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Verbaler Schlagabtausch: Lugner im "ZIB 2"-Interview bei Armin Wolf

Lugner stellte sich in der "ZIB2" Armin Wolfs kritischen Fragen
Lugner stellte sich in der "ZIB2" Armin Wolfs kritischen Fragen ©APA/ROLAND SCHLAGER (Sujet)
BP-Kandidat Richard Lugner stellte sich am Dienstagabend in der "ZIB 2" den kritischen Fragen von Armin Wolf. Behandelt wurden dabei der Lugner-Wahlkampf als "Kasperl-Offensive", die Frage, welche Parteien es in den USA gibt, was ein "Ankermann" beim ORF darf und wer seine Verfassung besser gelesen hat.
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Lugner-Rap als Wahlkampfsong

“Wie sehr kann man eine Präsidentschaftswahl verblödeln?” stellte Armin Wolf Richard Lugner bereits zu Beginn des Gesprächs eine kritische Frage, wobei er sich immer wieder auf den Begriff des “Kasperls” berief, den der Baumeister im Wahlkampf zur BP-Wahl für sich selbst benutzt hatte.

Lugner: “Sollten nicht irgendwelche Kasperl-Gschichten machen”

Lugner, der im Interview wiederholt von sich selbst in der dritten Person sprach, hielt dagegen, dass es darum nicht gehe, sondern die Frage sei: “Was will der Lugner eigentlich im Wahlkampf?” Er hielt fest: “Wir sollten über meine Ziele reden als Bundespräsident und nicht irgendwelche Kasperl-Gschichten machen.”

Das gesamte Gespräch hindurch kam es zu Diskrepanzen, wie die Interview-Technik Wolfs bzw. die Befragung Lugners anzulegen sei. Lugner dazu: “Des interessiert die Seher jo ned, mit dem Kasperl.” Wolf darauf: “Das weiß ich nicht genau, ob Sie das wissen, was die Seher interessiert.”

Verbales Hickhack zwischen Armin Wolf und Richard Lugner

An anderer Stelle beschwerte sich Lugner: “Den Lugner am Nasenring übern Holzweg zu ziehen, wie Sie des mochen, des geht so ned. (…) Sie tuan mi am Nasenring spazierenführen.” Armin Wolf darauf: “Ich seh gar keinen Nasenring bei Ihnen.”

Lugner konfrontierte Wolf im weiteren Verlauf des Gesprächs mit einem Lugner-kritischen Tweet aus der Feder des Interviewers und griff ihn verbal an: “Sie san Ankermann (gemeint ist “Anchorman”, Anm.) beim ORF und erlauben sich solche Aussagen. Da san Sie als Ankermann der ZIB auf dem Holzweg.” Wolf konterte: “Das können Sie so sehen. Noch sitze ich da.”

“Was qualifiziert Sie für das Amt des Bundespräsidenten?”

Wolf hielt Lugner im weiteren Interview-Verlauf vor, weder außen- noch innenpolitische Erfahrung zu haben, sowie keine Fremdsprache zu beherrschen. “Was qualifiziert Sie denn für das Amt des Bundespräsidenten?” Lugner antwortete, er sei kein Politiker, sondern ein Mann aus der Wirtschaft, ein erfolgreicher Geschäftsmann, der 60 Millionen Steuern gezahlt und entsprechend verdient habe. Die Qualifikation zum Bundespräsidenten liege darin, wie man das Amt anlege.

Mehrfach versuchte Wolf im Gespräch, Lugner dazu zu bringen, politisch Farbe zu bekennen, indem er wissen wollte, was dieser bei der Nationalratswahl oder Wien-Wahl gewählt habe bzw. wem Lugner in einer Stichwahl bei der BP-Wahl seine Stimme geben würde. Der Baumeister verweigerte jedoch unter Berufung auf das Wahlgeheimnis seine Aussage und betonte seine Unabhängigkeit – als einziger Kandidat.

Lugner über die Probleme Österreichs

Als Wolf Lugner auf seine wiederholten Aussagen ansprach, er würde keine Rot-Schwarze bzw. keine Schwarz-Rote Regierung angeloben, begann Lugner, seine Position zu erklären. Während der BP-Kandidat dabei Vergleiche mit der US-Politik zog, kam er ein wenig ins Straucheln: “Des san amoi die Republikaner … amoi die … die … ähm” (Pause) Wolf sprang ein: “Die Demokraten, nehm ich an, meinen Sie.”

Probleme in Österreich sah Lugner jedoch nicht bei der Flüchtlingspolitik, die seit einem Jahr Thema sei, sondern beim Wirtschaftswachstum, wo Österreich an letzter Stelle sei, und steigender Arbeitslosigkeit. “Das ist doch eine Schande, wir waren einmal ein Land, das vor Deutschland war in der Wirtschaftsentwicklung,” so Lugner.

Strategie: Kommunikation statt Konfrontation?

Lugner betonte wiederholt, wie wichtig Kommunikation in der Regierung anstatt Konfrontation sei. Ob er eine Rot-Schwarze-Regierung entlassen wolle? “Da muss man erst mit den Rot-Schwarzen reden, man kann ja nicht gleich mit dem Besen alle hinauskehren. (…) Gibt es ein gemeinsames Regieren oder Streiten?” so der Baumeister. “Man muss die Regierung dazu bringen, dass sie regiert, nicht Parteipolitik macht. Die Leute haben die Nase voll, weil in der Politik nix weitergeht.” Die Regierung sei dazu da, Probleme zu lösen, und nicht miteinander zu streiten. Andernfalls, führt Lugner aus: “Ich als Bundespräsident würde sagen, so, jetzt ist Schluss, jetzt lös ma die Regierung auf. (…) Es muss doch einmal was weitergehen in unserem Land.”

Kurz entbrannte eine Diskussion darüber, was in der Verfassung bezüglich der Kompetenzen des Bundespräsidenten stehe und ob dieser tatsächlich im Alleingang (Meinung Lugners) oder eher nur auf Vorschlag der Regierung (Meinung Wolfs) dazu befugt sei, die Regierung zu entlassen und den Nationalrat aufzulösen. Das dabei entstehende Wortgefecht im O-Ton:

Lugner: “Ich hab die Verfassung gelesen.” Wolf: “Ich auch, Herr Lugner.” Lugner: “Ich hab’s besser gelesen, weil ich’s richtig herausgelesen hab.” Daraufhin hob der BP-Kandidat zu einer längeren Erklärung seiner Position gegenüber Wolf an und schloss: “Das können’S gerne nachlesen.”

Zum Interview mit Richard Lugner in der ORF-TV-Thek

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