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Und die Gewinner sind: Häupl & Strache

©APA
Gastbeitrag von Johannes Huber:  Kein Zweifel, die SPÖ ist nach den Wahlniederlagen und der Bildung einer rotblauen Koalition im Burgenland sowie der Demütigung durch die Schwarzen in der Steiermark in ihre größte Krise seit Jahren geschlittert.

Für Wien schaut’s schlecht aus. Zunächst. Doch das kann sich sehr schnell ändern. Ja, im Grunde genommen kann Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) sogar zuversichtlich sein. Alles läuft auf ein Duell zwischen ihm und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hinaus. Womit die übrigen Spitzenkandidaten und Parteien von der Bildfläche verdrängt werden. Allein sie beide werden sich matchen. Was Häupl mehr als recht sein kann.

Doch eines nach dem anderen: Natürlich ist die Sozialdemokratie in ihrer Ausgrenzungspolitik gegenüber den Freiheitlichen geschwächt geworden. Viele Wähler und auch Genossen selbst irritiert der Tabubruch, den der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) vollzogen hat, indem er sich mit den Blauen ins Bett gelegt hat. Wer, der diese unter gar keinen Umständen am Ruder haben will, soll da noch die Roten wählen? Bis hierher reichen die meisten Analysen. Weiter gehen sie jedoch nicht. Und das ist ihre große Schwäche.

Wenn es in der Sozialdemokratie noch ein „Bollwerk“ gegen die FPÖ gibt, dann ist das nicht ein Norbert Darabos, der das in mitleidserregender Selbstüberschätzung von sich behauptet, sondern er: Michael Häupl. „Völlig falsch“ sei die Entscheidung seiner burgenländischen Freunde gewesen, sich auf Rotblau einzulassen, sagte er. Und niemand zweifelte daran, dass er das auch so gemeint hat. Schließlich hat er sich schon in mehreren Wahlkämpfen als schärfster Gegenspieler von Jörg Haider und zuletzt auch Heinz-Christian Strache hervorgetan. Der „Lügen“, der Hetze und der Sündenbockpolitik bezichtigt er diesen. Eine Zusammenarbeit schließt er – im Unterschied zu Hans Niessl – von vornherein aus. Sämtlichen Gelegenheiten, die sich bisher boten, hat er widerstanden. Anbiedernde Töne – wie sie auch vom steirischen Ex-SPÖ-Chef Franz Voves gekommen sind (Stichwort „Strafen für Integrationsverweigerer“) – gibt es bei ihm nicht.

Häupl wird im kommenden Wahlkampf gezwungen sein, diese Konfrontation noch stärker zu suchen. Strache wird nicht darunter leiden. Im Gegenteil. Er kann sich dafür bedanken. Im Ernst: Ohne sein Zutun wird so nämlich sein Profil noch weiter geschärft. Dabei kann er ohnehin schon auf bemerkenswerte Umfrageergebnisse verweisen. Und wird nicht mehr belächelt, wenn er sagt, dass er Bürgermeister werden möchte. Das ist durchaus möglich. Mehr als 30 Prozent Stimmenanteil sind bei dieser Wahl allemal drinnen.

Das wiederum passt Häupl sehr gut ins Konzept: Wer Strache verhindern will, der hat sehr, sehr gute Gründe, ihn bzw. die SPÖ zu wählen. Stärkste Partei wird sie ja wohl trotz massiver Verluste bleiben. Und damit hat sie es in der Hand, zu entscheiden, wie’s weiter geht. Alle anderen, die Strache ebenfalls ablehnen, werden dann allenfalls Mehrheitsbeschaffer sein. Die Grünen etwa können bestenfalls dafür sorgen, dass der Bürgermeister auch in Zukunft Michael Häupl heißt. Anders ausgedrückt: Am 11. Oktober geht’s für Wien um die Entscheidung „SPÖ oder FPÖ“ bzw. „Häupl oder Strache“. Und das nützt beiden.

Johannes Huber betreibt den Blog johanneshuber.me zur österreichischen Politik

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