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Weltmusik am Schwarzenbergplatz: Der Wiener Ost Klub im Portrait

Geschäftsführer Matthias Angerer im Gespräch mit VIENNA.AT
Geschäftsführer Matthias Angerer im Gespräch mit VIENNA.AT ©VIENNA.AT / Lukas Krummholz
Der Ost Klub steht seit seiner Eröffnung für einzigartige Live Musik und ausgelassene Stimmung. VIENNA.AT traf Betreiber und Geschäftsführer Matthias Angerer zum Gespräch über die Entstehung des Klubs, musikalische Einflüsse und die Entwicklung der Wiener Lokalszene.
Der Ost Klub in Bildern
party.vienna.at

Vor etwa 8 Jahren hast du die Räumlichkeiten am Schwarzenbergplatz übernommen. Wie kam es dazu und was war die Idee bei der Entstehung des Klubs?

Matthias: Als das legendäre Atrium 2003 geschlossen hat, stand das Lokal etwa ein dreiviertel Jahr still. Da die nie renoviert haben und auch nicht gelüftet wurde, war das zu dieser Zeit eine ziemliche Dreckshütte. Ich habe dann angeboten das Lokal zu übernehmen und einen Self Storage daraus zu machen. Daraufhin sind vermehrt Veranstalter und Musiker an mich herangetreten und meinten: “Das kannst du doch nicht machen, in diesem Konzertsaal so ein Lager jetzt?“. Eigentlich dachte ich mir auch, es wäre wirklich zu schade in so einer einzigartigen Location Fahrräder oder Akten zu lagern. Aber ich wollt nicht die Leiche Atrium wiederbeleben und bevor ich den nächsten House oder Techno Club eröffne, machte ich etwas anderes.

War daher eine Fokussierung auf Live-Musik von Beginn an geplant?

Matthias: Ja, schon alleine aufgrund der Bühne war mir klar hier keine „Bum-Bum Disco“ aufzusperren. Ich selbst steh ja auch auf echte Musik. Die Technogeschichte hat mich anfangs zwar auch fasziniert, aber später fand ich es dann etwas langweilig. Diese „echte Musik“ hat mich immer schon mehr interessiert.

Und warum gerade diese spezielle Musikrichtung? Woher kam die Orientierung auf den Osten?

Matthias: Bei uns wurde meist immer amerikanische oder englische Musik gespielt. Doch eigentlich haben wir ja viel mehr Bezug zu unseren angrenzenden Ländern und auch deren Musik liegt uns viel mehr im Blut. Sie verkörpert eine gewisse Lebensfreude. Die meisten dieser Künstler kommen aus einer Hochzeitsmusiker-Tradition. Da spielt eine Band stundenlang durch und wirklich alle, von der 3jährigen bis zur 103jährigen tanzen. Diese Musik motiviert, ruhig sitzen kann man da kaum. Das hat mich fasziniert.

Wer fühlt sich vom Ost Klub angesprochen?

Matthias: In erster Linie flexible und weltoffene Leute, die auch ein bisschen über den Tellerrand blicken. Aber ich könnte unsere Zielgruppe gar nicht spezifizieren. Wir haben ein sehr internationales Publikum, es kommen erfreulicherweise auch Gäste aus allen Altersklassen. Selbst wenn meine Mutter ins Lokal kommt, um sich eine Band anzuhören, wird sie nicht komisch angesehen. In vielen Wiener Lokalen sehen die Leute ja sogar mich an als ob ich meine Tochter suchen würde.

Wie verortest du die aktuelle Entwicklung der Wiener Lokalszene?

Matthias: Sie explodiert! Jeden Monat wird ein neuer riesiger Club eröffnet und ich frage mich wo die ganzen Leute dafür herkommen sollen. Es ist schon hart genug die vorhandenen Locations zu füllen und neue Clubs sind entweder sehr riskant oder kosten anderen das Leben. Ich freue mich zwar, dass die Clubszene floriert, doch irgendwann gibt es zu viel und das könnte problematisch werden. Für uns ist es aber ein Vorteil, dass wir eine gewisse Nische mit einzigartiger Live-Musik besetzen. Es gibt nicht viele Lokale für Live-Weltmusik.

Wie hebt sich der Ost Klub von den restlichen Live-Musiklokalen ab? Was macht ihn besonders?

Matthias: Unser Ambiente hier ist einzigartig. Der Ost Klub lebt von diesem alten Kellergewölbe. Schon in den 40er Jahren haben amerikanische Soldaten hier einen Jazzclub gegründet, diese ganze Lokalgeschichte ist irgendwie in den Mauerritzen drinnen. Das spürt man und das macht auch das Ambiente aus. Wir sind kein „Schickimicki Club“, das hat zwar alles seine Berechtigung aber wir werden eher als alternatives Lokal beschrieben und das ist mir nur Recht.

Wagen wir einen kurzen Blick in die Zukunft. Wo steht der Ost Klub in den nächsten 5 Jahren?

Matthias: Wir wollen die Ostfestivals im nächsten Jahr wieder aufleben lassen. Hier im Lokal wollen wir uns weiter als internationales Musiklokal etablieren. Weg vom reinen Balkanschwerpunkt hin zur Weltmusik. Hier sollen auch weiter Bands entstehen, die wir auch begleiten und vorstellen möchten. Das gleiche gilt auch für diese DJ Soundsystems. Da tritt ein DJ auf und wird dabei live von einer Band begleitet. Das kommt irre gut an und hat auch optisch und soundtechnisch mehr zu bieten als wenn „nur“ der Dj allein steht und auflegt. Die Clubszene bewegt sich auch mehr in diese Richtung und da ist auch noch viel drin.

 

Weitere Infos zum Ost Klub und dem aktuellen Programm findet man hier.

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