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Unverständnis bei Bergrettern

Nach dem Lawinentoten in Gargellen herrscht Unverständnis: Die Snowboarder ignorierten alle Warnungen, denn zum Zeitpunkt des Unglücks herrschte in Vorarlberg große Lawinengefahr der Stufe 4.

„Im gesamten Skigebiet blinkten gelbe Warnlampen an den Panoramatafeln, in Schriftlaufbändern wurden die Skifahrer über die Lawinengefahr informiert“, schildert Bergrettungseinsaztleiter Christian Thöny den „VN“. Gesperrter Hang Doch die fünfköpfige Snowboardergruppe – die Tagesgäste aus Stuttgart waren per Bus für einen Tag ins Montafon gekommen – mißachteten noch explizitere Warnungen.

„Mit einer Verbotstafel und dem Wort ,GESPERRT‘ in drei Sprachen war der Unglückshang verriegelt. Zusätzlich war ein Absperrband gespannt und eine weitere Tafel wies auf die Sperre hin“, sagt Thöny kopfschüttelnd. Dennoch befinden sich die fünf Snowboarder im Hang in vermeintlich guter Gesellschaft. „Als die Lawine losging, befanden sich bis zu 15 Personen in dem gesperrten Hang, deshalb ist auch nicht klar, wer die Lawine losgetreten hat“, so der Kommandant des Gaschurner Gendarmeriepostens, Karl Schuchter. Kein Lawinenpiepser Der mittlerweile vierte Lawinentote der Saison in Vorarlberg ist der 24-jährige Thomas M. aus Stuttgart, der eine deutsche und US-amerikanische Doppelstaatsbürgerschaft besaß. Der verheiratete Diplominformatiker – seine Frau blieb auf der Piste – ist gemeinsam mit vier Kollegen um 16.05 Uhr in den 40-Grad-Steilhang unterhalb des Spielmannskopf eingefahren.

Die drei Männer und zwei Frauen zwischen 19 und 27 Jahren wurden von der 700 Meter breiten Lawine gut 100 Meter in die Tiefe gerissen. Die zwei Snowboarderinnen haben Glück, werden nur oberflächlich verschüttet. Drei Männer kommen dagegen unter der Lawine zum Liegen. Sofort läuft der Bergeeinsatz an. „Die Helfer hatten es nicht einfach, keiner der Verschütteten trug einen Lawinenpiepser“, sagt Alpingendarm Schuchter. Innerhalb von wenigen Minuten konnten zwei der Verschütteten geborgen werden. Beide überleben mit Unterkühlungen. Nach dem fehlenden Deutschen beginnt eine dramatische Suchaktion. Der Mann trägt keinen Lawinenpiepser, Handarbeit ist für die 80 Helfer der Gendarmerie und der Bergrettung Gargellen sowie St. Gallenkirch angesagt. Auch zwei Hubschrauber sind im Einsatz. Um 17.30 Uhr – gut eineinhalb Stunden nach dem Lawinenabgang – stößt schließlich ein Lawinenhund auf den Toten, der kopfüber vom Schnee begraben wurde. Der Notarzt versucht noch direkt auf dem Lawinenkegel, den 24-jährigen ins Leben zurückzuholen – ohne Erfolg.

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