniger als die Urania”, so Papousek. Die notwendige Entlastung für kleine Kinos sei durch die Basisförderung der Stadt Wien nur ungenügend gegeben – im Falle der Constantin-Kinos wie Urania, Auge Gottes, Actor’s oder Tuchlauben vor allem deshalb, weil sie nur für zwei Häuser der Gruppe bezogen werden könne. “Das ist Wettbewerbsverzerrung”, so Papousek, der sich wünscht, dass die Wiener Kinoförderung “komplett überdacht wird.”

Scharfe Konkurrenz erhält speziell das englischsprachige Kino von der DVD und dem Internet-Download, wie Christian Dörfler, Besitzer des Haydn-Kinos, gegenüber der APA betonte. “Im deutschsprachigen Segment ist das schon eher verdaut – wir spüren das jetzt konkret.” Das Minus, das sich seit wenigen Jahren vor seinen Abschlusszahlen finde, sei “nicht dramatisch, aber da.” Die Planung werde zudem schwieriger, weil die Filme immer mehr zu Extremen neigen. “Entweder gehen sie wunderbar oder gar nicht.” Auch hier spiele der Download mit. Einen Film zuerst am Computer und bei Gefallen noch im Kino anzusehen, sei bei vielen Usus geworden – “Filme fallen früher durch.”

Weil “Programmkinos eine ganz wesentliche Funktion für die österreichische Filmkultur erfüllen”, hat Ministerin Schmied (S) neben dem Schikaneder, dem Votiv Kino und dem Filmcasino in Wien die Förderung auch für das Cinema Paradiso in St. Pölten, das KIZ Graz, das Movimento Linz, das Otto Preminger Institut Innsbruck, das Kino Salzburg und das Alternativkino Klagenfurt auf je 35.000 Euro angehoben. Wiener Aushängeschilder wie das Top Kino – das sich vor allem mit erfolgreichen kleineren Festivals aufrecht hält – oder das Stadt-, das Künstlerhaus- und das Gartenbaukino sind nicht dabei – sie sind aber wohl spätestens im Oktober während der Viennale gut gefüllt.

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