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USA: "Diese Frau ist wie ein Wirbelwind"

Nancy Pelosi, die bisherige Fraktionsvorsitzende der Demokraten im Unterhaus, hat am Donnerstag den einflussreichen Posten als Präsidentin (Speaker) des Repräsentantenhauses übernommen.

Sie ist die erste Frau an der Spitze des Repräsentantenhauses in Washington – und wird als Gegenspielerin von Präsident George W. Bush in den nächsten zwei Jahren die politisch mächtigste Lady in den USA sein: Nancy Pelosi

Ihr Amt als Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses ist das dritthöchste politische Amt nach dem des Präsidenten und des Vizepräsidenten.

Sie wolle allein an ihrer Arbeit gemessen werden, betont die 66-jährige Abgeordnete aus Kalifornien. Sie wehrt sich gegen eine Sonderrolle als erster weiblicher „Speaker“ in der mehr als zweihundertjährigen Geschichte der USA. An die Mädchen und Frauen Amerikas wolle sie aber trotzdem die Botschaft senden, dass Frauen durchaus „die Luft da oben atmen können“, sagt Pelosi. „Als erste Präsidentin des Repräsentantenhauses werde ich darauf hinarbeiten, dass sicher ist: Ich bin nicht die letzte.“

Als Tochter eines Kongressabgeordneten schnupperte Pelosi früh die Luft der Politik. Mit ihrer eigenen Kandidatur für das Abgeordnetenhaus wartete sie aber, bis ihre jüngste Tochter im Teenager-Alter war. Die politische Arbeit begann für Pelosi zunächst als freiwillige Helferin bei den Demokraten in Kalifornien. Dorthin hatte es sie nach der Heirat mit dem aus San Francisco stammenden Paul Pelosi verschlagen. 1976 beriet sie den damaligen kalifornischen Gouverneur Jerry Brown bei dessen Präsidentschaftskandidatur. Danach arbeitete sie im Bundesvorstand der Demokraten, wurde Parteivorsitzende in Kalifornien und bemühte sich später erfolglos um den Vorsitz auf Bundesebene.

Die Karriere als Parlamentarierin begann 1987: Damals wurde sie von der unheilbar an Krebs erkrankten Abgeordneten Sala Burton an deren Sterbebett gebeten. „Du musst dich um meinen Sitz im Kongress bewerben“, sagte Burton in einer Art letztem politischen Willen zu ihr. Pelosi zögerte nach eigenen Worten zuerst, erklärte sich dann aber zu einer Kandidatur bereit. Im Juni desselben Jahres wurde sie dann mit 62 Prozent der Stimmen in den US-Kongress gewählt. Seither gehört sie dem Repräsentantenhaus an. Daran, dass die Demokraten jetzt nach zwölf Jahren die Mehrheit im Repräsentantenhaus zurückerobert haben, hat die liberale Abgeordnete einen wesentlichen Anteil. Seit sie vor vier Jahren Richard Gephardt im Fraktionsvorsitz ablöste, hat sie die traditionell eher zersplitterte demokratische Parlamentsfraktion zu einer geschlossenen Front gegen Präsident Bush und die republikanische Mehrheit in der Kammer formiert.

„Niemand hat härter gearbeitet, um uns aus der Wüste zu führen“, lobte die Abgeordnete Anna Eshoo die neue Parlamentspräsidentin, die in diesem Amt den Republikaner Dennis Hastert ablöst. „Diese Frau ist wie ein Wirbelwind.“

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