“Ich stieg mit mehreren Kollegen ein. Wir sind ungefähr bis in eine Tiefe von 480 Metern gekommen, also kurz vor das zweite Biwak“, sagte Wolfgang Farkas aus Piesendorf. “Vor dieser Station ist eine Stelle, an der man einen Wasserfall durchqueren muss. Wäre ich dort durchgegangen, wäre ich ziemlich nass geworden. Zum dritten Biwak – ich hätte mich erst dort aufwärmen können – wären es ab diesem Punkt noch drei Stunden gewesen. An dieser Stelle musste ich erkennen, dass ich das nicht mehr schaffe”, sagte der Arzt, der vor dem Einstieg schon den ganzen Tag als Notarzt im Hubschraubereinsatz gestanden war.
Es ist dunkel, kalt und nass
“Was ich erlebte überstieg alles, was ich bisher sah”, zitierte die Tageszeitung “Österreich” (Donnerstagsausgabe) den Mediziner. “Es ist eine Forscherhöhle, dunkel, kalt und nass. Es ist unmöglich, aufrecht zu gehen”, sagte der Salzburger dem Blatt.
Zwei Wochen Vorbereitung wären nötig
Farkas wies in der “Krone” auch auf den mentalen Aspekt hin: “Wenn man solch enormen körperlichen Strapazen ausgesetzt ist, kann man sich auch nicht mental auf die Situation einstellen. Als Notfallmediziner will man immer so schnell als möglich zu einem Patienten. Aber dieser Gedanke ist hier fehl am Platz. Es braucht Zeit. Vielleicht, wenn ich zwei Wochen Vorbereitungszeit gehabt hätte, dann hätte ich es geschafft. Man kann sich das auch so vorstellen: Sie nehmen eine Person, die ab und an wandern geht, und sagen zu ihr, wir gehen morgen auf die Eiger Nordwand. Das wird nicht funktionieren. Es heißt nicht umsonst, dass das Riesending eine der extremsten und schwierigsten Höhlen ist. Ich habe höchsten Respekt vor allen meinen Kollegen.”
Rettung im Untersberg im vollen Gange
Die Vorbereitungen für die Rettung des verletzten Forschers liefen am Donnerstag indes weiter. Noch in der Nacht sind sechs Teams in den Berg eingestiegen. Sie bringen Medikamente mit, die genau auf den Patienten und dessen Verletzung abgestimmt sind, sagte am Vormittag Gerhard Gröbel von der Pressestelle der Bergwacht zur APA.
Wassereinbruch wird kalkuliert
Nach wie vor sind zwei Ärzte, ein Österreicher und ein Italiener, und fünf Höhlenretter bei dem 52-Jährigen. Die zuletzt eingestiegenen Teams bringen neben den Medikamenten auch das notwendige Material in den Berg, das für den Transport des Verletzten notwendig ist. Wann mit der Bergung des Forschers genau begonnen wird, stand am Vormittag noch nicht fest. Das werden die Ärzte entscheiden. Die in Medien erwähnte Gefahr durch Gewitter hat die Bergwacht relativiert: Es gebe zwar in der Höhle bekannte Abschnitte, die bei Regen unter Wasser stehen und deswegen die Rettungsarbeiten erschweren. “Dennoch können die Leute im Berg auch Dank des Kommunikationssystems den Wassereinbruch kalkulieren. Höhlenfahrten dieser Dimension dauern generell meist mehrere Tage, Wassereinbruch gehört dabei für Höhlenspezialisten zur normalen Risikobewertung. Im ‘Riesending’ sind große Abschnitte permanent trocken. Auch in den wasserführenden Gängen gibt es immer wieder erhobene Stellen, die das Wasser nicht erreichen kann und die somit Schutz bieten”, so die Bergwacht. (APA)