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Vogelgrippe 200 Kilometer vor Wien!

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Erstmals Vogelgrippe in Österreich - Tote Tiere bei Graz gefunden - Rauch-Kallath: „Für Menschen besteht keine unmittelbare Gefahr“ - Tierseuche-Verdacht auch in Deutschland.

In Österreich besteht erstmals der dringende Verdacht auf Vogelgrippe. „Seit gestern ist es offiziell, dass wir die Geflügelpest haben“, sagte am Dienstagnachmittag der steirische Agrarlandesrat Johann Seitinger (V) in Graz. In den vergangenen Tagen waren beim Kraftwerk Mellach in der Steiermark zwei tote Schwäne gefunden worden. Laut Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (V) besteht „der dringende Verdacht, dass sie mit dem H5N1-Virus infiziert sind“.

“Hühnerfleisch oder Eier unbedenklich”

Zwei Labortests der AGES (Agentur für Gesundheits- und Ernährungssicherheit) haben den Verdacht erhärtet. Sicherheit soll eine Untersuchung im EU-Referenzlabor im britischen Weybridge bringen. „Für Menschen besteht keine unmittelbare Gefahr“, beruhigte Rauch-Kallat bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien. Der Verzehr von Hühnerfleisch oder Eiern sei unbedenklich.

Die steirische Landesregierung sowie das Gesundheitsministerium in Wien gaben am späten Dienstagnachmittag bekannt, dass der Krisenplan in Kraft trete. Der Umkreis von drei Kilometern um das Kraftwerk Mellach an der Mur südlich von Graz wurde zur Schutzzone erklärt. Diese umfasst neun Gemeinden und 30 Geflügelbetriebe. Im Umkreis von zehn Kilometern von Mellach wird außerdem eine Überwachungszone eingerichtet. In den Risikozonen soll die Stallpflicht gelten.

Stallpflicht schadet mehr, als das sie nutzt

Eine bundesweite Stallpflicht werde aber nicht verhängt. Die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr hätten gezeigt, dass die Stallpflicht vor allem bei Kleinbetrieben zu Problemen geführt habe. Geflügel, das gewohnt ist, im Freien zu leben, habe Verhaltensauffälligkeiten gezeigt und etwa keine Eier mehr gelegt, so Rauch-Kallat.

„Wenn es kein Einzelfund sein sollte, wenn es weitere Fälle geben sollte, müsste die bundesweite Stallpflicht der nächste Schritt sein“, betonte Univ.-Prof. Dr. Michael Hess von der Klinik für Geflügel der Veterinärmedizinischen Universität Wien am Dienstagabend in der ZiB 2.

“Österreich gut gerüstet”

Der Virologe Franz Xaver Heinz wollte zum Thema Stallpflicht in der ZiB 3 keine Stellung beziehen. Er sagte: „Nach den Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen, ist Österreich gut gerüstet.“ Er erwartet allerdings eine weitere Verbreitung der Tierseuche: Vögel können weite Distanzen überbrücken. „Es ist daher kaum eine Region sicher.“ Das Virus könne auch beim Menschen schwere Erkrankungen verursachen. Die beste Maßnahme nach Kontakt mit einem Tier, bei dem der Verdacht auf Vogelgrippe besteht, seien antivirale Medikamente, Neuraminidase-Hemmer.

Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass in Österreich weitere Vogelgrippefälle auftreten werden, sagte auch Ulrich Herzog, Leiter des Fachbereiches Verbrauchergesundheit im Gesundheitsministerium. Die betroffenen Schwäne stammten vermutlich aus einer größeren Gruppe, die sich zwischen Griechenland, Norditalien, Slowenien und Österreich bewegt. Als Ansteckungsort nannte Herzog das Donau-Delta.

Verdachtsfälle häufen sich

In den vergangenen Tagen waren 21 tote Vögel – sechs Schwäne, sechs Enten, drei Reiher, drei Kormorane sowie ein Fasan und zwei Tauben – als Verdachtsfälle erkannt und an die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Mödling übermittelt worden. Die Untersuchung soll erst am Mittwoch abgeschlossen werden.

Die Veterinärmaßnahmen in solchen Fällen sind EU-weit geregelt. EU-Experten für Tierseuchen kommen heute (Mittwoch) und Donnerstag in Brüssel zusammen, um über weitere Schutzmaßnahmen gegen die Vogelgrippe zu beraten. Landwirtschaftsminister Josef Pröll (V) kündigte zudem entsprechende Gespräche beim Landwirtschaftsministerrat am kommenden Montag in Brüssel an. Die Eindämmung der Geflügelpest sei das „Gebot der Stunde“, so Pröll.

Vogelgrippe hat Deutschland erreicht

Unterdessen hat die Vogelgrippe auch Deutschland erreicht. Nach Ansicht der Experten deutet alles darauf hin, dass zwei verendete Schwäne, die zwischen den Inseln Rügen und Hiddensee gefunden worden sind, das aggressive H5N1-Virus in sich getragen haben. Dies sagte der deutsche Agrarminister Horst Seehofer am Dienstag in Berlin laut dpa. Seehofer bezeichnete die Lage als ernst und kündigte an, dass die bundesweite Stallpflicht für das Federvieh in Deutschland bereits an diesem Freitag beginnen werde. Geflügelmärkte und -schauen sind mit verschärften Ausnahmen befristet verboten.

Auch in Slowenien breitete sich die Vogelgrippe offenbar weiter aus. Bei einer im Ort Legen fünf Kilometer östlich von Slovenj Gradec (Windischgraz) verendeten Graureiher sei das H5-Virus festgestellt worden. Rund um den neuen Infektionsherd nahe der Kärntner Grenze sei eine drei beziehungsweise zehn Kilometer breite Schutzzone erklärt worden, berichtete die slowenische Nachrichtenagentur STA am Dienstagabend unter Berufung auf die Laibacher Veterinärbehörden.

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