Die neue Lösung sieht vor, dass in der an sich autofreien Fußgängerzone auf der Mariahilfer Straße Warenlieferungen bis 13.00 Uhr möglich sind. Taxis dürfen auf der Bustrasse fahren, um Fahrgäste abzuholen bzw. aussteigen zu lassen. Die Durchfahrt ohne Halt ist verboten.
Dieser Bereich wird Fußgängerzone
Die Fußgängerzone wird sich bekanntlich von der Kirchengasse bis zur Andreasgasse erstrecken. Dieser Bereich ist für den motorisierten Verkehr künftig tabu. Für den Lieferverkehr gibt es Ausnahmen: Die Warenzustellung ist von Montag bis Samstag (wenn Werktag, Anm.) zwischen 6.00 und 13.00 Uhr erlaubt, hieß es am Dienstag im Büro von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne). In den Begegnungszonen zwischen Kaiserstraße und Andreasgasse sowie zwischen Kirchengasse und Getreidemarkt ändert sich an den jetzigen Lieferzeiten und Ladezonen – sie sind nicht einheitlich geregelt – nichts.
Taxis dürfen in die Fußgängerzone lediglich ein-, jedoch nicht durchfahren, und müssen jedenfalls die für den 13A rot eingefärbte Bustrasse benutzen. In dem kurzen Fuzo-Abschnitt zwischen Neubau- und Andreasgasse, wo der Bus nicht verkehrt, ist die Zufahrtsmöglichkeit für Taxis zeitlich beschränkt. Hier können nur – analog zum Lieferverkehr – von Montag bis Samstag zwischen 6.00 und 13.00 Uhr Fahrgäste abgeholt und hingebracht werden. In den Begegnungszonen dürfen Taxler wie alle anderen Verkehrsteilnehmer mit maximal 20 km/h fahren.
Mariahilfer Straße: Regelungen für Radfahrer
Das Radfahren wird auf der gesamten “Mahü” in beide Richtung und “in angepasster Geschwindigkeit” möglich sein, hieß es. Eigene Radstreifen wird es nicht geben. Soll heißen: Die Biker dürfen – mit Ausnahme der roten Busspur – die gesamte Verkehrsfläche benutzen.
Mit den Änderungen auf der Shoppingmeile treten auch die begleitenden Verkehrsmaßnahmen in den umliegenden Straßen in Kraft. Sie sollen den drohenden Ausweichverkehr abfedern. Die Hauptdurchzugsrouten Gumpendorfer Straße, Neustiftgasse und Burggasse werden zu Tempo-30-Zonen. Zusätzlich gibt es diverse Änderungen, was Einbahnen oder Abbiegemöglichkeiten in den Bezirken Mariahilf und Neubau betrifft.
Infotafeln zu Neuerungen auf der Mahü
Laut Vassilakou-Büro werden ab kommender Woche an zentralen Stellen Infotafeln aufgestellt, um Autofahrer im Vorfeld rechtzeitig auf die Neuerungen hinzuweisen. Kurz vor dem Start der Testphase gibt es dann noch eine kurzfristige Komplettsperre für den Kfz – und zwar von 14. August, 20.00 Uhr, bis zum 16. August, 6.00 Uhr. Dies sei u.a. wegen der Aufbringung der neuen Bodenmarkierungen nötig. Der 13A-Betrieb soll davon nicht beeinträchtigt werden.
Am 16. August wird ab den frühen Morgenstunden dann getestet. Was konkret heißt: Baulich ändert sich – abgesehen von der roten Markierung – noch nichts. Ob man sich in der Begegnungszone oder in der Fuzo befindet, ist anhand der montierten Schilder zu erkennen.
Die Testphase für die Mahü Neu wird einige Monate – wie lange genau, ist noch nicht bekannt – dauern und laufend beobachtet bzw. evaluiert. Im Anschluss an den Probelauf ist eine Bürgerbefragung darüber vorgesehen, wie die Neugestaltung dann in der Letztfassung ausschauen soll.
Lieferverkehrslösung für Jank zu spät
Die Wiener Wirtschaftskammer hat am Dienstag anlässlich der präsentierten Lieferverkehrslösung für die verkehrsberuhigte Mariahilfer Straße das Arbeitstempo der Stadt gegeißelt. Die Entscheidung komme zu spät, ärgerte sich Kammerpräsidentin Brigitte Jank in einer Aussendung. Denn nun hätten die rund 9.000 betroffene Betriebe nur mehr ein Monat Zeit, ihre Lieferkonzepte zu adaptieren bzw. zu ändern.
“Die Unternehmen müssen allein auf der Mariahilfer Straße mehrere hundert Zustellvorgänge pro Tag neu planen und in einem wesentlich verkürzten Zeitfenster unterbringen”, so Jank. Durch geplante Verengungen der Straßenradien müssten viele Lieferanten nun auf kleinere Kfz umstellen: “Das bedeutet zusätzlichen Aufwand, höhere Kosten, längere Lieferzeiten und mehr Fahrten.” Kritik übte Jank zudem an den ihrer Meinung nach fehlenden Evaluierungskriterien und an den wegfallenden Querungsmöglichkeiten.
Kopfschütteln aus dem Rathaus
Kopfschütteln kam darüber hinaus von der Rathausopposition. Die ÖVP bekräftigte ihre Forderung, die Bürger über das Mahü-Gesamtprojekt abstimmen zu lassen. Die FPÖ prophezeite einen Flop und analysierte: “Eine Fußgängerzone mit Rad-, Taxi-, Liefer-, Bus- und Anrainerverkehr ist keine Fußgängerzone, sondern eine 18 Mio. Euro teure Totgeburt.”
(apa/red)