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"Web 2.0" ist weitgehend unbekannt

Mehr als die Hälfte der Österreicher, die das Internet sowohl privat als auch beruflich nutzen, können mit dem Begriff "Web 2.0" nichts anfangen.

Auf die Frage, ob sie Web 2.0-Anwendungen verwenden, antworteten 52 Prozent mit “Weiß ich nicht”. Der Rest verteilt sich zu gleichen Teilen auf “Ja” beziehungsweise “Nein”. Das ergibt eine aktuelle Studie des Instituts für Handel, Absatz und Marketing an der Universität Graz und des Consultingunternehmens Mindtake.

Am ehesten kannten 20 bis 29-jährige gebildete Männer, die mehrere Stunden täglich online sind, den Begriff. Frauen im Alter zwischen 20 und 39 mit Matura sagte “Web 2.0” eher nichts. Täglich genutzt werden laut den Angaben Webseiten aus dem Bereich Soziale Netzwerke (17 Prozent), Wikis (15 Prozent) und Video-Communities (5 Prozent). Interessant ist, dass Podcasts als sehr unterhaltsam, aber wenig informativ eingeschätzt werden. Weblogs wird abgesprochen, aktuell zu sein, dafür gelten sie als kompetenter und glaubwürdiger als Wikis. Am ehesten verzichten könnten die User auf Podcasts, Weblogs und Reise-Communities.

Mehrmals pro Woche surfen die Web 2.0-User Wikis (68 Prozent), Bewertungsplattformen (38 Prozent) und Soziale Netzwerke (37 Prozent) an. Weblogs (21 Prozent) und Podcasts (11 Prozent) sind bereits deutlich abgeschlagen. Als beliebteste Anwendungen wurden Wikipedia, Geizhals und Youtube genannt. Rund 97 Prozent gaben an, Web 2.0- Seiten vor allem zur eigenen Information zu nutzen, 78 Prozent lassen sich unterhalten und 63 Prozent sehen darin reinen Zeitvertreib.

Die Web 2.0-User lassen sich laut den Autoren in zwei Kategorien einteilen: Die unterhaltungsorientierte Zielgruppe ist jung, hedonistisch und immer auf der Suche nach Spaß und Ablenkung. Diese Personen widmen sich mehreren Kanälen – wie Radio, TV oder Internet – parallel und können mit Printprodukten eher wenig anfangen. Bei den informationsorientierten Nutzern ist die Mehrheit beruflich wie privat sehr engagiert, vielseitig interessiert und verwendet sowohl Printmedien als auch das Internet intensiv.

Die Mediennutzung verlagere sich in Bezug auf Dauer, Relevanz und Aufmerksamkeit deutlich zugunsten des Internets. Während TV und Radio immer häufiger der Stellenwert eines begleitenden Hintergrundmediums zukomme, genieße das Web durch seine Interaktivität ungeteilte Aufmerksamkeit, heißt es in der Studie “Kommunikation 2.0”. Außer der sinkenden Reichweite in der relevanten Zielgruppe seien herkömmliche Medien mit einem noch größeren Problem konfrontiert: der schwindenden Glaubwürdigkeit. Denn Mundpropaganda werde für objektiver gehalten als kommerzielle Botschaften.

“Der Kunde vertraut eher der holprig formulierten Einzelmeinung eines Unbekannten als den geschliffenen Werbeaussagen etablierter Anbieter, egal, ob es sich um Urlaubsziele, Handys, Spiele oder Mode handelt”, ist Elke Gruber vom Institut für Handel, Absatz und Marketing an der Universität Graz überzeugt. Knapp acht von zehn der 467 im November 2007 schriftlich befragten Personen gaben an, im Internet auf interessante Produkte aufmerksam gemacht zu werden und vor einer größeren Anschaffung Kundenmeinungen im Web abzurufen. Drei Viertel würden sich den Kauf noch mal überlegen, sollten die User ein Produkt negativ bewerten.

Bei der Glaubwürdigkeit hat das Internet gegenüber traditionellen Medien bereits in vielen Bereichen die Nase vorne. Während Informationen in Tageszeitungen über Wirtschaftsthemen, Regionales und Politik besser bewertet werden als Beiträge im Web, gilt das Internet bei Sport und Produktinformationen als glaubwürdiger. Radio und Zeitschriften verlieren in allen Bereichen gegen Online.

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