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Verkehrsplaner spricht sich für flächendeckendes Parkpickerl aus

Verkehrsplaner Hermann Koflacher meint das Parkpickerl sollte besser flächendeckend eingeführt werden.
Verkehrsplaner Hermann Koflacher meint das Parkpickerl sollte besser flächendeckend eingeführt werden. ©APA-FOTO: BARBARA GINDL
Die Positionen aller Wiener Parteien zur Einführung des Parkpickerls wurden in den letzten Tagen ausreichend zum Ausdruck gebracht. Jetzt meldete sich am Dienstag ein Verkehrsplaner der TU Wien mit der provozierenden These zu Wort, dass die "Autofahrer Abzocke von der öffentlichen Hand" betrieben. Seiner Meinung nach müsste die Ausweitung auf alle Bezirke kommen.
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Mit 1. Oktober wird in der Bundeshauptstadt das Parkpickerl in einigen Bezirken außerhalb des Gürtels eingeführt – allerdings nicht flächendeckend. Hermann Knoflacher, Verkehrsplaner an der Technischen Universität Wien, plädiert für eine möglichst lückenlose Einführung der Gebührenzonen: “Die Ausweitung müsste überall kommen.” Aber auch mit der sich anbahnenden “Fleckerlteppichlösung” könne er leben, da jeder Ausweitungsschritt notwendig sei, sagte er im APA-Gespräch. Bürgerbefragungen zum Thema hält Knoflacher für verantwortungslos.

Parkpickerl nicht flächendeckend, Entscheidung treffen die Bezirke

Die grüne Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou will das Parkpickerl möglichst großflächig einführen. Das letzte Wort haben allerdings die Bezirke, sechs haben sich bereits gegen die Einführung kostenpflichtiger Stellplätze ausgesprochen. In Währing wiederum stimmten die Bürger dagegen. Meidling, Rudolfsheim-Fünfhaus, Ottakring und Hernals werden das Pickerl einführen. Der 10. und 14. Bezirk sind noch unentschlossen. Die Wiener ÖVP forderte am Montag die Entscheidungsbeschlüsse zurückzunehmen und kündigte an, einen Misstrauensantrag gegen Maria Vassilakou zu stellen.

Bezirke sollten nicht entscheiden dürfen

“Die Politik des Rathauses ist weitblickender als die der einzelnen Bezirke, wo man halt sehr auf die Sensibilität der lokalen Verhältnisse Rücksicht nimmt”, so Knoflacher. In Sachen Grenzziehung – diese wird erst festgelegt – spricht sich der Fachmann gegen die sogenannte Vorortelinie aus. Dies wäre ein viel zu kleiner Bereich, man müsse jedenfalls weiter hinaus aus dem dicht verbauten Gebiet gehen. Ansonsten halte sich der positive Effekt in Grenzen. Von Anrainerbefragungen, wie sie der schwarze Bezirksvorsteher in Währing durchführen ließ und welche die Rathaus-Opposition auch für andere Bezirke fordert, hält der Verkehrsplaner gar nichts. Das sei reiner Populismus und eine ganz üble Geschichte. “Das ist so, als wenn Sie eine Operation haben, weil sie ein Geschwür haben, und sie fragen die Nachbarn, ob man da reinschneiden darf”, ärgerte sich Knoflacher: “Man glaubt, man ist bürgernah, dabei ist man verantwortungslos.” Das Nein zum Pickerl in Währing, aber etwa auch in Transdanubien, werde man zu spüren bekommen. “Aber dann brauchen sie sich nicht aufregen, denn sie sind selber schuld”, befand der TU-Professor.

Experte: Autofahrer parken in Wien zu günstig

Grundsätzlich geht der Wissenschafter mit Pkw-Besitzern hart ins Gericht: “Derzeit betreiben Autofahrer Abzocke von der öffentlichen Hand. Versuchen Sie einmal 20 Quadratmeter öffentlichen Grund um 170 Euro pro Jahr (der ungefähre Preis für das Anrainerpickerl, Anm.) zu mieten. Da lacht Sie jeder aus.” Vergangene Woche war verkündet worden, dass das Parkpickerl künftig mit 50 statt bisher 58,99 Euro Verwaltungsgebühr zu Buche schlagen wird. Somit kommt das Pickerl künftig auf maximal 170 Euro pro Jahr.

Penzing entscheidet am Montag über das Parkpickerl

Die SPÖ-geführte Penzinger Bezirksvertretung entscheidet am Montag, ob das Parken künftig kostenpflichtig werden soll. In Favoriten gibt es noch keinen Beschlusstermin. Man warte immer noch auf ausständige Informationen der Magistratsabteilung 18 (Stadtplanung), um eine entsprechende Entscheidungsgrundlage zu haben, hieß es aus dem Büro der Bezirksvorstehung. Mehr zum Thema Parken in Wien gibt es hier.
(APA/ Red.)

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