AA

Umstrittener Offener Brief zur Ukraine: Peter Weibel ist Initiator

Künstler Peter Weibel steht hinter einem umstrittenen Offenen Brief gegen Waffenlieferungen an die Ukraine
Künstler Peter Weibel steht hinter einem umstrittenen Offenen Brief gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ©APA/GEORG HOCHMUTH
Urheber-Outing: Der österreichische, in Odessa geborene Multimediakünstler Peter Weibel ist Initiator des umstrittenen Offenen Briefs gegen Waffenlieferungen an die Ukraine.
Klitschko kritisiert Brief
Brief: Promis warnen vor 3. Weltkrieg

Weibel habe "Emma"-Herausgeberin Alice Schwarzer geschrieben, ob sie nicht gemeinsam etwas unternehmen könnten, erzählte Weibel dem "Standard" (Mittwoch). "Uns alle treibt die Sorge um, dass die Lieferung schwerer Waffen den Krieg verlängert - dadurch die Vernichtung menschlicher Existenzen und der Blutzoll steigen."

Künstler unterzeichneten Brief an deutschen Bundeskanzler Scholz

Die Unterzeichner des Briefs wie Liedermacher Konstantin Wecker, Schauspieler Lars Eidinger, Autorin Juli Zeh und Schriftsteller Martin Walser forderten den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz auf, alles dazu beizutragen, "dass es so schnell wie möglich zu einem Waffenstillstand kommen kann; zu einem Kompromiss, den beide Seiten akzeptieren können".

Weibel: Keine Forderung zur Kapitulation der Ukraine

Weibel wies gegenüber der Zeitung den Vorwurf zurück, dass damit eine Kapitulation der Ukraine gefordert werde. "Von einer bedingungslosen Kapitulation der Ukraine kann nicht die Rede sein", sagte der Leiter des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe. "Der Kompromiss wird darin bestehen, dass die Krim und die Teilrepubliken Donbass, Donezk sowie Luhansk anerkannt werden. Je früher man sich auf diesen Kompromiss einigt, umso weniger Gräueltaten werden verübt."

"Dieser Krieg kann nicht endlos fortgeführt werden", argumentiert Weibel: die Regierung von Präsident Wolodymyr Selenskyj müsse selbst den Punkt erkennen, an dem der Widerstand das eigene Land vernichte. Russland wiederum erkennt, dass seine Militärmaschinen und -macht nicht so stark seien wie erwartet. "Ich hoffe, dass Transnistrien ebenfalls endlich anerkannt wird, das schon lange ein defacto von Russland unterstütztes Regime ist."

Kritik an Reaktionen auf den Offenen Brief

Der Sohn einer Russland-Deutschen und eines Wehrmachtoffiziers, der seine Kindheit in Ried im Innkreis verbrachte, kritisierte die Reaktionen auf den Offenen Brief scharf: "Die Rhetorik, mit der die Unterzeichnerinnen des Briefes überschüttet werden, erinnert nicht an die freie Welt, sondern eher ans russische Staatsfernsehen, das auch die Gegner mit Spott und Hohn überschüttet."

Scholz etwa hatte von Zynismus gesprochen, "wenn gesagt wird, man solle sich gegen die Putin'sche Aggression ohne Waffen verteidigen". Der Bruder des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko, Wladimir, meinte: "Blinder Pazifismus ist genauso gefährlich wie glückselige Kriegstreiberei".

NATO-Osterweiterung als entscheidender Punkt

Für Weibel ist die NATO-Osterweiterung der entscheidende Punkt. "Wenn Putin unterstellt wird, er hänge Großmachtträumen an, dann wird die Einsicht verstellt, dass sein Phantomschmerz ein gebrochenes Versprechen des Westens ist und nicht der Verlust der Sowjetrepubliken."

Unter Verweis auf die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 erklärte Weibel, dass der damalige Erste Sekretär der tschechoslowakischen Kommunisten, Alexander Dubcek, sein "Volk nicht geopfert" habe. "Die fünf Millionen oder mehr Menschen, welche die Ukraine verlassen, fliehen nicht allein vor dem Krieg, sondern sie fliehen auch aus der korrupten Ukraine. Die Menschen, die aus den Kriegsgebieten des Ostens und des Südens der Ukraine kommen, könnten ja im Norden und Westen der Ukraine Sicherheit und Schutz finden. Man muss also die Frage stellen: Verteidigen wir wirklich in der Ukraine westliche Werte wie Freiheit, Demokratie usw.?"

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Umstrittener Offener Brief zur Ukraine: Peter Weibel ist Initiator
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen