AA

Vorarlberger in Kosovo-Knast

Ein Hilferuf von vier Vorarlbergern erreichte die "VN"-Redaktion aus einem Gefängnis im Kosovo. "Warum sind wir hier? Wir haben doch nichts getan", so die zwei Männer und zwei Mädchen.

Hilferuf von vier Vorarlbergern aus dem Gefängnis von Pristina. “70 Prozent hier sind Mörder und der Rest ist auch wegen schweren Gewaltdelikten hier. Wir wurden bedroht, beschimpft, geschlagen – auch haben wir nach unserer Verhaftung nichts zu essen und zu trinken bekommen“, schreibt der 44-jährige Mann aus Lustenau in einem siebenseitigen Brief an die „VN“-Redaktion. „Warum sind wir hier? Wir haben doch nichts getan!“

Menschenschmuggel

Tatsächlich sitzen bereits seit Ende August zwei junge Frauen aus Lustenau (16 und 18 Jahre), ein 26-jähriger Dornbirner und der 44-jährige körperbehinderte Briefschreiber in 5-Mann-Zellen der Gefängnisse von Pristina und Lipjan in Untersuchungshaft.

“Aus gutem Grund“ , ist man beim Bezirksgericht Pristina überzeugt. Den Vorarlbergern wird Beihilfe zum Menschenschmuggel vorgeworfen. Strafrahmen nach Artikel 138 des “ Criminal Code of Kosovo“ : zwei bis zwölf Jahre Haft.

Festnahme in Hotel

Die Gruppe war von der Kosovo Police am 31. August im laut Konsulat verrufenen Hotel Fitoni in Ferizaj verhaftet worden, gemeinsam mit zwei Kosovaren – dem in Rorschach wohnhaften Freund der 16-Jährigen und dessen Onkel, ein Ex-Polizist. In dem Hotel, das in der gefährlichen Stadt Ferizaj als Treffpunkt von Verbrechern und Umschlagplatz organisierter Kriminalität gelten soll, waren bei einer Razzia acht österreichische Reisepässe sichergestellt worden. Die Behörden vermuten, dass die Österreicher die Pässe verkaufen wollten. Marktpreis für einen EU-Reisepass im Kosovo: 5000 Euro.

Vorarlberg ermittelt

Die Vorarlberger Polizei wird über jeden Schritt der Kosovo-Ermittlungen über einen Polizeiattaché informiert. Denn gleich mehrere Dienststellen ermitteln auch im Fall der vier Vorarlberger. “ Sie sitzen alles andere als unschuldig in Haft“ , sind hiesige Polizeibeamte überzeugt. Der von einer Kinderlähmung gezeichnete 44-jährige Mann ist 14-fach vorbestraft, wurde insgesamt schon 29 Mal angezeigt. Vor allem wegen unzähligen Betrügereien. Eine Haftstrafe wegen Drogendelikten ist noch in Feldkirch offen. Aktuell geht es bei den Erhebungen gegen das mutmaßliche Kriminal-Quartett neben Menschenschmuggel auch um Drogen- und Sittlichkeitsdelikte. Die offiziellen Auskünfte sind jedoch spärlich.

Beim Bregenzer Landeskriminalamt laufen jedenfalls die Fäden zusammen. “Die in Ferizaj sichergestellten Reisepässe stammen aus Vorarlberg, wurden von den Mädchen in ihrem Bekanntenkreis organisiert. Sie wollten diese Pässe im Kosovo zu Geld zu machen“ , bestätigen die Ermittler des Landeskriminalamtes den “ VN“ .

Botschaft eingeschaltet

Im Kosovo werden die Vorarlberger von Botschaftsvertreter Christian Sigl betreut: “ Ich besuche sie meistens am Sonntag im Gefängnis. Die Haftbedingungen bewegen sich im Rahmen der Gesetze.“ “ Lustig“ sei es aber in keinem kosovarischen Gefängnis. Vor allem die Mütter der Mädchen sind in sehr großer Sorge. Sie waren bereits in Lipjan, haben ihre Töchter besucht.

Der Prozess wird den Vorarlbergern Anfang Dezember in Pristina gemacht.

  • VIENNA.AT
  • Vorarlberg
  • Vorarlberger in Kosovo-Knast
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen