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USA: Evolutions-Theorie auf dem Prüfstand

Vor der Schulbehörde des Bundesstaats Kansas im Mittleren Westen der USA steht seit Donnerstag die Evolutionstheorie von Charles Darwin auf dem Prüfstand. Wissenschafter boykottieren das Verfahren.

In einem an eine Gerichtsverhandlung erinnernden Verfahren wird sechs Tage lang über die Entstehung des Lebens beraten. Darwins Gegner vertreten die Theorie des „Intelligenten Designs“, wonach nicht die Weiterentwicklung der Arten sondern eine höhere Kraft den Menschen gezielt geschaffen habe.

In der zehn Mitglieder umfassenden Schulbehörde von Kansas haben derzeit die Konservativen die Mehrheit. Daher erwarten Beobachter, dass die Richtlinien für den Biologieunterricht in Kansas im Juni geändert werden und künftig auch die Theorie des „Intelligenten Designs“ in den Schulen gelehrt werde.

In US-Medien werden die Anhörungen mit dem „Affen-Prozess“ verglichen: 1925 wurde im Bundesstaat Tennessee der Lehrer John Scopes zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er an der High School die Evolutionstheorie unterrichtet hatte. Dadurch hatte er ein Gesetz des Bundesstaats verletzt. Darwin hatte die Idee der Evolution der Arten und die natürliche Auslese als Motor dieser Entwicklung bereits 1859 in seinem Werk „Die Entstehung der Arten“ dargelegt.

Vor der Schulbehörde treten nur Anhänger des „Intelligenten Designs“ auf, da Wissenschafter, die die Evolutionstheorie vertreten die Anhörung boykottieren. Der Anwalt Pedro Irigonegaray übernimmt die Rolle des Verteidigers der Evolutionstheorie. „Ich fühle mich wie bei einer Zeitkrümmung. Über Evolution zu diskutieren ist so wie zu diskutieren, ob die Erde rund ist. Es ist absurd“, sagte er.

Die Gegenposition vertritt Anwalt John Calvert, Direktor des „Intelligent Design Network“. Er argumentiert, dass das Leben absichtlich erzeugt und nicht durch zufällige Evolution entstanden sei. Demnach seien Menschen zu kompliziert gebaut, um eine Folge von ungesteuerter Entwicklung zu sein. Viele Vertreter des „Intelligenten Design“ sehen Gott als Schöpfer allen Lebens. In der Theorie des „Intelligenten Design“ wird jedoch Gott nicht direkt erwähnt.

„Wir sind nicht gegen die Evolution, aber wir glauben, dass es viele Beweise gibt, dass das Leben ein Produkt von Intelligenz ist“, so Calvert. Der Staat sollte sich nicht auf die Seite der seiner Ansicht nach unbewiesenen Evolutionstheorie stellen. Zur Veranschaulichung ihrer These, dass Menschen und Tiere nicht aus gemeinsamen Anfängen entstanden sein könnten, zeigten die Vertreter der Design-Theorie der Schulbehörde von Kansas Dias von menschlichen Embryos, Hühnern und Schildkröten. Auch die DNA sei zu komplex, um durch Zufall entstanden zu sein, argumentieren sie.

Eine gezielte Vertauschung der Definitionen beklagt der Vizepräsident der Gruppe „Bürger von Kansas für die Wissenschaft“, Jack Krebs, der die Anhörungen boykottiert und seine Meinung über die wahren Intentionen der „Design“-Vertreter bei einer Pressekonferenz kundtat: „Sie versuchen Wissenschaft mit Atheismus gleichzusetzen, damit sie die Wissenschaft als Atheismus bekämpfen können“.

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