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Viennale-Stargast Will Ferrell im Interview

Der Stargast der Viennale blieb nicht lange in Wien.
Der Stargast der Viennale blieb nicht lange in Wien. ©Vienna.at/ Lukas Krummholz
Gerade einmal 20 Stunden weilte der Stargast der heurigen Viennale in der Stadt. Gesehen hat Will Ferrell von Wien nicht viel - für ihn "ein guter Grund wiederzukommen". Im Interview spricht er über seinen neuen Film "Anchorman 2"" und verrät, was er an Nachrichtensprechern verführerisch findet.
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Nicht nur eine ihm gewidmete Hommage bei dem am Mittwoch zu Ende gegangenen Filmfestival, sondern auch die Bewerbung der lang ersehnten Fortsetzung seines Kultfilms “Anchorman: Die Legende von Ron Burgundy” (2004) hat den 46-Jährigen nach Europa geführt.

Ehe “Anchorman 2” am 31. Jänner 2014 in den österreichischen Kinos startet, erzählte Ferrell im Roundtable-Interview in einem Innenstadthotel, was einst den Reiz von Nachrichtensprechern ausmachte und ihn zur Kreation seiner schnauzbärtigen Kultfigur inspirierte.

Bei der gestrigen “Anchorman”-Gala meinten Sie, Sie gingen auch an jede noch so lustige Rolle ernsthaft heran. Sind die großen Komödianten die, die Comedy genauso spielen wie Dramen?

Will Ferrell: Das ist zumindest das, was ich immer lustig finde, wenn ich einen Film oder einen Auftritt sehe. Wenn ich sagen kann: “Dieser Schauspieler denkt tatsächlich, dass er diese Person ist, ganz egal wie übertrieben sie auch sein mag.” Das war der Grund, warum ich als Kind so gerne Peter Sellers zugeschaut habe: Er hat nie einen Witz erzählt, stattdessen verkörperte er diesen herumtapsenden, unbeholfenen Inspektor durch und durch. So etwas brachte mich eher zum Lachen als einer, der in die Kamera zwinkert.

“Anchorman” ist wie auch einige andere Ihrer Filme gemeinsam mit Regisseur Adam McKay entstanden. Wie entwickeln Sie Charaktere wie Nachrichtensprecher Ron Burgundy?

Ron Burgundy basiert auf einem alten Nachrichtensprecher aus Philadelphia. Ich habe ein Interview gesehen, in dem er über eine berühmte Nachrichtensprecherin, Jessica Savitch, sprach. Sie war Ende der 70er Jahre die erste Frau in Amerika, die einem Mann in den Fernsehnachrichten zur Seite gestellt wurde. Ich musste so lachen, weil ihr alter Partner, Mort Crim, zwar mittlerweile pensioniert ist, aber bei diesem Interview noch immer so sprach und tat, als sei er ein “news guy”. Es war so seltsam und wirkte so, als säße er in seinem Wohnzimmer und sage (mit tiefer Stimme, Anm.): “Wisst ihr, damals war ich ein richtig chauvinistisches Schwein.” Und ich dachte mir, es wäre eine lustige Prämisse, zu sehen, wie ein lokales Nachrichtenteam darauf reagiert, wenn sie eine Frau aufnehmen müssen.

Was macht diese Anziehungskraft, die Ron Burgundy auszustrahlen scheint, aus?

In den 70er Jahren, in denen der erste “Anchorman”-Teil verortet ist, waren die Lokalnachrichten in den USA eine richtig große Sache. Sie können alle fragen, die in Amerika aufgewachsen sind, und sie werden Ihnen die Namen der Nachrichtensprecher ihrer Heimatstadt nennen können. In Los Angeles etwa waren es Kerle wie Jerry Dunphy, die an sich schon Prominente waren. Ich erinnere mich daran, wie ich diesen Kerlen zuschaute und dachte: “Ihr Leben muss perfekt sein! Sie haben diese tollen Anzüge, diese Haare.” Wenn sie zur Eröffnung eines Supermarkts kamen, tauchten 10.000 Menschen dort auf. Heute klingt das albern, aber sie waren wie große Stars im Kleinen. Das hatte etwas sehr Verführerisches.

Die bei der Viennale vorab gezeigten, ersten Szenen aus “Anchorman 2” lassen darauf schließen, dass der Film jene Zeit porträtiert, in der seriöse Nachrichten zu Entertainment verkommen. War das die Idee dahinter?

Das auch, aber es ging uns primär um das Jahr 1980, in dem sowohl CNN als auch ESPN, Amerikas Sportkanal, gestartet sind. Mit dem Aufkommen von Kabelfernsehen gab es plötzlich einen 24-Stunden-Wetterkanal, einen Koch-Kanal, all diese Sachen. Wir dachten, das wäre eine lustige Welt, in die wir unser Team (Ferrell, Paul Rudd, Steve Carrell und David Koechner, Anm.) schicken und zeitgleich kommentieren lassen können, ob wir so etwas wie einen 24-Stunden-Nachrichtensender tatsächlich brauchen. Man kann 24 Stunden nicht ausschließlich mit Nachrichten füllen, das führt zwangsläufig zu Infotainment.

Sie waren bis 2002 sieben Jahre lang im Ensemble der Sketch-Show “Saturday Night Live”. Zieht es sie irgendwann zurück ins Fernsehen?

Derzeit nicht, auch wenn gerade wirklich großartige Serien gedreht werden. Manchmal frage ich mich bei so gut gemachtem Fernsehen wie “Mad Men” oder “Breaking Bad”, ob es nicht mal lustig wäre, einen Charakter über eine längere Zeit hinweg zu verkörpern. Aber im Moment macht mir das Filmemachen am meisten Spaß.

In der ersten Folge der HBO-Serie “The Newsroom” steht die Frage im Mittelpunkt, ob Amerika noch immer “das beste Land der Welt” ist. Was würden Sie darauf antworten?

Ich glaube, wir sind an einem interessanten Wendepunkt in unserer Geschichte angekommen. Wir sind immer noch ein sehr junges Land, das eine Reihe von Erfolgen hinter sich hat. Und zum ersten Mal sehen wir uns nun mit der Frage konfrontiert, ob wir auf Kosten von guten Schulen immer noch überall die Besten und die Polizeieinheit der Welt sein, oder einfach wie der Rest der Welt im Rahmen unserer Möglichkeiten leben wollen. Ich denke, in gewisser Weise ringen wir mit diesem Potenzial.

Das Gespräch führte Angelika Prawda (APA)

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