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U-Ausschuss fordert Ibiza-Video: Chaos in Ministerien

Das Ibiza-Video wurde vor zwei Monaten gefunden.
Das Ibiza-Video wurde vor zwei Monaten gefunden. ©Spiegel/Süddeutsche
Justizministerin Alma Zadic will das Ibiza-Video "so schnell wie möglich" dem U-Ausschuss zur Verfügung stellen, doch das Video befindet sich im Besitz des Innenministeriums. Dort sieht sich niemand dafür zuständig.

Justizministerin Alma Zadic (Grüne) will das derzeit im Bundeskriminalamt liegende Ibiza-Video "so schnell wie möglich" dem Untersuchungsausschuss übermitteln. Wie Zadic im Gespräch mit der APA sagt, ist die Justiz aber noch nicht im Besitz der Aufnahmen. Sie will daher am Dienstag mit Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) sprechen.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) hat am Freitag sowohl das Innen- als auch das Justizministerium schriftlich aufgefordert, das im April beschlagnahmte Ibiza-Video an den Untersuchungsausschuss zu übermitteln. Das Innenministerium sieht diesbezüglich die Justiz in der Pflicht. Auf APA-Anfrage verwies eine Sprecherin Nehammers auf die Verfahrensordnung, laut der das Justizministerium die Unterlagen der Strafverfolgungsbehörden dem Ausschuss vorlegen muss: "Wenn sie von uns wollen, dass wir es weitergeben, machen wir es sofort."

Zadic will mit Nehammer sprechen

Zadic will daher am Dienstag mit Innenminister Nehammer sprechen. "Es ist mir ein Anliegen, dass dem Untersuchungsausschuss so schnell wie möglich alle relevanten Unterlagen zur Verfügung gestellt werden", so die Ministerin. Sie verweist allerdings darauf, dass das Bundeskriminalamt das Video bisher nicht an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet hat und die Justiz daher noch nicht im Besitz der Aufnahmen ist.

Das Justizministerium hat die Kollegen im Innenressort bereits am 29. Jänner per Erlass aufgefordert, alle für den Untersuchungsausschuss relevanten Unterlagen den zuständigen Staatsanwaltschaften zu übermitteln. Weil dies im Fall des Ibiza-Videos noch nicht geschehen ist, drängt die Ministerin das Bundeskriminalamt nun, dies nachzuholen. Dabei müsste das Innenministerium laut Zadic auch prüfen, ob mit der Übermittlung Persönlichkeitsrechte verletzt werden.

Möglicherweise Persönlichkeitsrechte verletzt

Alternativ könnte das Bundeskriminalamt das Video auch in Form eines regulären Ermittlungsberichts an die Staatsanwaltschaft schicken. In diesem Fall müsste die Justiz dann die Frage der Persönlichkeitsrechte bewerten - gemeinsam mit der Frage, ob die Übermittlung des Videos an das Parlament möglicherweise die Ermittlungen gefährden könnte.

Die Verfahrensrichterin im Ausschuss, Ilse Huber, rechnet jedenfalls mit einer raschen Übermittlung des Videos an die Abgeordneten, wie sie am Montag im ORF-Radio sagte. Sobotka setze sich für die rasche Lieferung ein. "Dann wird es noch hier aufbereitet und dann müsste die Einsicht möglich sein", sagte Huber.

FPÖ und NEOS kritisieren Tauziehen um Video

Kritik am Regierungs-internen Tauziehen um die Lieferung des Ibiza-Videos an das Parlament kommt von FPÖ und NEOS. Beide Parteien drängten am Montag darauf, das Video im U-Ausschuss zu erhalten. Im Innenministerium geht man indessen davon aus, dass die Justiz das Video auch ohne formale Übermittlung durch das Bundeskriminalamt weiterleiten könnte.

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Innenministerium prüft "Zwischenbericht" mit Ibiza-Video

Das Innenministerium überlegt nun, einen "Zwischenbericht" mit dem Rohmaterial des Ibiza-Videos an die Staatsanwaltschaft Wien zu übermitteln. Damit könnte das Justizministerium die Aufnahmen an den U-Ausschuss weiterleiten, sagte Generalsekretär Helmut Tomac der APA am Montag. Die Auswertung des Videos durch das Bundeskriminalamt dauert seinen Angaben zufolge noch zumindest eineinhalb Wochen.

Nehammer sieht bei Video Justiz am Zug

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) sieht bei der Übermittlung des gesamten Ibiza-Videos an den dazugehörigen U-Ausschuss das Justizressort am Zug. Bei einer Pressekonferenz Dienstagvormittag verwies er auf die entsprechende Rechtsmeinung seines Ministeriums, die auch von der Finanzprokuratur unterstützt werde.

Wien. Schließlich habe die Exekutive im Auftrag der Staatsanwaltschaft gehandelt und diese habe jederzeit Zugriff auf das Video. Da sie dem Justizministerium unterstellt sei, müsse dieses das Video an den Untersuchungsausschuss weiterleiten. Er halte es für ganz wichtig, dass das Gremium das Bildmaterial "so rasch als möglich" erhalte

(APA/red)

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