Am Donnerstag stiegen weitere sechs Höhlenretterteams mit Bergungsgerät und Versorgungsmaterial in die nur schwer zugängliche Höhle ein, um den Abtransport des Verletzten zu übernehmen und Position entlang der Aufstiegsstrecke zu beziehen. Die Bergung des Mannes soll beginnen, sobald das dafür vorgesehene Team mit einer biegsamen Spezialtrage bei dem am Kopf verletzten 52-Jährigen eingetroffen ist und ihn darauf gelagert hat.
Höhlenforscher ist stabil
Einen genauen Zeitpunkt für den Beginn des Transports nannte die Einsatzleitung der Bergwacht unter Verweis auf die schwierigen Bedingungen zunächst nicht. Das sei “absolut nicht zu sagen”, betonte der technische Leiter der Bergungsaktion, Andreas Wolf.
Am Mittwochabend hatten zwei höhlenrettungserfahrene Ärzte aus Österreich und ein Italien sowie weitere fünf Einsatzkräfte den Verletzten erreicht und die bereits bei ihm wartenden Retter verstärkt. Damit konnte der am Sonntag von einem Steinschlag getroffene Höhlenforscher erstmals medizinisch genauer untersucht werden.
Glücklicherweise habe das Urteil der Ärzte die ersten Einschätzungen über dessen relativ guten Zustand bestätigt, sagte der am Einsatz beteiligte Mediziner Michael Petermeyer am Donnerstag in Berchtesgaden. “Der Patient ist psychisch und körperlich stabil.”
Aufstieg wird mehrere Tage dauern
Der Aufstieg mit dem Verletzten wird nach Einschätzung der Retter mehrere Tage dauern. Die Riesending-Schachthöhle ist die größte und tiefste Höhle Deutschlands. Sie besteht aus engen Gängen, über Hunderte Meter fast senkrecht abfallenden Kaminen, unterirdischen Wasserläufen und unwegsamen Canyons, die sich über eine Länge von 19 Kilometern erstrecken.
Für zusätzlich Schwierigkeiten sorgen eisige Kälte von lediglich ein bis drei Grad sowie die Risiken durch Wassereinbrüche, die bestimmte Abschnitte der Höhle nach Regenfällen fluten können. Selbst erfahrene Profis bringt das unterirdische Labyrinth an den Rand ihrer seelischen und körperlichen Belastungsfähigkeit.
Internationale Teams am Untersberg eingetroffen
In den vergangenen Tagen waren Höhlenrettungsteams aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Italien am Unglücksort zusammengezogen worden, um den Mann in einer höchst komplizierten Rettungsaktion zu befreien. Zur Vorbereitung der Bergung errichteten sie auf verschiedenen Ebenen fünf Biwakstationen für Versorgungspausen, brachten Medikamente und Ausrüstung in den Berg und installierten Tritthilfen sowie Seile für den Abtransport des Verletzten auf seiner Trage.
“Es sprengt jegliche Vorstellungskraft, was eine Rettung in dieser Tiefe bedeutet”, sagte Petermeyer. Für den an einem Schädel-Hirn-Trauma leidenden Patienten werde der bevorstehende Transport “nicht ganz unkritisch” sein. Wolf ergänzte, die Trage werde im ungünstigsten Fall quer oder in Kopfrichtung gekippt werden müssen, um bestimmte Stellen zu passieren.
Der Technikchef sprach von einem “Logistik-Highway”, den die internationalen Spezialistenteams in der Höhle eingerichtet hätten, um die Bergung des Forschers so effizient wie möglich abzuwickeln. Derzeit seien etwa 30 Helfer unter Tage, um dort verschiedene Aufgaben zu erfüllen. (APA)