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Vermisstenfall Jennifer S. in Wien geklärt: Grausame Details enthüllt

Der Ex-Freund gestand das Tötungsdelikt an der seit 2018 vermissten Wienerin.
Der Ex-Freund gestand das Tötungsdelikt an der seit 2018 vermissten Wienerin. ©APA/TOBIAS STEINMAURER / APA/EVA MANHART
Nach dem Verschwinden der 21-jährigen Wienerin Jennifer S. gilt der Fall fast acht Jahre später als geklärt.
Ex-Freund gestand im Vermisstenfall Jennifer S. in Wien
Ermittlungen gegen Ex eingestellt
21-Jährige in Wien-Brigittenau vermisst

Der mittlerweile 32-jährige Ex-Freund hat laut Gerhard Winkler vom Landeskriminalamt Wien ein "umfassendes Tatgeständnis" abgelegt und die Polizei zu den sterblichen Überresten der jungen Frau geführt. Der Mann war seit Jahren wegen Gewalt gegenüber seinen Partnerinnen polizeilich bekannt. Eine verdächtige Sprachnachricht hat im Frühjahr zu neuen Ermittlungen geführt.

Im März hatten die Ermittler die Sprachnachricht zugespielt bekommen, in der der 32-Jährige "detailliert schilderte", wie er eine Leiche entsorgen würde, ohne dass sie jemals gefunden wird und ohne verdächtige Spuren zu hinterlassen, berichtete Wolfgang Fischer vom Landeskriminalamt bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien. Danach sei der Mann erneut im Fokus gestanden. Es wurde unter anderem eine Telefonüberwachung angeordnet und Ex-Partnerinnen des Mannes erneut einvernommen. Dabei zeigte sich - wie schon nach dem Verschwinden der 21-Jährigen im Jänner 2018 - "immer das gleiche Bild". Die Beziehungen endeten meist im Streit, teilweise mit Handgreiflichkeiten und in weiterer Folge mit Drohungen und auch Stalking, sagte Fischer. 2019 wurde der 32-Jährige nach einem Vorfall sogar in die Psychiatrie eingewiesen.

Mann attackierte aktuelle Partnerin

Vergangenen Montag attackierte er seine aktuelle Partnerin, die Polizei sprach ein Betretungs- und Annäherungsverbot aus. Davon unabhängig wurde er am 2. Dezember wegen des Falls der vermissten jungen Frau als Mordverdächtiger einvernommen und "mit neuen Ermittlungsergebnissen konfrontiert", berichtete Winkler. Da sei er knapp vor einem Geständnis gewesen. Aber erst Sonntag stellte sich der 32-Jährige - nach telefonischer Voranmeldung - bei einer Waldviertler Polizeiinspektion. Schlussendlich führte er die Ermittler am Montag auch zum Ablageort der Leiche von Jennifer S.

Jennifer S. galt seit 21. Jänner 2018 abgängig. Wie der 32-Jährige nun gestand, soll er am Morgen des 22. Jänner 2018 mit ihr einen Streit gehabt haben. "Sie wollte dieses Mal endgültig Schluss machen", berichtete Chefinspektor Helmut Lehner. Der 32-Jährige gab bei seinem Geständnis nun an, dass er die Frau von hinten gepackt und gewürgt habe, bis sie leblos am Boden lag. Dann habe er die Leiche in einem Koffer aus der Wohnung geschafft und zum ersten Ablageort gebracht.

Er brachte die Tote zunächst in ein Gestrüpp bei einem Feldweg im Bereich von Großweikersdorf im Bezirk Tulln. Dort in der Nähe fanden nach dem Verschwinden der Frau umfangreiche Such- und Grabungsarbeiten statt. Der 32-Jährige hatte sich nach der Tat dort aufgehalten, ergaben damals die Standortdaten seines Telefons. Diese hatte er in besagter Nacht aber für 47 Minuten deaktiviert. Im März 2018 soll der Mann die sterblichen Überreste dann zum endgültigen Ablageort im militärischen Sperrgebiet beim Truppenübungsplatz Allentsteig im Bezirk Zwettl gebracht haben. Er fuhr in der Nacht zum ersten Ablageort, wickelte die Tote in Planen, brachte sie in sein Auto und fuhr Richtung Waldviertel. Unterwegs hielt er nach einem "passenden Ort" Ausschau, berichteten die Ermittler. Den fand er in einem Wald beim Truppenübungsplatz. Bei beiden Ablageorten hatte er die Leiche nicht vergraben, sondern mit Ästen und Blättern bedeckt. Die Ermittler fanden die Knochenteile am Montag, die DNA-Bestätigung ist noch ausständig.

Vermisstenfall Jennifer S.: 32-Jähriger war "immer der Hauptverdächtige"

Die Ermittler betonten am Dienstag, dass der 32-Jährige "immer der Hauptverdächtige" gewesen sei. Es sei jedem kleinsten Hinweis nachgegangen worden, der Fall "war nie eine Cold-Case-Ermittlung", sagte Winkler. Doch bisher hätten die "Indizien nicht ausgereicht, um dem Beschuldigten eine strafbare Handlung nachzuweisen", betonte Staatsanwältin Nina Bussek. Laut Fischer wurde etwa die Wohnung des Paares über zwei Tage von einer Tatortgruppe untersucht, ohne dass Anzeichen auf ein Gewaltdelikt gefunden wurden.

Der Ex-Freund stritt damals jegliche Beteiligung an einem möglichen Gewaltverbrechen ab. Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen ihn wegen des Verdachts der Freiheitsentziehung waren im April 2019 eingestellt worden. Erst im Oktober lobten die Eltern von Jennifer S. 50.000 Euro für Hinweise aus.

Der 32-Jährige wurde am Dienstag in die Justizanstalt Josefstadt eingeliefert. Die Staatsanwaltschaft Wien hat wegen Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr Untersuchungshaft beantragt. Außerdem wurde ein Sachverständigengutachten beauftragt, um die Frage der Gefährlichkeit und Zurechnungsfähigkeit des Mannes zu klären, erläuterte Bussek. Auch die sichergestellten beiden Handys des Mannes werden noch ausgewertet.

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Hilfe für Gewaltopfer

Hilfeangebote des Vereins AÖF: Die Frauen-Helpline gegen Gewalt 0800/222-555 steht rund um die Uhr, mehrsprachig, anonym und kostenlos allen Frauen, Angehörigen und Interessierten zur Verfügung: www.frauenhelpline.at ; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at

Die Wiener Polizei ist Ansprechpartner für Personen, die Gewalt wahrnehmen oder selbst Opfer von Gewalt sind. Der Polizei-Notruf ist unter der Nummer 133 jederzeit erreichbar. Die Kriminalprävention des Landeskriminalamt Wiens bietet darüber hinaus persönliche Beratungen unter der Hotline 0800/216346 an.

Weitere Anlaufstellen für Gewaltopfer: Gewaltschutzzentrum Wien: https://www.gewaltschutzzentrum.at/wien/ 01/585-32-88 - 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 - Wiener Frauenhaus-Notruf 057722 - Österreichische Gewaltschutzzentren: 0800/700-217)

Onlineberatung HelpChat "Halt der Gewalt" (tägl. 18-22 Uhr und jeden Fr. von 9-23 Uhr): https://haltdergewalt.at

(APA/Red)

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