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Vatikan: Aktion gegen Nationalsozialismus

Neue Forschungsergebnisse deuten auf einen stärkeren Widerstand des Vatikans gegen den Nationalsozialismus hin als bisher angenommen - eine weltweite Aktion soll geplant sein.

„Ende 1938 plante der Vatikan, den Nationalsozialismus in einer weltweit abgestimmten Aktion anzugreifen. Nur auf Bitten deutscher Bischöfe, die unkalkulierbare Vergeltungsmaßnahmen fürchteten, ist diese Aktion unterblieben“, sagte der Bonner Historiker Karl-Joseph Hummel. Das gehe aus Akten des vorzeitig geöffneten Vatikan-Archivs hervor, in die Hummel als einer der ersten Historiker Einblick erhielt, wie der Augsburger Weltbildverlag am Montag mitteilte.

Hummel veröffentlichte seine Erkenntnisse in der August-Ausgabe des Magazins „G/Geschichte“. Für den häufig zu hörenden Vorwurf, die Päpste Pius XI. und (ab 1939) Pius XII. hätten dem Nationalsozialismus gegenüber Kompromisse gemacht, weil sie sich gegen den Bolschewismus Unterstützung erhofften, ließen sich nach Hummels Angaben keine Belege finden.

Bereits Mitte der 1930er Jahre hätten deutsche Jesuiten Gutachten vorgelegt, in denen Rassismus, Kommunismus und Totalitarismus gleichermaßen verurteilt wurden. Diese Texte seien aber damals nicht veröffentlicht worden und erst jetzt bekannt geworden. Die distanzierte Haltung von Pius XI. gegenüber Hitler sei auch dadurch zum Ausdruck gekommen, dass der Papst den deutschen Diktator bei dessen Staatsbesuch in Rom 1938 demonstrativ nicht empfangen habe.

Auch die Bezeichnung Pius XII. als „Papst, der geschwiegen hat“ halte den Forschungsergebnissen nicht stand. „Die Rettung von drei Vierteln der etwa 8000 römischen Juden vor der Vernichtung ist wesentlich auf das Eingreifen von Pius XII. zurückzuführen“, schrieb Hummel. Er begrüßte die Ankündigung des Heiligen Stuhls, bereits im nächsten Jahr weitere Archivbestände zugänglich zu machen. Dies sei der richtige Weg, um Spekulationen den Boden zu entziehen.

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