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Vor 75 Jahren brannte der Wiener Stephansdom

Der Brand des Stephansdoms dürfte durch Plünderungen ausgelöst worden sein.
Der Brand des Stephansdoms dürfte durch Plünderungen ausgelöst worden sein. ©APA/WWW.PICTUREDESK.COM/ÖNB-BILDARCHIV/ALBERT HILSCHER
In der Nacht auf den 12. April 1945 ging das Wahrzeichen Wiens in Flammen auf. Der Brand des Wiener Stephansdoms zog sich über drei Tage, auch die Pummerin wurde dabei zerstört.
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Vor 75 Jahren, in der Nacht auf den 12. April 1945, ist der Wiener Stephansdom in Flammen aufgegangen - wobei sich der Brand des Wahrzeichens über drei Tage zog, wie die Wiener Feuerwehr am Mittwoch erinnerte. Der Brand dürfte durch Plünderungen in der Innenstadt ausgelöst worden sein.

Brand wahrscheinlich durch Plünderungen ausgelöst

Die Wehrmacht kämpfte in der Stadt in jenen Tagen gegen die russischen Truppen. Zugleich machten sich Einheiten bereits auf dem Weg in den Westen. Auch die Feuerschutzpolizei Wien, wie die Feuerwehr damals genannte wurde, hatte Befehl erhalten, die gesamte Mannschaft und Ausrüstung aus Wien abzuziehen. Doch es gelang einigen Feuerwehrleuten, sich dem zu entziehen. Sie kehrten in die Stadt zurück. Unter ihnen war auch Leopold Meister.

Er gehörte zu jenen Männern, die in der Türmerstube des Stephansdoms Dienst versahen. In seinen Erinnerungen berichtete er von den "schicksalsschweren Apriltagen des Jahres 1945": "Brennende Teile stürzten auf die Dombauhütte, welche ebenfalls Feuer fing und im weiteren Verlauf verbrannte, auch die große Orgel geriet durch Funkenflug in Brand, ergriff auch den südlichen Heidenturm, sodass nun das Feuer von mehreren Seiten gegen das Dach vordrang und eindringen konnte. Gleichzeitig ergoss sich ein Funkenregen über das Dach des Domes, welches durch die Beschießung der Deutschen beschädigt wurde und Glutstücke ungehindert in das Dachinnere gelangten. Als nun das Dach selbst Feuer fing, war das Schicksal des so schönen und stolzen Domes besiegelt."

Pummerin zerschellte bei Großbrand am Boden

Am Nachmittag des 12. April stürzte auch die 22 Tonnen schwere Pummerin samt dem Glockengebälk in die Tiefe und zerschellte am Boden. In der Nacht auf den 13. April war das gesamte Dach abgebrannt. Brennende Trümmer von Zehntausenden Fichtenholzstämmen der Dachkonstruktion lagen auf dem gemauerten Dachgewölbe des Kirchenschiffs, als eine Stützmauer des Daches umstürzte und das Gewölbe nahe dem Hauptaltar durchschlug, was zu weiteren massiven Schäden führte.

Bereits in den Tagen vor dem verheerenden Geschehen hatten die Türmer von zahlreichen Bränden in den Häusern rund um den Stephansdom berichtet - es handelte sich um Folgen der Luftangriffe. Immer wieder gelang es einer Handvoll Feuerwehrleuten, Geistlichen des Doms und einer jungen Lehrerin, Brände, die auf den Dom übergegriffen hatten, mit sehr einfachen Mitteln zu löschen.

Wiener Stephansdom am 23. April feierlich wiedereröffnet

Letztendlich waren es Plünderer, die auf ihren Streifzügen durch leer stehende, benachbarte Häuser auch Feuer gelegt hatten. Der Funkenflug, starker Wind und viele Löcher im Dach des Doms durch vorhergegangene Angriffe waren die Auslöser für den letztendlich nicht mehr zu verhindernden großen Brand.

Am 23. April 1952 wurde der Stephansdom feierlich wieder eröffnet. Bereits am Tag vorher war die im oberösterreichischen St. Florian neu gegossene Pummerin in Wien empfangen und in einem Gerüst neben dem Dom provisorisch aufgestellt worden. Auch die Türmerstube wurde nach dem Krieg wieder bezogen. Die Funktion des Türmers, der Brände aus dem Wiener Stadtgebiet an die Feuerwehrzentrale Am Hof zu melden hatte, blieb laut Feuerwehr noch bis 31. Dezember 1955 besetzt. Ebenso versah Leopold Meister (1906-1966) weiterhin Dienst bei der Berufsfeuerwehr Wien.

(APA/Red)

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