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Tschad: Rebellen erreichten Hauptstadt

Die Lage im Tschad spitzt sich weiter zu. Hunderte bewaffnete Rebellen sind am Samstag in die Hauptstadt des Tschad eingedrungen und sollen öffentliche Gebäude eingenommen haben.

Aus Militärkreisen verlautete laut AFP, die Rebellen hätten N’Djamena am Vormittag nach dreistündigen Kämpfen mit den Regierungstruppen eingenommen. Andere Nachrichtenagenturen berichteten zurückhaltender und sprachen von Kämpfen um das Parlament und um den Präsidentenpalast. Präsident Idris Deby Itno soll sich weiter im seinem Amtssitz aufhalten. Die Afrikanische Union (AU) mit Sitz in Addis Abeba hat den Rebellen-Vorstoß im Tschad “schärfstens verurteilt”.

Nach Angaben aus französischen Armeekreisen lieferten sich bis zu rund 2000 tschadische Rebellen Kämpfe mit den Regierungssoldaten. Der französische Generalstab teilte in Paris mit, 150 zusätzliche französische Soldaten seien am Samstagmorgen in N’Djamena eingetroffen. Nach Angaben eines Militärsprechers in Paris ist es zu mehreren bewaffneten Zusammenstößen zwischen Rebellen und Regierungssoldaten gekommen. Zuvor hatte ein Hotelbetreiber aus N’Djamena per Telefon berichtet, aus der Gegend der Residenz von Präsident Idriss Deby seien seit dem frühen Morgen Schüsse und Explosionen zu vernehmen.

“Die Rebellen sind am Gewinnen”, schrieb eine Frau laut Reuters in einem E-Mail, das sie vom Gebäude einer westlichen Botschaft aus verschickte. Sie fügte hinzu, dass heftige Schusswechsel zu hören seien. Am Freitag hatten sich die Rebellen bereits schwere Kämpfe mit Regierungstruppen geliefert. Sie fordern von Präsident Idriss Deby, an der Regierung beteiligt zu werden. Nach Angaben von Augenzeugen zogen die Rebellengruppen aus dem Osten und Süden in die Stadt ein.

Die schwer bewaffneten Rebellenverbände waren seit Tagen auf die Hauptstadt vorgerückt. Ein Rebellensprecher sagte per Satellitentelefon: “Er (Deby) wird heute gestürzt, das ist sicher.”Am Freitag hatten Regierungstruppen etwa 100 Kilometer nordöstlich von N’Djamena versucht, die Rebellen zu stoppen. Auf einer Internetseite der tschadischen Opposition hieß es, die Rebellen hätten die etwa 30 Kilometer vor der Hauptstadt liegende Ortschaft Djermaya eingenommen. Unabhängige Bestätigungen gab es zunächst nicht. Beide Seiten gaben an, die Kämpfe am Freitag gewonnen zu haben.

Die Rebellen fordern von Präsident Idriss Deby, an der Regierung beteiligt zu werden. Die Kämpfe hatten am Freitag die Stationierung einer Friedenstruppe der EU verzögert. In den kommenden Wochen sollen bis zu 3.700 Soldaten aus EU-Mitgliedsstaaten im Tschad stationiert werden. Sie sollen im Osten des Landes dabei helfen, Flüchtlinge aus der benachbarten sudanesischen Region Darfur und internationale Hilfsorganisationen zu beschützen. Mehr als die Hälfte der Soldaten wird von Frankreich gestellt, Österreich hat ein Kontingent von 160 Soldaten zugesagt.

Wegen der erneut schweren Kämpfe bereiteten sich Frankreich und die USA am Wochenende darauf vor, ihre Staatsbürger notfalls zügig aus dem zentralafrikanischen Land in Sicherheit zu bringen. Mehr als 600 französische Staatsangehörige halten sich im Tschad auf. Die französische Botschaft in N’Djamena rief Franzosen am Samstag dazu auf, sich an drei Sammelpunkten einzufinden. Die US-Vertretung teilte ihren Bürgern mit, sich sofort zur Botschaft zu begeben, sollten sie das Land verlassen wollen.

Truppensprecher Wolfgang Schneider vom österreichischen Verteidigungsministerium sagte in der Mittags-ZiB des ORF-Fernsehens zum Befinden des österreichischen Vorauskommandos, das sich seit einigen Tagen in N’Djamena aufhält, die Soldaten “sind wohlauf” und “sicher in einer festen Unterkunft”. Das Verteidigungsministeriums beobachte die Lage gemeinsam mit den EU-Partnern genau.

Ein Reporter der Tageszeitung “Österreich”, der sich ebenfalls in N’Djamena aufhält, erklärte laut Mitteilung des Blattes an die APA, das umkämpfte Parlament befinde sich in der Nähe des Hotels Kempinski, wo die Österreicher wohnen. Die österreichischen Soldaten beobachteten die Lage von dort aus genau. Das Vorauskommando des Bundesheeres für den EU-Einsatz im Tschad umfasst rund 20 Personen

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