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Volksbank-Tochter mit Millionenverlust

Bregenz - Die Vermögensberatungs- und -verwaltungsfirma JML Holding AG mit Sitz in Zug, seit 2007 eine Tochter der Volksbank Vorarlberg, hat ihrem Mutterunternehmen Verluste in Millionenhöhe beschert, berichtet die in Vorarlberg, Salzburg und Tirol aktive "wirtschaftspresseagentur.com".

Thomas Bock, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Vorarlberg, bestätigte gegenüber der Agentur, dass das Engagement bei JML “nicht erfolgreich” gewesen sei. Möglich sei ein Verlust in der Größenordnung von insgesamt bis zu 4 Mio. Euro. Bock oder ein anderes Vorstandsmitglied war für eine Stellungnahme am Mittwoch Nachmittag für die APA nicht erreichbar.

Die Volksbank Vorarlberg hatte JML 2007 übernommen. Damals betreuten bei dem Schweizer Vermögensberater 30 Mitarbeiter rund 7.000 internationale Kunden. Der Ertrag sollte innerhalb der nächsten drei Jahre verdoppelt werden, so das Ziel. Es kam jedoch anders: Laut Geschäftsbericht 2009 wurde der Kundenstock voll abgeschrieben, dazu kam eine Firmenwertabschreibung in Höhe von 747.000 Euro. Insgesamt betrugen die JML-Abschreibungen 2009 rund 1,5 Mio. Euro, heißt es im Bericht.

Vor Ausbruch der Finanzkrise habe man JML zu einem entsprechend hohen Preis gekauft, dieser Wert sei dann durch die Krise naturgemäß zurückgegangen, erklärt Vorstand Bock. Die JML-Geschäfte hätten sich von Anfang an nicht wunschgemäß entwickelt, schon ein Jahr nach dem Kauf musste eine auf Auslandskunden spezialisierte Tochtergesellschaft der JML verkauft werden. Durch die Finanzkrise hätten dann die Portfoliomanager für die Kunden keine zufriedenstellenden Ergebnisse mehr erzielen können, die Kunden wanderten ab. Darum wurde 2009 der Kundenstock zur Gänze und der Firmenwert höher als geplant abgeschrieben, so Bock. JML arbeite seit 2010 ohne eigene Kunden als Portfoliomanager für andere Vermögensverwalter.

Durch die Krise sah man sich zudem bei der Hauptbank der Volksbank Vorarlberg in der Schweiz, der Volksbank AG mit Sitz in St. Margrethen (St. Gallen), zu einer Strategieänderung gezwungen. Weil sich das Geschäft mit ausländischen Kunden wegen der Finanzlage nicht wie erwartet entwickelte, konzentriere man sich nun auf das Anlagegeschäft mit Schweizer Kunden. Wegen dieses Umbaus des Geschäftsmodells und der JML sei das Jahr für die Volksbank Vorarlberg in der Schweiz in Summe “nicht zufriedenstellend” verlaufen, erklärte Bock. Der Geschäftsbericht 2009 weist für das Schweiz-Segment einen negativen Jahresüberschuss vor Steuern von 2,7 Mio. Euro aus.

Neues langfristiges Modell für Schweiz

Für die Schweiz habe man nun ein langfristig angelegtes neues Modell erarbeitet, sagte der Vorstandsvorsitzender der Volksbank Vorarlberg, Thomas Bock, am Mittwoch zur APA. Man setze auf das Anlagegeschäft und Private Banking mit Schweizer Kunden. In der Folge wolle man diesen Privatkunden auch Hypothekarfinanzierungen anbieten. “Wir verzeichnen hier dank unseres Know-hows gute Zuwächse”, so Bock. Wie sich die neue Strategie entwickle, werde sich aber frühestens in einem halben Jahr sagen lassen.

Grund für die Änderung des Geschäftsmodells seien jedoch nicht die Erfahrungen mit JML, sondern vor allem das durch die Krise veränderte Marktumfeld. JML sei Mitte 2007 an einem wirtschaftlichen Höhepunkt erworben worden, wo die Preise für Vermögensberatungen samt großem Kundenstock sehr hoch waren. Mit dem Beginn der Krise wurden die Kunden weniger, und die Performance blieb “hinter den Erwartungen zurück”, erklärt der Vorstand.

Verluste der Schweiz-Tochter JML, einer Vermögensberatungstochter mit Sitz in Zug, bestätigte Bock. Eine genaue Zahl konnte er jedoch nicht nennen, eine Größenordnung von rund vier Mio. Euro “könnte hinkommen”.

Dass der überraschende Abgang von Vorstandsmitglied Henry Bertel im Dezember 2009 mit dem Misserfolg in der Schweiz in Zusammenhang stand, wollte Bock so nicht bestätigen. Das hätten “Medien interpretiert”. Bertel sei jedoch für den JML-Erwerb und das Auslandsgeschäft zuständig gewesen, so Bock. In der Anfang Dezember 2009 verschickten Aussendung der Bank wurde als Begründung “Auffassungsunterschiede mit dem Aufsichtsrat bezüglich der strategischen Neuausrichtung” angegeben.

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