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Tschernobyl: 740 Millionen Euro für Schutz

Auf dem verstrahlten Gelände des Kraftwerks werden derzeit die Fundamente für eine 110 Meter hohe Schutzhülle bereitet. Sie soll über den brüchig gewordenen "Sarkophag" gestülpt werden, mit dem die Reste des am 26. April 1986 explodierten Reaktors 4 notdürftig eingehüllt wurden. Für das Großprojekt und die sichere Entsorgung von Brennstäben fehlen der Ukraine noch 740 Millionen Euro.

“Das ist kein Disneyland”, sagt Projektmanagement-Direktor Laurin Dodd. Während die rund 600.000 “Liquidatoren” in Sowjetzeiten unmittelbar nach der Katastrophe unter Einsatz ihres Lebens den Reaktor ummantelten, könne man heute sorgfältiger und sicherer planen. Mit einer Höhe von 110 Meter soll die neue Schutzhülle (“New Safe Confinement”) sogar die amerikanische Freiheitsstatue überragen.

Der Plan: Auf einem Areal von 90.000 Quadratmetern werden die einzelnen Teile zunächst zusammengesetzt und dann das ganze Konstrukt um 300 Meter über den “Sarkophag” verschoben. Die Fertigstellung ist für 2014/2015 geplant. Auch in hundert Jahren soll die Hülle nicht rosten, versichert Dodd. Ziel sei es, den zerstörten Reaktorblock schrittweise abzutragen, ohne dass Schutt und Staub nach außen gelange, nicht primär die Abschirmung vor Radioaktivität, erläutert Dodd. Im Zuge der Abbrucharbeiten werde sich die Radioaktivität über dem Reaktor etwas erhöhen. In Summe soll die neue Schutzhülle 29.000 Tonnen wiegen und über zwei Kräne verfügen. Die Arbeiten stehen unter Führung des französischen Konsortiums Novarka. Geschätzte Gesamtkosten: 1,54 Milliarden Euro.

Das “größte Risiko” in Tschernobyl sei ein Zusammenbruch der bestehenden Schutzummantelung, sagt Vince Novak, Direktor für Nukleare Sicherheit bei der mit der Finanzverwaltung beauftragten Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD). Durch aufwendige Stabilisierungsarbeiten an der Westwand des “Sarkophags” habe ein solcher Unfall bisher verhindert werden können. Heute könne die Schutzummantelung auch Erdbeben überstehen, versichert er. Das Risiko einer neuerlichen nuklearen Kettenreaktion sei laut Studien “so gut wie Null”.

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