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Warnung vor "Goldgräberstimmung" vor dem Song Contest in Wien

Tourismus-Chef Norbert Kettner freut sich auf den ESC.
Tourismus-Chef Norbert Kettner freut sich auf den ESC. ©APA
Der Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner freut sich, dass der Eurovision Song Contest (ESC) 2015 in Wien ausgetragen wird. Er warnt jedoch vor "überbordender Goldgräberstimmung" und bittet die Hoteliers um "Augenmaß".
Run auf die Hotelzimmer
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Herr Tourismusdirektor, ich nehme an, Sie sind mit der Entscheidung, den Song Contest in Wien auszutragen, sehr zufrieden?

Norbert Kettner: Es haben alle mit Wien gerechnet, auch international, das haben wir schon mitgekriegt. Ich bin froh darüber, keine Frage.

Gibt es schon die Grundzüge der Kampagne? Wie wird Wien mit dem Event werben?

Wir warten auf den ORF und die Entscheidung für den Eventmanager. Es gibt ein Angebot von uns, den Song Contest in europäischen Städten zu bewerben, nämlich im Rahmen einer 3D-Präsentation. Es handelt sich um eine Kugel, die auf öffentlichen Plätzen aufgestellt wird. Da sind wir mitten in den Planungen drinnen. Aber unabhängig davon, wie sich der ORF entscheidet: Eine Kampagne wird es auf jeden Fall geben, die wird im März beginnen. Natürlich wird das Thema auch sonst querbeet bei uns im Marketing vorkommen. Der Slogan, den wir verwenden, lautet ‘Proud Host Of Song Contest’.

Kann man schon sagen, was das Event für Wien bringen wird – also etwa in den Bereichen Umsätzen, Nächtigungen oder Wertschöpfung?
Da gibt es noch nichts Valides. Es gibt eine Schätzung der Wirtschaftskammer Wien, die von 15.000 zusätzlichen Nächten ausgeht. Da kann ich jetzt nicht sagen, wie realistisch das ist. Wir gehen davon aus, dass Wien zu dem Zeitpunkt ohnehin gut gebucht ist. Es wird schon einen Nächtigungs- und Umsatzeffekt geben. Aber seriöserweise kann man momentan noch nicht sagen, wie der ausschauen wird. Der Umsatzeffekt wird jedoch nicht so hoch sein, wie bei der Fußball-EM. Aber umso mehr ist der Enthusiasmus eine bare Münze. Ich hab gerade zum Beispiel aus China ein E-Mail gekriegt, von einem großen Fan.

Könnte es ein, dass andere Gäste in dieser Zeit lieber zuhause bleiben, um dem Rummel zu entkommen?

Die Gefahr sehe ich weniger. Ja, der Song Contest ist eine Großveranstaltung mit riesiger medialer Begleitung. Aber er wird nicht die gesamte Stadt in Beschlag nehmen. Wir haben 64.000 Hotelbetten. Auch der Song Contest wird nicht alle füllen. Und, ganz wichtig: Es gibt auch noch Zimmer.

Welches Publikum kann man sich erwarten? Werden vor allem zahlungskräftige Gäste kommen?

Es werden alle Kategorien profitieren, es ist nicht nur ein Fünfsternevent.

Wie werden sich die Preise der Hotellerie entwickeln?

Der Markt macht den Preis. Ich vertraue schon auf das Augenmaß der Hoteliers. Ich warne vor einer überbordenden Goldgräberstimmung. Weil die Erfahrung zeigt schon auch, dass man oft mit einer großen Euphorie reingeht, sich gewisse Preise aber am Ende des Tages nicht realisieren lassen. Ich vertraue da aufs Augenmaß der Hoteliers.

Es wird auch ein Eurovision Village, einen Euroclub und möglicherweise eine Fanmeile geben. Wo sollen diese ihrer Meinung nach hinkommen? Im Gespräch für das Village ist etwa die Kaiserwiese im Prater.

Das ist letztendlich eine Entscheidung des ORF. Da gibt es Gespräche, ob das beim Riesenrad oder an anderen Locations stattfindet, da laufen die Gespräche zwischen der Stadt und dem Veranstalter.

Könnte es ein Problem sein, dass der Prater nicht sehr zentral liegt? Überlegt wird ja etwa auch der Heldenplatz oder das Museumsquartier als Village-Standort.

Wir haben die Strategie, die Touristenströme zu entzerren. Aber es gibt nur wenige Orte, die es schaffen, Touristen aus dem ersten Bezirk herauszuziehen. Ich würde mir beim Prater nicht die große Sorge machen, dass da nichts los ist. Wenn man landmarktechnisch denkt: Das Riesenrad hat was. Wenn man Menschen fragt nach einem Icon für Wien, kommt neben dem Strauß-Schani bald das Riesenrad. Aber wir feiern kommendes Jahr auch 150 Jahre Ringstraße, also freuen wir uns auch, wenn es zum Beispiel der Heldenplatz wird.

Sollen die Geschäfte während des Events am Sonntag aufsperren dürfen – oder vielleicht überhaupt generell?

Also wir hätten gerne eine liberale Öffnungspolitik am Sonntag, das haben wir in allen Konzepten drinnenstehen. Mit der Voraussetzung, es gibt eine Sozialpartnereinigung. Wir haben das seit vielen Jahren auf der Agenda.

Wo soll die Öffnung erlaubt werden: in einer Tourismuszone oder generell?

Also wir sehen, dass der erste Bezirk der zentrale Anziehungspunkt für Gäste ist. Gerade wenn am Abend der Flieger geht, haben viele Menschen den Nachmittag nicht verplant, sondern sie gehen noch einmal bummeln. Das machen sie wahrscheinlich zu 90 Prozent in der Innenstadt. Wir glauben, das würde auch Mehrumsätze bringen. Ob das in der gesamten Stadt so wäre, oder ob es nur zu einer Umsatzverlagerung kommen würde, kann ich nicht beurteilen. (APA)

In unserem Special finden Sie alle Infos rund um den ESC 2015.

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