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Waldmann auf Reisen

Wenn Hunde auf Reisen gehen, wirbelt das ganz schön viel Staub auf. So geschehen in Götzis. Dort stieg ein Jagdhund in den Intercity-Zug nach Düsseldorf.

In Dornbirn stieg er aus und wartete sechs Nächte im Tierheim aufs Frauerl.

Der reiselustige Jagdhund gehört Renate aus Götzis. Sie ist ganz hingerissen von ihrem einjährigen Hund, einer Bracke: „Er ist ein ganz braver Hund.“ Waldmann’s Vorlieben

Vor zehn Tagen macht sich dieser „ganz brave Hund“ einfach mir nichts dir nichts aus dem Staub. Während sein Herrl den Abfall in den Container wirft und den Blick für einige Sekunden von seinem Liebling abwendet, springt dieser über die Straße zum gegenüberliegenden Bahnhof. Und steigt in den nächstbesten Zug ein: den Intercity nach Düsseldorf.

Den Hundebesitzern schwant Böses. Sie kennen Waldmanns Vorliebe für Zugreisen. „Denn schon die Fahrt nach Wien mit dem Autoreisezug hat Waldmann sehr gefallen“, so sein Frauerl. Trotzdem: Auf die Idee, dass ihr vierbeiniger Liebling auf eigene Faust einen Zug besteigen könnte, wäre das Ehepaar nie gekommen.

Frauerl Renate erklärt sich das spurlose Verschwinden ihres Hundes ganz anders: „Ich dachte mir, dass er langsam erwachsen wird und ein hübsches Weiblein gefunden hat.“ Also besucht sie alle Besitzer von Hundeweibchen im Umkreis. Doch Waldmann ist nicht auffi ndbar.

Und weil die Besitzer ihren Waldmann so lieben, fertigen sie Steckbriefe von ihm an und hängen diese in Schulen, Kindergärten und Gemeindeämtern auf. Außerdem fahren sie ein paar Tage lang mehrere Gemeinden mit dem Auto ab – immer Ausschau haltend nach ihrem Liebling. Aber Waldmann bleibt unauffindbar.

So ganz alleine kann der vierbeinige Schwarzfahrer die Zugreise aber nicht genießen. Mit schlechtem Gewissen und Verdruss im Herzen steigt er schon in Dornbirn aus. Ein zweibeiniger Tierfreund, der ebenfalls in Dornbirn aussteigt, sieht, dass der Hund herrenlos ist. Und beschließt, den Vierbeiner ins Tierheim zu bringen.

Fast übergeschnappt
Mit Hilfe dreier Mädchen gelingt es ihm, das Tier am Bahnhof Dornbirn einzufangen. Waldmann wird per Taxi ins Heim gebracht. Dort bleibt er sechs Tage. Dann finden Frauerl und Hund wieder zueinander. Über ein Inserat, das die Hundebesitzer in der Zeitung platzierten.

Die Wiedersehensfreude ist groß: „Waldmann ist vor lauter Freude fast übergeschnappt. Zehnmal ist er zu uns hinaufgesprungen“, erzählt die erleichterte Hundebesitzerin.

Renate traut ihrem Waldmann nun aber nicht mehr. Was, wenn ihn wieder die Reiselust packt? Für diesen Fall hat das Frauerl jetzt vorgesorgt. Waldmann wurde vor kurzem ein Chip unter die Haut implantiert. Auf diesem sind alle wichtigen Daten gespeichert. Auch seine Adresse.

Renate aus Götzis mit ihrem reiselustigen Hund Waldmann und Katze Minka.

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