Derzeit befinde sich eine Liste mit den Namen von 71 Personen im Innenministerium, bestätigte ein Sprecher des Ressorts. In der Votivkirche selbst hätten an die 15 Personen übernachtet, die Caritas sprach von etwa 30. Mit der Überprüfung des Verfahrensstandes und der Möglichkeit einer Wiederaufnahme in die Grundversorgung möglich sei, hat das Ministerium Sonntagfrüh begonnen. In jenen Fällen, wo dies nicht möglich ist, werde man nach einer gemeinsamen Lösung mit der Caritas suchen, betonten beide Seiten.
Flüchtlinge bleiben weiter in der Votivkirche
Die von der Caritas eingerichtete Notunterkunft samt Transport dorthin ist von den Flüchtlingen vorerst nicht angenommen worden. “Sie wollen die Einzelfallprüfung abwarten und fühlen sich in der Kirche besser geschützt”, so der Caritas-Sprecher. Dort sei es jedenfalls “bitterkalt”, man habe die Asylwerber aber rund um die Uhr betreut. “Die Flüchtlinge sind ziemlich verzweifelt.”
Kritik an Aktivisten
Kritik wurde indes an den Aktivisten laut, welche die Aktion der Asylwerber offenbar organisieren. So seien die Asylwerber in der Nacht aufgeweckt und mit Falschmeldungen verunsichert worden, so der Caritas-Sprecher. So hätte etwa das Gerücht die Runde gemacht, die Polizei hätte im nahegelegenen Camp der Flüchtlinge im Sigmund-Freud-Park Ausweiskontrollen durchgeführt. Bei der Polizei wusste man auf Nachfrage nichts davon. Die Aktivisten selbst waren schließlich der Aufforderung der Caritas, die Kirche zu verlassen, nachgekommen.
Scharfe Worte in Richtung der Organisatoren der Besetzung fand auch Caritas-Direktor Michael Landau: “Ein Drittel von ihnen ist wirklich in Not; ein Drittel will jenen in Not ernsthaft helfen, aber bei einem Drittel handelt es sich um reine Aktivisten, um Chaoten, die die Not dieser Menschen instrumentalisieren wollen”, sagte er in der “Presse” (Sonntag-Ausgabe). In der Hilfsorganisation hofft man nach wie vor “auf eine friedliche Weihnachtslösung im Sinne der Menschen”.
Pfarrgemeinderat fordert Abzug der Aktivisten
Auch der Pfarrgemeinderat der Votivkirche übt scharfe Kritik an jenen Gruppen, welche die Besetzung in der Votivkirche organisieren. In einem Kommunique nach einer außerordentlichen Sitzung Sonntagnachmittag sicherte man zwar den Flüchtlingen jegliche Unterstützung zu, forderte aber den Abzug der politischen Aktivisten, berichtete die “Kathpress”. Diese hätten die Menschen, die derzeit in der Kirche Schutz suchten, instrumentalisiert.”Unsere Forderung ist, den Asylanten zu helfen und die Aktivisten, die die Angelegenheit instrumentalisiert haben, aus der Kirche und dem Umfeld der Asylanten zu entfernen”, heißt es in der Erklärung des Pfarrgemeinderats. Man wolle “im Sinne der christlichen Nächstenliebe den Asylwerbern jede Hilfe zukommen lassen”, die möglich sei.
Flüchtlinge in Votivkirche im Hungerstreik
Mehrere Flüchtlinge in der Wiener Votivkirche sollen in den Hungerstreik getreten sein. Das bestätigte eine Sprecherin der Besetzer. Demnach sollen einige Personen bereits seit in der Nacht auf Sonntag keine Nahrung mehr zu sich nehmen. An einer gemeinsamen Erklärung zu den Forderungen wurde am Abend nach wie vor gearbeitet.
(APA)