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Vom Massagesessel ins Spitalsbett

Dornbirn - Von der Gesundheitsmesse direkt ins Spital - was klingt wie ein schlechter Scherz, ist dem 33-jährigen Dornbirner Gerhard Bauer passiert. Denn jetzt ist er Epileptiker.

Das Ausprobieren eines simplen Massagesessels auf der Dornbirner Messe “Assista” wurde ihm zum Verhängnis. Krankenhausaufenthalt, Schmerzen, zehn Monate Autofahrverbot und ein Gerichtsverfahren brachte dem zuvor gesunden Mann das Testen des Entspannungssystems ein. “Seit dem Vorfall bin ich Epileptiker”, berichtet Bauer im “VN”-Interview. Er möchte andere Menschen warnen, hat sich deshalb entschlossen, mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen.

Der verhängnisvolle Vorfall passierte auf der Gesundheitsmesse “Assista” im vergangenen Jahr. Bauer, der selbst im Gesundheitsbereich tätig ist, arbeitete auf der Messe an einem Stand. Während einer Pause schlenderte er zu einem der Nachbarstände hinüber und wurde eingeladen, einen der ausgestellten Massagestühle einer deutschen Firma zu testen, die mit dem Spruch “Leben in der Balance” für ihre “Gesundheitsprodukte” wirbt.

In der Balance war für Bauer danach allerdings gar nichts mehr. Der 33-jährige nahm auf dem Sessel Platz, bekam eine Brille und Kopfhörer aufgesetzt, die mit Musik und Lichtreflexen zur Meditation anregen sollen. Dann kann sich der Dornbirner nur noch erinnern, wie er im Spital aufwachte. “Ich habe die Lichtreflexe gesehen und eine Stimme gehört, dann fehlen mir zwanzig Minuten meines Lebens”, erzählt der Geschädigte.

Unter Krampfanfällen wurde Gerhard Bauer ins Spital eingeliefert. Der Arzt sagte ihm, dass er durch die Lichtreflexe der Meditationsbrille einen epileptischen Anfall erlitten hatte. Zuvor hatte der Patient noch nie mit Epilepsie zu tun. Eine Woche musste er im Spital bleiben. “Zehn Monate durfte ich danach wegen des Anfalls nicht mehr Auto fahren”, erzählt der Geschädigte. Schmerzen waren seit dem Vorfall seine ständigen Begleiter, Sport darf er nur mehr eingeschränkt betreiben, außerdem keinen Alkohol trinken. “Dass ich seitdem als Epileptiker gelte, könnte mir zum Beispiel bei einem geplanten Abschluss einer Lebensversicherung Schwierigkeiten machen”, schildert Bauer.

Nach dem Vorfall klagte er die Firma. Diese hat sich bis heute nicht entschuldigt, ging auf Tauchstation. Offenbar mit gutem Grund, denn Gerhard Bauer ist nicht das einzige Opfer. “Neben meinem Mandanten wurden noch zwei weitere Personen aufgrund dieser Fehlfunktion der Massagestühle mit der Rettung ins Spital eingeliefert”, so Stefan Denifl, Anwalt des Betroffenen. Der Rechtsvertreter klagte den Hersteller auf 5200 Euro Schmerzensgeld und bekam Recht. Die Firma erschien nicht einmal zur Verhandlung. Somit erging ein Versäumnisurteil. Die Feldkircher Staatsanwaltschaft ermittelte wegen des Verdachts der Körperverletzung, das Verfahren wurde jedoch eingestellt. Die Firma, die gestern nicht für eine Stellungnahme erreichbar war, darf weiterhin das dubiose Produkt verkaufen.

Das Verhalten des Herstellers bezeichnet Anwalt Stefan Denifl als äußerst fahrlässig. “Zwar werden Epileptiker in einer Broschüre irgendwo gewarnt, doch jene Menschen, bei denen diese Krankheit latent vorhanden ist, die also noch nie in ihrem Leben einen Anfall hatten, ahnen nichts von der Gefährdung”, so der Anwalt.

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