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"Warnzeichen" vor dem Vierfachmord

Familiendrama / &copy APA
Familiendrama / &copy APA
Vor der Bluttat in Mauerbach bei Wien hat es Warnzeichen gegeben - ehemalige Arbeitgeberin des Mauerbachers gab an, er habe ihr gegenüber öfters von Selbstmord gesprochen und seine Ehekrise thematisiert - Nachbar sprach von "finanziellen Problemen" der Familie.

Ein niederösterreichischer Frühpensionist hat nach einem Streit mit seiner Frau fast seine gesamte Familie ausgelöscht: Der 50-Jährige hat laut Polizei drei seiner Töchter und eine Pflegetochter umgebracht. Die fünfte, älteste Tochter (21) fand ihre toten Geschwister.

Selbstmordgedanken

Im Interview mit der ZiB2 am Dienstag gab eine ehemalige Arbeitgeberin des Mauerbachers an, er habe ihr gegenüber öfters von Selbstmord gesprochen. Auch über seine Ehe habe er sich beklagt. Offenbar sei das eigenständige Leben seiner Frau für ihn ein Problem gewesen. Häufig habe er moniert, dass er von ihr zu oft “alleine zu Hause gelassen” würde.


“Generationenstreit und finanzielle Probleme”

Der Nachbar der Familie gab gegenüber der ZiB2 “finanzielle Probleme” der Familie zu Protokoll. Bereits zuvor hatte er sich zum “Generationenstreit” im Nachbarhaus geäußert. Die Familie wohnte gemeinsam mit der Mutter der Frau in deren Haus. Sie wollte, ebenfalls laut Angaben von Nachbarn, die Familie ihrer 45-jährigen Tochter – sie wurde vom Täter in einem Streit am Montagabend schwer verletzt – aus dem Haus haben. Offenbar musste die Familie aber einen Gutteil der Erhaltung des Hauses finanziell bestreiten.


Desolate Zustände

Die Zustände im Wohnhaus der Familie beschrieben Ermittler als desolat. Im Inneren des Einfamilienhauses hätten sich bis zu einen Meter hoch Kleidungsstücke, Hausrat und Spielsachen getürmt, heißt es. Ungeachtet der finanziell angespannten Lage und der Wohnsituation sei die Beziehungsebene in der Familie intakt und die Tragödie für niemanden vorhersehbar gewesen, sagte jedoch Bezirkshauptmann Wolfgang Straub. Die Kinder seien immer adrett und gut erzogen gewesen.

Mann war vorher nie gewalttätig

Es habe bis zu der Tragödie keinen einzigen Polizeieinsatz wegen Tätlichkeiten gegeben, so Straub. Nur wegen Hundegebells sei ein Mal Anzeige erstattet worden. Die Frau habe selbst nach dem brutalen Streit angegeben, dass ihr Mann vorher nie gewalttätig geworden sei. Ein Nachbar sagte, die Kinder hätten “nach außen hin” keine schlechte Kindheit gehabt. Als Nachbar bekam er zwar manchmal lautstärkere Auseinandersetzungen und Türknallen mit, handgreifliche Auseinandersetzungen habe es aber nicht gegeben.


Nachbar erhebt Vorwürfe

Der Nachbar erhebt dennoch schwere Vorwürfe gegen die Behörden. Allein wegen der Wohnverhältnisse hätte man der Familie aus seiner Sicht kein Pflegekind überantworten dürfen. Die zuständige Jugendbehörde erklärte jedoch, bisher sei “alles in Ordnung gewesen”.

Die zuständige Landesrätin Christa Kranzl (SPÖ) sprach von einer unvorstellbaren Tragödie – umso mehr, als die Jugendwohlfahrt angeblich bereits eine Ausweichwohnung für die Familie organisiert hatte. Die Übersiedlung hätte noch diese Woche stattfinden sollen.

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