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Turkmenistan offen für direkte Gaslieferungen nach Europa

Vom Gasexport aus Turkmenistan könnte künftig auch die EU profitieren. Dem turkmenischen Präsidenten zufolge soll der Käufer das Gas bekommen, der bereit ist den höchsten Preis dafür zu zahlen. Damit könnte die EU ihre Energieabhängigkeit gegenüber Russland reduzieren.

Im Wettlauf um Gas aus Turkmenistan könnte die EU nach Ansicht von Deutschlands Wirtschaftsminister Michael Glos langfristig ins Geschäft kommen. Der turkmenische Präsident Gurbanguly Berdymuchammedow habe deutlich gemacht, dass beim Verkauf der gewaltigen Gasreserven allein der Preis entscheide. “Wer an der Grenze am meisten zahlt, bekommt das Gas”, sagte Glos am Montag nach einem Gespräch mit dem Machthaber in der Hauptstadt Aschchabad.

Die EU hofft, dass in einigen Jahren turkmenisches Gas über das Kaspische Meer nach Baku in Aserbaidschan transportiert und dann durch die geplante “Nabucco”-Pipeline nach Westen gepumpt wird. Damit soll die Energie-Abhängigkeit von Russland verringert werden.

Berdymuchammedow sagte, es seien noch viele Investitionen notwendig, bis Gas aus Turkmenistan ohne Rohre von Gazprom nach Europa kommen werde. Der russische Staatsmonopolist ist seit Jahrzehnten wichtigster Abnehmer und deckt mit turkmenischem Gas einen erheblichen Teil seiner eigenen Lieferverpflichtungen im Westen ab.

Großes Interesse an Turkmenistan-Gas haben auch die Chinesen, die eine Pipeline nach Osten bauen wollen. Bereits Kunde ist der Iran. Berdymuchammedow kündigte an, dass bis 2030 die jährliche Gasförderung von heute 70 auf 250 Mrd. Kubikmeter erhöht werden soll. Experten zweifeln an der Machbarkeit. Glos sagte, die Bemühungen der EU um Gas aus der Region seien kein Misstrauen gegenüber Russland. Die westliche Energieversorgung müsse aber auf mehreren Beinen stehen.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte im Dezember mit Turkmenistan und Kasachstan den Bau einer neuen Gaspipeline vereinbart. Dieser Deal gilt als Antwort Moskaus auf die “Nabucco”-Pipeline, die russischen Boden bewusst umgeht. Die 3.000 Kilometer lange Rohrleitung soll rund fünf Mrd. Euro kosten und ab 2012 zunächst Gas aus Aserbaidschan nach Westen liefern. Der am “Nabucco”-Konsortium beteiligte deutsche Energiekonzern RWE wies Befürchtungen zurück, es gebe zu wenig Gas zur Auslastung der Röhre. “Wenn das Ding erst einmal liegt, wird es auch gefüllt werden”, sagte RWE-Manager Stefan Judisch.

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