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Vier Pfoten zur berittenen Polizei: "Pferde haben bei Einsätzen nichts verloren"

Berittene Polizei ist etwa in Hannover im Einsatz
Berittene Polizei ist etwa in Hannover im Einsatz ©APA/DPA/JULIAN STRATENSCHULTE
Anlässlich der Pläne einer berittenen Polizei, die Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) jüngst hegte, meldete sich nun die Tierschutzorganisation Vier Pfoten zu Wort. Aus Tierschutzgründen lehne man die Idee ab. "Pferde sind hochsensible Fluchttiere, die gerade bei Polizeieinsätzen überhaupt nichts verloren haben", sagt Martina Pluda, Kampagnenleiterin von Vier Pfoten.
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“Aus Tierschutzsicht gilt immer: Nicht die Tiere sollten sich an die Bedingungen anpassen müssen, sondern die Bedingungen an die Bedürfnisse der Tiere angepasst werden.” Jede Dressur in Richtung Polizeieinsatz widerspricht laut Vier Pfoten einer artgemäßen Haltung, da der natürliche Fluchtinstinkt der Tiere in vielen Situationen zwangsläufig unterdrückt werden muss.

Berittene Polizei: Vier Pfoten ahndet Tierquälerei

Im Übrigen: Ein Tier ungerechtfertigt in schwere Angst zu versetzen, wie es unweigerlich bei der Dressur passieren würde, fällt laut Tierschutzgesetz eigentlich unter Tierquälerei und ist verboten (§5 Abs.1 TSchG). Vier Pfoten setzt sich bereits seit Jahren für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Fiakerpferde in Wien ein. “Jetzt sollen noch mehr Pferde in die hektische Wiener Innenstadt geholt werden und in einer nicht artgemäßen Umgebung eingesetzt werden, wo sie ihre natürlichen Bedürfnisse nicht ausleben können? Das ist schlicht abzulehnen”, so Pluda. “Tiere sollten nicht gegen Menschen eingesetzt werden, sondern im Gegenteil jede Gefahrensituation zwischen Mensch und Tier vermieden werden.”

Gefahren: Verletzungsrisiko auch für Menschen

Vier Pfoten sieht aber nicht nur für die Tiere selbst, sondern auch für Passanten Risiken. So kann in Stresssituationen nicht immer ausgeschlossen werden, dass Pferde trotz guter Ausbildung außer Kontrolle geraten und Menschen überrennen. Das Verletzungsrisiko für Menschen ist dabei recht hoch, da die Pferde beschlagen und schwer sind. Pluda: “Anfang November 2017 gab es einen Zwischenfall mit einem Polizeipferd auf einer Demonstration in der Nähe von Aachen in Deutschland. Eine Aktivistin wurde von den Hufen an Schulter, Arm und Rücken verletzt. Sie hatte noch Glück, denn es hätte auch tödlich ausgehen können. Die Aachener Polizei wurde dafür öffentlich kritisiert.”

Polizeipferde sind besonderen Risiken ausgesetzt

Aber auch Polizeipferde sind – wie die Polizisten selbst – besonderen Risiken im Einsatz ausgesetzt. “Es braucht lediglich gesunden Menschenverstand um sich vorzustellen, dass sich Pferde unter den Bedingungen, unter denen sie in anderen Ländern als Hilfe für die Polizei zum Einsatz kommen, nicht wohlfühlen”, meint Pluda. “Demonstrationen sind hier nur das Extrem – wenn auch sicherlich der größte Stress für solche sensiblen Tiere.”

Neben dem sehr heiklen Aspekt, wie Pferde überhaupt für Situationen, die sie eigentlich in Angst versetzen, ausgebildet werden sollen, stellen sich für Vier Pfoten auch noch weitere Fragen. “Unter welchen Bedingungen würden die Tiere untergebracht? Was passiert, wenn sie nicht mehr für den Dienst einsatzfähig sind? Tiere sind ja keine Sachen, die man ins Eck stellen kann, wenn man sie nicht braucht. Darüber müsste uns der Herr Innenminister auch informieren. Der Öffentlichkeit einfach nur das Bild des schicken berittenen Polizisten vor Augen zu halten, ist wirklich viel zu wenig”, so Pluda.

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