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Was einem gerade in die Hände fällt

Die Firma Suter Möbel schließt ihr Lager in Altach. Am Samstag konnten Leute zum Preis von zehn Euro alles mitnehmen, wonach ihr Herz begehrte.

Der Bofel in Altach ist an einem Vormittag üblicherweise ein ruhiger Fleck Vorarlberg. Da gehen Leute mit ihren Hunden oder Kindern spazieren. Und nichts trübt die idyllische Stille. Lediglich von der A14 her hört man ein gleichmäßiges Rauschen. Am vergangenen Samstag ist das alles anders. Ungewöhnlich viele Autos mit unverschlossenem Kofferraum sind am Wegrand abgestellt. Und in den Augen der alle in eine Richtung pilgernden Leute meint man Tische, Stühle, Nachttischlampfen und Jalousieen zu erkennen. Es hat sich herumgesprochen: Suter-Möbel sperrt sein Lager zu. Und um 10 Euro können Besucher alles mitnehmen, wonach ihr Herz begehrt.

Kurz vor 10 Uhr weicht Guntram Suter, der das Geld kassiert, dem Druck der Einrichtungsfreunde. „Das dauert heute sicherlich nicht lange“, schließt er aus dem Augenflackern der geschätzten 300 bis 400 Leute. Und zum Glück ist die Tür schmal, sodass nur relativ wenige gleichzeitig in die Halle strömen können. Suters Trick angesichts des großen Andrangs: „Man muss die Leute heute ein bisschen kanalisieren.“

In der Halle haben die Ameisen bereits zu sammeln begonnen. Ein Teddybär da, ein Set Kaffeetassen dort, Vasen, Töpfe, Kerzenständer, Gardinenhalter. Kurzum alles, was das Herz eines echten Möbelfans begehrt. Einer, der zu beschäftigt ist, um seinen Namen zu nennen, bringt es so auf den Punkt: „Ich bin da, um alles zu nehmen, was mir gerade in die Hände fällt.“ Es herrscht ein regelrechtes Gewurl. Und immer wieder aufgeregte Wortfetzen: „Do sind jo o noch“ (man erfährt im allgemeinen Lärm nicht, was damit genau gemeint ist), „Jo häscht des o scho gsächa?“, „Iatz mond mar aber witermacha“. Draußen ist soeben Bettina Berlinger aus Dornbirn („Wir sind zu dritt gekommen“) eingetroffen. Im Stil einer echten Vorarlbergerin verschafft sie sich zunächst einmal einen Überblick über die Lage, bevor sie zur Sache kommt. Zehn Euro sind schlussendlich zehn Euro. In Zeiten wie diesen. Immer mehr Leute verlassen vollbepackt die Halle. Da fallen eingewickelte Kerzen auf dem Boden. Und kurz darauf ein Tschepperer. Ein Tassenset hat dran glauben müssen. Die meisten Ähren sind nach 20 Minuten abgefressen. Nur einige ausrangierte, uralte Computer mit dunkelbraunen Tastaturen verlieren sich auf einer leergemachten Palette. Auf dem Rückweg zum Auto keuchen und schwitzen Packesel, die glücklich sind, endlich ihre Beute in Sicherheit bringen zu können.

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