AA

"Vorne die saubere Stadt und hinten das Ghetto!"

Anrainer Klaus Zimmermann ist unmittelbar von Verschmutzung, Sachbeschädigung und vorlauten Jugendlichen betroffen.
Anrainer Klaus Zimmermann ist unmittelbar von Verschmutzung, Sachbeschädigung und vorlauten Jugendlichen betroffen. ©Miro
Dornbirn - Vandalismus, Pöbeleien und Betrunkene sind am Dornbirner Bahnhof keine Seltenheit. Richtig problematisch ist die Situation aber auf der hinteren Seite des Bahnhofareals.
Lokalaugenschein am Bahnhof
"Situation wird verharmlost"
Sauberkeit soll verbessert werden

Klaus Zimmermann wohnt in der Gilmstraße auf der Rückseite des Bahnhofs. Kot, Spritzen und Sachbeschädigungen sind für alltäglich – doch nun reicht es ihm: „Auf dem neuen Platz beim hinteren Ausgang der Bahnhofsunterführung treffen sich täglich große Gruppen zum Biertrinken und Herumlungern. Darunter das Klientel vom Ex & Hopp, Leute aus dem Haus der jungen Arbeiter etc. Sogar mein Parkplatz gilt als Treffpunkt für junge Menschen – schon öfter wurden Dinge beschädigt: Es wurden Autoreifen aufgeschlitzt, Antennen abgeknickt und die Gilmstraße selbst wird täglich als öffentliches Klo benutzt. Zudem wurde eine Mauer beschädigt und ein Zaun angezündet.“ Schon öfter habe er sich an die Stadt gewendet: „Aber es hieß immer nur, es werde etwas getan – bisher war das aber kaum der Fall.“ Was ihn im Speziellen ärgert, ist die Tatsache, dass nur über die Probleme am Bahnhf selbst gesprochen wird. Zimmermann: „Auf dem Bahnhofsgelände gibt es ein Alkoholverbot. 24 Kameras hängen herum, um das Gelände zu überwachen. Ich bin kein Freund von Kameras, aber wenn es hier so weitergeht, wäre eine Installation vielleicht angebracht. Es kann nicht sein, dass nach vorne eine saubere Stadt präsentiert wird und hinten entwickelt sich ein Ghetto.“

Gesamtkonzept gefordert

Die Stadt habe im Gespräch mit ihm bereits angekündigt, das Sicherheits- und Reinigunskonzept am Bahnhof zu erweitern. Dies gelte jedoch nur für die vordere Bahnhofsseite. „Dieses Konzept muss auch auf die Rückseite des Areals ausgeweitet werden. Es braucht ein öffentliches Klo, mehr Kontrollen, ein Alkoholverbot und Leinenzwang für Hunde, ansonsten bekommt man die Problematik nicht in den Griff“, so der betroffene Anrainer.

Umfrage

Bernhard Amann, Ex & Hopp:
„Bislang war mir nicht bekannt, dass es am Dornbirner Bahnhof große Probleme gibt. Wir schicken in regelmäßigen Abständen unsere Streetworker auf den Weg, die alle öffentlichen Plätze in der Stadt kontrollieren. Wenn Anrainer bisher ein Problem hatten, wurden wir umgehend angerufen. Wir haben aber seit dem Umzug in das neue Gebäude fast den doppelten Zulauf – das sind etwa 70 Personen pro Tag. Bei uns ist eher das Problem, dass sich das Klientel im Rohbau unseres Nachbargebäudes niederlässt. Das erfreut uns auch nicht unbedingt. Es ist aber auch schwierig: Die Leute werden überall vertrieben. Finden sie wieder einen Platz, an dem sie sich treffen können, beschweren sich dort die Anrainer, für die ich vollstes Verständnis habe. Aber das Problem wird einfach immer weitergeschoben. In der Stadt fehlen die Freiräume. Und die Polizei alleine kann die Situation auch nicht verändern. Hier müssen alle Beteiligten zusammen an einen Tisch sitzen: ÖBB, Exekutive, Stadt, die verschiedenen Institutionen und natürlich auch die Betroffenen – sowohl Anrainer, als auch die Jugendlichen. Denn es sollte nicht nur über die Leute gesprochen werden, sondern auch mit ihnen. Dann haben diese auch gleich einen anderen Bezug zur Thematik.“

Rudolf, Bregenz, Security am Dornbirner Bahnhof:
„Ich bin nun seit 21 Jahren im Sicherheitsdienst und setzte mich gleichzeitig schon immer für das Wohl der Jugendlichen ein. Ich sehe das Problem darin, dass die Jugendlichen überwiegend keine Ansprechpartner haben, deswegen kommt es auch oft zu Schwierigkeiten. Man sollte mit den Jugendlichen offen sprechen und die Probleme mit gutem Zureden und sinnvollen Ratschlägen lösen. Gewalt und Randale sind absolut keine Lösung. Ich habe für die Jugendlichen jedenfalls immer ein offenes Ohr.“

Fiona, 19, Dornbirn:
„Ich finde die Situation am Dornbirner Bahnhof sehr bedenklich. Gerade als Frau muss man am Abend Angst haben, wenn man sich in dieser Gegend aufhält. Es gibt hier immer wieder viel Randale und Schlägereien. Ich bin selbst schon von den unterschiedlichsten Leuten öfters blöd angesprochen worden. Ein Problem sehe ich auch in der Beaufsichtigung durch die Polizei und die Security. Diese sollten in der Nacht mehr aufpassen. Früher gab es genau dieses Problem in Feldkirch. Heute ist es der Dornbirner Bahnhof.“

Seda, 16, Dornbirn:
„Beim Dornbirner Bahnhof beobachte ich immer wieder Schlägereien. Sogar wenn ich in meiner Mittagspause hierher komme, treffe ich oftmals betrunkene Personen an. Wenn ich beim Bahnhof bin, fühle ich mich zwar selbst nicht bedroht, aber die Situation stört mich einfach. Ich kann durchaus verstehen, dass sich viele Menschen hier ziemlich unwohl fühlen.“

Emanuel, 18, Bregenz:
„Ich selbst lebe zwar nicht in Dornbirn, wenn ich aber am Wochenende weggehe und beim Dornbirner Bahnhof aussteige, bemerke ich jedes Mal wieder, dass es am Bahnhof zu Schlägereien oder anderen Zwischenfällen kommt. Das Problem liegt meiner Meinung daran, dass hier viele verschiedene Kulturen und aufeinander treffen. Die Polizei sollte eindeutig mehr dazu beitragen, dass sich die Situation diesem Bahnhof verbessert. Gerade für Mädchen könnte es hier durchaus gefährlich werden.“

Monika Paterno, Geschäftsleiterin „aha“:
„Am Bahnhof ist immer viel los. Bei so vielen Menschen gibt es natürlich auch hin und wieder Zwischenfälle. Das aha ist seit 20 Jahren hier. Wir waren aber noch nie beunruhigt oder haben uns gestört gefühlt. Die zentrale Lage am Bahnhof ist für uns als Jugendinfo eigentlich ideal.“

Chiara, 19, Verkäuferin:
„Ich arbeite in der Bäckerei und sehe direkt zum Bahnhof. Ich habe öfters beobachtet, dass es zu Schwierigkeiten mit Betrunkenen kam. Die Polizei sollte mehr unternehmen. Sobald sie aber in der Nähe ist, verläuft es meist ruhig.“

  • VIENNA.AT
  • Dornbirn
  • "Vorne die saubere Stadt und hinten das Ghetto!"
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen