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Weihnachten, Zeit der Gaben - aber nicht für alle

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Muslime, Juden und Zeugen Jehovas haben keinen Heiligen Abend. Eine Islam-Sprecherin erklärt: "Das ist, als ob ein anderes Kind Geburtstag hat - dann kriegt man ja selbst auch kein Geschenk"

Stofftiere, Bücher, Computerspiele, DVDs – Weihnachten ist für Kinder vor allem die Zeit der Geschenke. Da es sich jedoch um ein religiöses Fest handelt, gibt es nicht für alle einen vollen Gabentisch: Für Muslime, Juden und Zeugen Jehovas beispielsweise ist der 24. Dezember ein normaler Tag. Ob Kinder angesichts des Rummels um Geschenke neidisch werden und wie die Religionen damit umgehen, erzählten Vertreter der Glaubensgemeinschaften im Gespräch mit der APA.

Im Islam feiere man zwar nicht die Geburt Jesu, als Prophet werde er aber hochverehrt, erklärte Carla Amina Baghajati von der Islamischen Glaubensgemeinschaft. “Mitfreuen ist also durchaus möglich”, meinte sie. Eine glückliche Fügung sei in den vergangenen Jahren gewesen, dass fast parallel zum christlichen Weihnachten der höchste islamische Feiertag, das Opferfest, gefeiert wurde. Heuer fand es am 8. Dezember statt.

Dass Muslime in westlichen Ländern Weihnachten einfach als Familienfest und ohne den religiösen Hintergrund feiern, hält Baghajati nur vereinzelt für möglich. Auch Präsente seien kein Thema: “Ich habe auch nicht das Gefühl, dass die Kinder getröstet werden müssen, weil sie keine Geschenke bekommen”, sagte sie. “Das ist, als ob ein anderes Kind Geburtstag hat – dann kriegt man ja selbst auch kein Geschenk.” Zudem seien die allgemeinen Weihnachtsferien ja auch für muslimische Kinder und deren Familien etwas Schönes.

Ähnlich sehen es auch Familien mit jüdischem Glauben: “Es gibt viele Gelegenheiten, Kindern Geschenke zu geben, die nicht unbedingt mit religiösen Feiertagen zusammenhängen müssen”, meinte Willy Weisz von der Israelitischen Kultusgemeinde. “In Familien, die den jüdischen Traditionen anhängen, ist es den Kindern schon von klein auf klar, dass jüdische und christliche Familien andere Feiertage haben und diese auch ganz anders begehen.”

Einen Grund im Dezember zu feiern gibt es in diesem Jahr allerdings auch in der jüdischen Glaubensgemeinschaft. Chanukkah finde heuer “parallel” zum christlichen Weihnachts-Fest statt, dies sei nur in wenigen Jahren der Fall, betonte Weisz. Dabei sei es üblich, Kindern kleine Geschenke oder Geldbeträge zu geben. Letzteres soll zum fleißigen Lernen anspornen.

Einige Familien würden allerdings auch “Weihnachten” feiern, verdeutlichte Weisz den jüdischen Bezug zu dem Fest rund um Christi Geburt. Den Weihnachtsbaum-Brauch habe immerhin erst eine Jüdin – Fanny von Arnstein – aus Berlin hierzulande bekanntgemacht. Die amerikanische Feste-Verschmelzung “Weihnukka” habe sich in Europa hingegen kaum durchgesetzt.

Bei den Zeugen Jehovas versucht man, den Kindern durch biblische Hintergründe zu erklären, dass dieses Fest sie nicht betrifft. “Von vielen Eltern wird darauf Wert gelegt, dem Kind die religiösen Gründe beizubringen, damit es das versteht”, erläuterte Johann Zimmermann, Sprecher der Zeugen Jehovas Österreich. Weihnachten einfach so und ohne Religion zu feiern, sei für ihn jedenfalls nicht der richtige Weg als Kompromiss.

Man bringe den Kindern außerdem bei, dass geben schöner ist als nehmen und dass man Zuneigung in Form eines Geschenks nicht an ein bestimmtes Datum gebunden erbringen muss. Dies könne man auch irgendwann im Jahr tun, wenn man es gerade möchte. Wie die Familien tatsächlich mit Weihnachten und dem kindlichen Wunsch nach Präsenten umgehen, sei schlussendlich aber deren Sache, so Zimmermann.

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