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Türkei-Botschafter soll über Christen und Weihnachten gelästert haben

Die Aussagen des türkischen Botschafters wurden auf Video aufgenommen.
Die Aussagen des türkischen Botschafters wurden auf Video aufgenommen. ©APA/GEORG HOCHMUTH
In einem Video von einer Ramadan-Veranstaltung soll der türkische Botschafter in Wien, Ozan Ceyhun, mit abfälligen Äußerungen über Christen zu hören sein.

Das berichtet das "Volksblatt" (Mittwochsausgabe) in einer Vorausmeldung. Ceyhun wies die Darstellung zurück und erklärte, er fühle sich missverstanden. Ein türkischer Abgeordneter soll zudem die islamistische Muslimbruderschaft gewürdigt haben.

"Verteilen zu Weihnachten keine Geschenke"

Anlass für das Event im Wonder-Institut im 16. Bezirk waren Hilfsaktionen der türkischen Organisation Wefa ("Weltweiter Einsatz für Arme") und der Internationalen Demokratische Union (UID), allesamt Gruppierungen im Dunstkreis der AK-Partei des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Ceyhun und UID-Präsident Mahmut Koc verteilten Lebensmittel und 200-Euro-Gutscheine an bedürftige türkische Imam-Hatip-Studenten.

Über Österreichs Christen soll Ceyhun dem türkischen Publikum gesagt haben: "Schauen Sie, Sie leben in diesem Moment hier (in Österreich, Anm.), die machen keine derartigen Veranstaltungen, wie wir hier. Zum Beispiel zu Weihnachten - und ich sage das Wort Weihnachten bewusst in deutscher Sprache, damit Sie verstehen, was ich meine. Die (Christen, Anm.) gehen in egoistischer Manier, ziehen sich in ihre vier Wände zurück und verteilen keine Geschenke, wie wir das tun."

Lob für Erdogan und Muslimbruderschaft

"Obwohl der Botschafter jahrelang in Deutschland gelebt hat, erst EU-Abgeordneter für die Grünen, dann für die SPD war, ehe er zum glühenden Erdogan-Fan mutierte, scheint Ceyhun die weihnachtliche Kultur des Schenkens entgangen zu sein", kommentiert das "Volksblatt" seinen Bericht.

Ceyhun verbreitete den Angaben zufolge Lobpreisungen auf Erdogan und die Stärke der Türkei. Auch der Muslimbruderschaft wurde demnach gehuldigt. Der per Video zugeschaltete AKP-Abgeordnete Zafer Sarikaya würdigt namentlich Hassan al-Banna, der 1928 die islamistische Muslimbruderschaft gegründet hatte.

Ceyhun fühlt sich missverstanden und weist Vorwürfe zurück

Gegenüber dem "Volksblatt" äußerte Ceyhun "meine Empörung und Enttäuschung darüber, dass unsere guten Absichten und Botschaften falsch gedeutet und dargestellt werden". Obwohl zwei Muttersprachler seine Aussagen übersetzt haben, bestreitet der Diplomat, sie so getätigt zu haben. "Wenn ich von Personen bzw. ihrem Verhalten zur Weihnachtszeit gesprochen habe, dann war damit die große Masse gemeint, die in der heutigen Konsumgesellschaft Weihnachten als eine rein weltliche Privatveranstaltung auffasst, um sich selbst zu beschenken". Er habe damit nicht die Christen kritisiert.

Am Mittwoch wird Ceyhun auch im Integrationsministerium Gelegenheit für Erklärungen haben. Ministerin Susanne Raab (ÖVP) hat ihn eingeladen, wobei ihr Sprecher laut "Volksblatt" ausdrücklich betont, dass "es keine Vorladung ist".

(APA/Red)

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