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Warten auf die Handy-Parker

Wer sein Auto in der Bregenzer Kurzparkzone parkt und einem Strafzettel entgehen will, hat prinzipiell zwei Möglichkeiten: Er kann das Ticket am Automaten oder im Rahmen der "Mobile City" per SMS* lösen. Handy-Parken in Bregenz [305KB]

Letzteres tun wenige. 530 User sind derzeit gemeldet, im Dezember wurden im Tagesdurchschnitt gerade einmal 20 Parkscheine ausgestellt. Während an den Automaten Tag für Tag 3000 Tickets ausgegeben werden.

Betreiber Mobilkom ist unbeeindruckt: „Nach einer kurzen Anlaufphase gehen wir davon aus, dass Handy-Parken sukzessive greifen wird.“ Für die Bregenzer Opposition aber ist klar: „Das System ist ein Flop. Ein teurer Flop.“

Kosten sind umstritten

Denn die Rechnung der VP, das Gesamtsystem koste die Stadt bis 2007 insgesamt 263.000 Euro, stimme nicht. „In Wahrheit sind bis 2010 rund 400.000 Euro zu zahlen“, rechnet SP-Stadträtin Alexandra König vor, „weil ab 2007 weitere 30.000 Euro jährlich zu berappen sind.“ Diese Zusatzkosten habe die VP versucht, geheimzuhalten: „Stadtrat Roland Frühstück versucht, die Öffentlichkeit zu täuschen.“ Auch die Einnahmen aus dem Handy-Parken seien mit knapp 550 Euro monatlich ein Witz. „Ein Desaster ist das also“, sagt König, „in jeder Hinsicht.“

Die ÖVP wehrt sich gegen diese „falsche Rechnung“. Denn das Handy-Parken sei eben nur ein Teil des gesamten, zukunftsträchtigen Mobile-City-Systems, das weitere Service-Angebote (Ticketverkauf, Stadtinfo) umfasse. Eine Reduzierung auf das Handy-Parken ist für die VP deswegen nicht zulässig. Dennoch habe man sich mehr erwartet, sagt auch Frühstück im Interview (siehe links): „Ich habe aber das Gefühl, dass man da Innovatives kaputtmachen will.“

Immerhin rühmt sich Bregenz, mit diesem Mobile-City-System „mobilste Stadt in Österreich“ zu sein. Zwar sei die Kosten-Nutzen-Relation derzeit eine sehr schlechte, sagt auch Stadtmarketing-Chef Michael Dünser, nennt dies aber „Kinderkrankheiten“. In spätestens zwei, drei Jahren werde das System wie erhofft funktionieren.

Zwei, drei Jahre? Solange will die SPÖ nicht warten. Sie fordert den Ausstieg aus dem Vertrag. Denn Letzterer könnte, sagt König, gekündigt werden. Sie stützt sich dabei auf ein, pikanterweise von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten. In diesem steht geschrieben, „dass eine vorzeitige Auflösung des Vertrages möglich ist, wenn eine der vier Teilapplikationen nicht, insbesondere nicht vertragskonform, funktioniert“. Das sei der Fall: „Parkwächter haben mit einem Eingabegerät jedes Auto ohne Ticket zu kontrollieren. Diese Kontrollen funktionieren oft nicht.“

Was die Opposition aber am meisten ärgert, ist, dass in Bludenz ebenfalls Handy-Parken möglich, aber um ein Vielfaches billiger ist. Dort sind 571 User gemeldet, werden 60 Tickets am Tag gelöst. Und die Kosten? Betrugen 2003 schlappe 5000 Euro, plus einen weiteren Tausender Durchschnittskosten im Jahr.

Dafür werden in Bludenz keine zusätzlichen SMS-Leistungen angeboten, hatte sich die ÖVP stets verteidigt.

Handy-Parken ist simpel: Im Internet (www.bregenz.ws) anmelden, dann eine SMS mit gewünschter Parkdauer/ Zone an die Nummer 0664 660 6900 schicken, Bestätigung abwarten, fertig.


KOMMENTAR
Andreas Dünser zu Handy-Parken in Bregenz: Teure Zukunft

a dürften sich auch die Kritiker der Handy-Parkerei einig sein: Das System an sich ist ein zukunftsträchtiges, eine Stadt kann diesen Service ihren Bürgern auch durchaus anbieten.

Wenn, erstens, die Kosten-Nutzen-Relation eine gute ist. Wenn eine Stadt, zweitens, ausreichend Geld für derartige Spielereien hat. Und wenn eine Stadt, drittens, groß genug ist – und von vornherein mit einem gewissen Kundenstock rechnen kann.

Also, erstens. Die Kosten-Nutzen-Relation ist schlecht. 400.000 Euro (‘ SPÖ) Kosten hätten sich beim derzeitigen Einnahmensstand noch in ein paar Jahrzehnten nicht amortisiert. Selbst wenn man mit 263.000 Euro (‘ ÖVP) rechnet, und Handy-Parken nur als einen Teil des gesamten Mobile-City-Systems ansieht, ist klar: Die Stadt zahlt viel, für durchschnittlich 20 Tickets am Tag und 561 gemeldete Handy-Parker.

Zweitens: Die Stadt Bregenz hat, das ist ebenfalls Fakt, gleichviel Schulden wie das gesamte Land Vorarlberg. Das weiß nicht nur der Weisenrat. Und drittens: Bregenz ist nicht Wien. Auch das dürfte bereits vor der Errichtung des Systems bekannt gewesen sein. Zukunftsträchtig hin, mobil her.

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