Dabei konnten die Österreicher dem Weltmeister von 1966 in der Anfagsphase durchaus Paroli bieten. In der 9. Minute ließ Ivanschitz auf der linken Seite Richards aussteigen, bei seinem Stanglpass rettete Lescott vor Kuljic. Auch danach hielt die ÖFB-Truppe die Partie zunächst offen, erst um die 20. Minute herum nahmen die Engländer das Heft in die Hand, was auch daran lag, dass die rot-weiß-rote Auswahl ihr Vorhaben, den Ball so lange wie möglich in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen, nicht in die Tat umsetzte. Zu früh und zu unplatziert kamen die Pässe in die Spitze, die McClaren-Elf profitierte von vielen unnötigen Ballverlusten und erhöhte stetig den Druck. In der 22. Minute prallte Macho so unglücklich mit Peter Crouch zusammen, dass er benommen liegen blieb und durch Manninger ersetzt werden musste. Nach ersten Informationen hatte der AEK Athen-Legionär die Zunge verschluckt und wurde sicherheitshalber ins Spital gebracht.
Manninger konnte sich erstmals in der 32. Minute auszeichnen. In der bis zu diesem Zeitpunkt mit Abstand schönsten Aktion über Joe Cole, Gerrard und Crouch drehte der Goalie einen Schuss von Owen über die Querlatte. Elf Minuten später krachten Manninger und Joe Cole aneinander, der Ball sprang Crouch vor die Füße, der allerdings Aufhauser anschoss. Beim anschließenden Eckball durch den zumeist unauffälligen Beckham blieb Manninger auf der Linie, Crouch sprang am höchsten und erzielte per Kopf sein 13. Tor im 23. Länderspiel (44.). Kurz vor dem Pausenpfiff scheiterte Crouch mit einem Kopfball an Manninger, wenige Sekunden zuvor hatte England-Keeper Carson bei einem Ivanschitz-Flachschuss keine Probleme.
Nach dem Seitenwechsel änderte sich trotz einiger Wechsel an der Charakteristik des Spiels wenig: Die Österreicher waren zwar bemüht, liefen aber dem Ball zumeist hinterher. In der 57. Minute forderte das ÖFB-Team vergeblich einen Elfmeter, nachdem Ivanschitz im Strafraum nach einem Zweikampf zu Fall gekommen war. Nur eine Minute später verhinderte Manninger die Vorentscheidung, als er einen Kopfball von Crouch parierte. Durch die zunehmend zurückhaltende Spielweise der Engländer vermehrte sich der Ballbesitz des ÖFB-Teams, das dennoch bis zum Schlusspfiff nicht in der Lage war, entscheidend zuzusetzen und im gesamten Spiel zu keiner zwingenden Torchance kam.
Josef Hickersberger (Österreich-Teamchef): “In der ersten Hälfte haben wir nicht gut gespielt, da hatten wir zu viel Respekt. Wir haben die Bälle zu schnell verloren, sind der Musik hinterhergelaufen. In der zweiten Hälfte waren wir ebenbürtig, auch wenn wir kaum große Chancen herausspielen konnten. Wir haben keine innere Ruhe im Spielaufbau gehabt. Die Sicherheit bei den Engländern am Ball war größer als bei uns. England hatte mehr Klasse als die Elfenbeinküste, man darf das Match nicht nur nach dem Resultat beurteilen.”
Martin Stranzl: “Wir haben in der ersten Hälfte gut angefangen und sind dann zu passiv gewesen. Heute wäre mehr möglich gewesen, wenn wir uns mehr zugetraut hätten. So gravierend war der Unterschied nicht.”
Steve McClaren (England-Teamchef): “Der Platz war perfekt. Wir hätten in der ersten Hälfte mehr Tore schießen müssen. Von der zweiten Hälfte bin ich enttäuscht, aber wir haben kein Gegentor bekommen. Österreich hat eine gut organisierte Mannschaft, hat hart gearbeitet.”
Österreich – England: 0:1 (0:1)
Ernst-Happel-Stadion, 45.500, SR Vollquartz
Tor: 0:1 (44.) Crouch
Österreich: Macho (26. Manninger) – Garics, Stranzl (86. Hiden), Schiemer, Gercaliu – Aufhauser, Sariyar (65. Harnik) – Standfest (78. Kavlak), Ivanschitz, Weissenberger (46. Leitgeb) – Kuljic (46. Kienast)
England: Carson – Richards, Campbell (46. Brown), Lescott, Bridge – Beckham (62. Bentley), Gerrard (46. Barry), Lampard, J. Cole (46. Young) – Crouch (73. Smith), Owen (34. Defoe)
