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Viennale-Stargast Michael Caine gab in Wien Hollywood-Geschichtsstunde

Der britische Schauspieler Michael Caine als Gast bei der Viennale 2012.
Der britische Schauspieler Michael Caine als Gast bei der Viennale 2012. ©APA
Sir Michael Caine weilt als Stargast der 50. Viennale in Wien. Freitagabend beehrte der 79-jährige Ausnahmeschauspieler das Gartenbaukino, um der Uraufführung der von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences restaurierten Fassung von "Sleuth" (1972) beizuwohnen.
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Statt im Kinosessel nahm Caine lieber danach für ein einstündiges, launiges Gespräch auf der Bühne Platz. “Ich habe den Film vor 40 Jahren vorgestellt”, so der Brite, “und muss ihn nicht noch einmal sehen, so, wie ich mittlerweile aussehe.”

Seinem Alter und seiner Umtriebigkeit ist es zu verdanken, dass Caine mehr als genug Stoff hat, um ein Publikum eine Stunde lang an seinen Lippen hängen zu lassen. Anekdoten von seinen Begegnungen mit Legenden wie Omar Sharif, Marlene Dietrich, Tony Curtis oder “Mentor” John Wayne ließ er im Gespräch mit der Austria Presse Agentur und dem britischen Filmjournalisten Neil Young ebenso wenig aus wie Ratschläge für die nachfolgende Schauspielgeneration.

Erfolg nicht immer selbstverständlich für Caine

An der Seite Sharifs etwa habe Caine “die beste Prügelei meines Lebens” erlebt – “weil ich keinen einzigen Schlag selbst austeilen musste”. Beim Filmdreh von “The Last Valley” (1970) in Österreich hatten sich in einer Bar ein halbes Dutzend Jugendliche über die beiden Schauspieler amüsiert – und dabei außer Acht gelassen, dass die von ihren 20 Stuntmen umgeben waren. “Mehr muss ich wohl nicht erzählen”, so Caine schmunzelnd.Von Schauspielgrößen umgeben zu sein, war für Caine nicht immer selbstverständlich.

Von Laurence Olivier wurde er viele Jahre vor der gemeinsamen Arbeit bei “Sleuth” etwa vom “Manche mögen’s heiß”-Set geschmissen, nachdem er – “so wie alle anderen auch” – Marilyn Monroe nachgestiegen war. Mit großen Augen erzählt er auch von seinem allerersten Tag in den USA, an dem ihm im Hotel erst Gloria Swanson und dann Frank Sinatra über den Weg gelaufen seien. “Da war ich also, in Hollywood”, so Caine heute. Den Weg dorthin ebnete seine erste Hauptrolle im britischen Kriegsdrama “Zulu” (1964). Dass er die Rolle des aristokratischen Leutnants überhaupt bekam, habe er der US-Herkunft von Regisseur Cy Endfield zu verdanken. “Ein Engländer hätte einen Cockney nie als ranghohen Offizier besetzt”, meint Caine, der wiederholt auf seine bescheidene, “aber liebevolle” Kindheit im Süden Londons verweist. “Ein Amerikaner hat dieses Klassendenken nicht.”

Wien-Besuch: Michael Caine als Tourist

Heute wisse der auch für seinen Cockney-Akzent bekannte Brite, sich an sämtliche Anforderungen anzupassen. “Als Mensch der Arbeiterklasse redest du schnell und wild gestikulierend, weil dir niemand zuhört. Mächtige Leute reden langsam.” Allein das zu wissen gehöre zu den “Basics der Schauspielerei”, die er einst selbst von Leinwandgrößen gelernt habe und nun an nachfolgende Generationen weitergebe. So wie den Trick, vor der Kamera in Tränen auszubrechen. “Du musst diesen einen geheimen Moment in deinem Leben finden, der dich so bewegt, dass du innerhalb einer Minute zu weinen anfängst”, so Caine. Von seinem persönlichen Moment wisse nicht einmal seine am Bühnenrand wartete Frau Shakira Caine. “Aber jetzt, wo sie das gehört hat, wird sie es bestimmt noch heute Abend aus mir rausbekommen und ich werde nie wieder auf Kommando weinen können.”

Gelohnt hat sich der Wien-Besuch, von dem er seit seinem Filmerlebnis mit “Der dritte Mann” (1949) träume, trotzdem. “Wir sind erst seit gestern hier und haben schon so viel gemacht, als wären wir vor einer Woche angekommen”, erzählt Caine. “Ich habe die typischen Touristen-Sachen gemacht – nur dass Touristen üblicherweise nicht vor so großem Publikum sprechen wie ich jetzt.”

Mehr Informationen zur Viennale 2012.

(APA)

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